Mülheim. Nackte Körper und Modelmaße helfen ungemein beim Verkauf eines Produkts. Doch wie weit darf die Werbung dabei gehen und wann fängt Sexismus an? Männliche und weibliche Besucher der Ausstellung „Sexismus in der Werbung“ bekamen davon einen Eindruck - und bewerteten die Werbeplakate unterschiedlich.
Von nackten Brüsten, die für eine Automarke werben, über magersüchtige Körper, die idealisiert ein Computerprogramm anpreisen, bis hin zu einem bekannten Mode-Label, das durch Gewaltszenen gegen eine Frau seine Kleidung auf den Markt bringen möchte. Sexistisch? Geschmacklos? Im Rahmen der Aktionswoche „Sexismus in den Medien“ war gestern die Meinung Mülheimer Bürgerinnen und Bürger gefragt.
In der Wertstadt in der Innenstadt präsentierten Vertreterinnen der Mülheimer Schwangerenberatungsstellen ausgewählte Bilder aus der Wanderausstellung „Sexismus in der Werbung“ und reflektierten gemeinsam mit den Besuchern ihre Eindrücke. Deutlich wurde, dass Frauen und Männer die Plakate teils sehr unterschiedlich bewerten. Im Gegensatz zu den weiblichen Betrachtern empfanden einige Männer die abgebildeten Frauen in manchen Punkten nicht entwertet. „Manche der Kampagnen wurden von den Männern auch als witzig empfunden“, sagt Meike Rubbert vom Kommunalen Sozialen Dienst. „Männer achten dabei dann eher auf die werbestrategischen Motive.“
Ein Armutszeugnis für die Werbeindustrie
Auch Annette Lostermann-DeNil, Fraktionsmitglied der Mülheimer Grünen, besuchte die Ausstellung. Sie empfand die Bilder sehr unterschiedlich. „Einige finde ich wirklich sehr abstoßend“, so Lostermann-DeNil. „ Auf der anderen Seite zeigen die Bilder, was in der Werbung angewendet wird, damit Werbung in unserer Gesellschaft funktioniert.“ Wenn das so ist, sei dies zwar so, aber auch sehr traurig und ein Armutszeugnis für selbige. In einem Punkt waren sich jedoch alle Besucher einig: Vor allem die gewaltverherrlichenden Abbildungen, wie etwa nachgestellte Vergewaltigungsszenen, stießen Frauen wie auch Männern sauer auf.
Passend dazu hing im Schaufenster der Wertstadt die Fahne der Frauenrechtsorganisation „Terres des Femmes“. Denn schließlich war am gestrigen Dienstag der Internationale Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen.“