Mülheim.

In der Mülheimer Innenstadt stehen Tausende Quadratmeter Büroflächen frei – und das schon länger. Experten attestieren Mülheim ein Überangebot, sie sagen: Eine Neuvermietung wird schwer bis unmöglich. Die Gründe dafür sind vielfältig, vor allem aber ist Bürofläche vor allem dann ein Ladenhüter bei Eigentümern oder Maklern, wenn sie in ihrer baulichen und technischen Ausstattung allzu überholt ist.

Ein Blick in die Mietangebote für Büroflächen auf der Internetseite der Wirtschaftsförderung Mülheim & Business: Stadtweit sind 64 Angebote eingestellt. Mit weiteren Angeboten unter Immobilienscout24 sind im Kern der Innenstadt momentan knapp 14.000 Quadratmeter Bürofläche nicht vermietet. In dieser Zahl sind die künftigen Büroflächen von Ruhrbania ebenso nicht enthalten wie etwa auch leer stehende Flächen im heruntergekommenen Woolworth-Haus oder rund um den Synagogenplatz, die in benannten Portalen nicht beworben sind.

Viel ungenutzte Bürofläche

Der Leerstand hat immense Ausmaße angenommen. Allein an der Leineweberstraße sind knapp 7000 m2 Bürofläche ungenutzt, darunter die Großflächen am alten Maredo-Standort, im Tengelmann-Gebäude am alten Stadtbad und neben der Sparkasse, wo die Commerzbank und die Stadt Flächen freigezogen haben.

Aus Anlass der Veröffentlichung seines Mietspiegels hat der Verein Grundstücksbörse Ruhr, ein Zusammenschluss selbstständiger Makler, vergangene Woche für den Büroimmobilienmarkt festgestellt: „Die Flächengesuche zielten überwiegend auf Büroflächen bis zu 500 m2 ab.“ In Mülheim stehen laut M&B-Datenbank indes knapp 20 größere Flächen frei. Knapp die Hälfte davon in der Innenstadt.

Knackpunkt Parkplatz-Situation

„Die Innenstadt ist keine typische Bürolage“, stellte Jan Hendrik Zerres, stellvertretender Vorsitzender der Grundstücksbörse Ruhr, fest. Knackpunkt Nummer 1 sei die Parkplatz-Situation. „Wo sollen die Büro-Angestellten denn parken?“, fragte er mit Blick etwa auf die Leineweberstraße. Gegen einen Büro-Standort an der „Leineweber“, spricht laut Zerres auch, dass der Baumbestand die Straße zu sehr verdunkle, auch das „Tempo 20“ sei alles andere als ein Argument pro Ansiedlung.

Je überkommener die Büroausstattung, desto schwieriger bis nahezu unmöglich der Abschluss eines Mietvertrags. Dabei seien in Mülheim viele kleine Büroräume auf dem Markt, die als umgebaute Wohnungen „überhaupt keinen Bürostandard“ aufweisen, so Zerres. „Ein großes Problem für die Vermarktung.“

Agiplan-Gebäude erfolgreich vermarktet

Trotz aktueller Vermarktungserfolge für das alte Agiplan-Gebäude in Raadt, wo IT-Spezialist Itellium ab April ein Viertel der Fläche belegt, und für das ehemalige Mercer-Haus an der Oberen Saarlandstraße (Aldi-Süd) steht fest: Mülheims Büromarkt hat Probleme.

M&B-Chef Jürgen Schnitzmeier stellte bei der Jahresbilanz seiner Wirtschaftsförderung im Januar fest, dass viele Büroflächen „nicht mehr marktgängig“ seien. „Nur wenn Eigentümer bereit sind zu investieren, haben sie eine Chance, ihre Büros vermietet zu bekommen. Noch deutlicher wurde seinerzeit Heinz Lison, Sprecher der Mülheimer Wirtschaft. Er habe aus Eigeninteresse selbst zahlreiche Büros am Ort in Augenschein genommen. Teilweise sei erschreckend, wie „verrottet“ einige seien. Bei manchen Eigentümern fehle sicher Geld für Investitionen. „Viele Projekte“, so Lison, „sind aber Abschreibungsprojekte. Da ist der Druck nicht groß genug, sonst würden sich die Eigentümer mehr ins Zeug legen.“