Mülheim.

Deutschland steht vor der riesengroßen Herausforderung der Energiewende, Mülheim damit natürlich auch. Kann es sich die Stadt da erlauben, auf kleine Beiträge von Bürgern, die Solarkollektoren auf ihren Dächern installieren wollen, zu verzichten? Das fragt die Siedlervereinigung Heimaterde. Die Antwort der Stadt lautet Ja. Man sollte verzichten, wenn dadurch das Erscheinungsbild eines Baudenkmals geschmälert wird.

Denkmal- versus Umweltschutz – was ist höher zu bewerten? Dieser Debatte stellten sich die Planungspolitiker. Die Siedlervereinigung hatte sich zuvor in einem offenen Brief an die OB und die Parteien im Stadtrat gewandt, mit ihrem Anliegen, der Energiewende und dem Klimaschutz auch in der denkmalgeschützten Siedlung eine Entwicklungschance einzuräumen.

Siedlervereinigung will Änderung

Die kommunalen Bauvorschriften erlauben es den Siedlern bislang nur, Solarkollektoren auf nicht öffentlich einsehbaren Flächen der Häuser anzubringen. Für eine Änderung tritt die Siedlervereinigung ein. 180 Unterzeichner einer Initiative hatten die Stadt aufgefordert, Solarkollektoren überall am Gebäude zuzulassen.

Vereinsvorsitzender Egon Janz stellte im Planungsausschuss die Sicht der Petenten dar. Er verwies dabei auf das Bundesgesetz über den Vorrang erneuerbarer Energien, nach dem der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung bis zum Jahr 2020 auf 35 % hochzuschrauben ist. Hierzu seien eben alle Anstrengungen nötig, auch kleinste – und eben auch Anstrengungen von Eigentümern denkmalgeschützter Gebäude. Janz forderte von Mülheims Planungspolitik eine politische Prioritätensetzung zugunsten des Umweltschutzes auch im Ortsrecht. Ginge es nach dem Wunsch der von Janz vertretenen Siedler, würde sich das Amt für Denkmalschutz künftig kulanter zeigen in der Zustimmung zu Solaranlagen auf Dächern von Denkmälern. Er verstünde eine solche neue Verfahrensweise als „zukunftsorientierte Fortentwicklung“ des Denkmalschutzes.

Den Bürgern entgegenkommen

„Wir bedauern“, machte Planungsdezernent Peter Vermeulen die ablehnende Haltung der Verwaltung deutlich, die auch die Unterstützung der Politik fand, obwohl Hubert Niehoff (Grüne) meinte: „Man sollte den Bürgern nach Möglichkeit entgegenkommen.“ Für die Stadt wäre die gewünschte Aufweichung der Richtlinien in den Bebauungsplänen zur „Zerstörung des geschlossenen Bildes des Siedlung“ geeignet, die schließlich auf Wunsch der Siedler erst im Jahr 2008 unter Denkmalschutz gestellt worden sei. Das historisch geprägte Gesamterscheinungsbild der Siedlung sei zu schützen. Dazu zählten die geneigten Hausdächer mit Pfanneneindeckung.

Vermeulen verwies auf Hilfestellungen, die die Stadt bei der energetischen Ertüchtigung derer Häuser gebe. Solarenergie sei nicht alles, hieß es etwa mit Verweis auf Kraft-Wärme-Kopplung.

Planungsamtsleiter Martin Harter widersprach der Auffassung der Siedlervereinigung, erneuerbaren Energien sei qua genanntem Bundesgesetz Vorrang gegenüber dem Denkmalschutz einzuräumen. Beide Ziele stünden gleichrangig nebeneinander.