Mülheim. Hilmar Heubach hat sich auf Sonderfahrten spezialisiert. Sein Team ist die Feuerwehr in der Logistik und bundesweit in 60 Minuten beim Kunden.
Ein wichtiges Werkzeug von Siemens, eine Materialprobe vom Max-Planck-Institut oder eine wichtige Dichtung, die auf einer Baustelle dringend benötigt wird - HTL hat sich auf Sonderfahrten spezialisiert. „Wir sind die Feuerwehr in der Logistik“, sagt Firmenchef Hilmar Heubach und das gilt für 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Der Kurierdienst ist immer dann gefragt, wenn die Zeit knapp ist und Schnelligkeit wichtiger als der Preis für den Transport. So ist auf dem schwarzen Laster eine Stoppuhr abgebildet und der Countdown läuft: „Wenn jede Sekunde zählt.“ Denn Zeit ist bekanntlich Geld. Seit gut zehn Jahren gibt es von HTL das Versprechen, bundesweit binnen 60 Minuten beim Kunden zu sein, was bei der Hälfte der Aufträge auch eine Rolle spiele, sagt der 44-Jährige.
Bis zu 150 Termine kommen täglich rein und werden von neun Disponenten bearbeitet. 80 Fahrzeuge vom Caddy bis zum Sattelzug stehen bereit, HTL ist aber auch eingebunden in das bundesweite Netzwerk Profex, das Heubach mit 26 Partnern gegründet hat und das noch einmal über eine Flotte von 1400 Fahrzeugen verfügt. Inzwischen hat Heubach noch eine Niederlassung in Köln eröffnet und beabsichtigt, dass in diesem und im kommenden Jahr je ein weiterer Standort dazu kommt. Die Zentrale an der Xantener Straße ist schon seit Jahren zu eng. „Mit der Wirtschaftsförderung suchen wir schon seit Jahren. Aber finden sie mal hier eine Gewerbefläche. Das ist nicht einfach“, sagt Heubach.
Gestärkt aus der Krise
Dass der Kurierdienst beständig auf Erfolgskurs fährt, war vor Jahren nicht abzusehen, vor allem weil in der Wirtschaftskrise 2009 viele aus der Branche auf der Strecke geblieben sind, HTL aber gestärkt daraus hervorgegangen ist. Umso verwunderlicher ist der Erfolg, weil er aus dem Nichts kommt, Heubach so etwas wie ein Selfmade-Man ist. Gelernt hat er Fluggerätemechaniker bei der WDL von Theo Wüllenkemper. Während seiner Bundeswehrzeit begann er als Nebenjob, Getränkekisten an Privatkunden auszuliefern und kam auf die Idee, dass die auch andere Dinge brauchen. Beim Bier konkretisierte sich dann die Idee mit einem Partner.
An seinen ersten Auftrag kann er sich noch erinnern: einen Kopierer vom 1. Stock von der Friedrichstraße in den 2. Stock in die Wallstraße bringen. Zwei Stunden Arbeit, umgerechnet 10 Euro. „Im Nachhinein betrachtet völliger Quatsch, weil das völlig falsch kalkuliert und viel zu günstig war“, sagt er. „Wir hatten ja gar keine Ahnung“. Bald kam der erste Kunde, für den sie jeden Tag auf Achse waren und Teakmöbel auslieferten. „Der hat sich an uns eine goldene Nase verdient.“ Als Jungunternehmer, die vom Arbeitsamt unterstützt wurden, mussten sie ihr Lehrgeld zahlen. 1996 hatten sie dann ihren ersten Industrie-Kunden, der ihm bis heute treu geblieben ist. Kalkulation und Disposition hat Heubach sich dann selbst angeeignet. Learning by doing, sagt er. Er hat den Markt beobachtet, Anfragen bei Mitbewerbern eingeholt und die eigenen Angebote dann angepasst.
Auch im Stadion erreichbar
Mit vier Fahrern bezog er dann vor 15 Jahren zunächst eine Lagerhalle an der Sandstraße, direkt neben der neuen Partymeile. Es wuchs die Erkenntnis, dass teure Leerfahrten in einem Netzwerk zu verhindern wären. Darüber zerbrach zwar die Partnerschaft, ein funktionierendes Netzwerk gelang aber auch erst im zweiten Anlauf.
Für Heubach blieb die Arbeit aufreibend. Acht Jahre lang machte er selbst die Disposition, war bei Problemen rund um die Uhr erreichbar – im Stadion auf Schalke, im Restaurant oder auch im Bett. Auf Achse war er damals auch und hat Ware in jedes Land in Europa gekarrt. An einem Weihnachtsabend hat er das Notfallhandy an seine Mitarbeiter weitergereicht.
Das Telefon klingelt nachts inzwischen weitaus häufiger, obwohl die Zentrale täglich von 5 bis 22 Uhr besetzt ist: bis zu 20 Mal. Es melden sich dann weniger die Kunden mit Aufträgen, sondern die Fahrer mit Problemen, die Unterstützung brauchen. Jetzt hat Heubach mehr Zeit für seine drei Kinder, die er samstags mitnimmt, wenn er im Betrieb vorbeischaut. Die großen Brummis finden die dann richtig cool.