Mülheim. Jubel um Aris Alexander Blettenberg und Theo Plath beim Kammerkonzert in Mülheim. Sie spielten großartig und moderierten mit Charme.

Man muss schon lange zurückdenken, um sich an das letzte Kammerkonzert im eigens hierfür vorgesehenen Saal der Stadthalle zu erinnern. Und jetzt – am Sonntag – das gleiche Konzert zweimal am selben Tag vor vollem Saal?

Das hängt natürlich vor allem mit den Akteuren zusammen: Der aus Mülheim stammende Pianist Aris Alexander Blettenberg war schon als Schüler in der Szene bekannt und wurde mit dem Ruhrpreis ausgezeichnet. Sein Auftritt in einem Sinfoniekonzert 2017 ist noch in bester Erinnerung, wie auch der seines Partners, des Fagottisten Theo Plath, der 2018 hier einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.

Zahl jüngerer Hörer größer

Dass beide im Rahmen des Projekts „Rhapsody in School“ Gesprächskonzerte in Schulen anbieten, führte zu einer deutlichen Erhöhung der Zahl junger Hörer, etwa aus dem Otto-Pankok-Gymnasium, das Blettenberg am Donnerstag besucht hatte.

Schon zu Beginn, in der Sonate G-Dur von Saint-Saens, zeigte sich ein durchgängiges Merkmal ihres Spiels: Eine fast symbiotisch zu nennende Übereinstimmug trotz extremer Expressivität, die rückhaltlos die untergründigsten Tiefen auslotete wie auch die explosivsten Eruptionen ausbrechen ließ, etwa in Daniel Schnyders Sonate, die ein mitunter hektisches amerikanisches Lebensgefühl voller überraschender, auch parodistischer Züge widerspiegelte.

Melancholischer Gesang des Fagotts

Das Fagott muss ja oft für die Darstellung komischer, brummiger „Opa“-Effekte herhalten. Hier aber konnte man staunen über den hintergründig-melancholischen Gesang, den Theo Plath seinem Instrument entlockte, beispielhaft etwa in den ersten zwei der „Drei Stücke“ von Nadja Boulanger.

Vollends zur Probe aufs Exempel wurde die von Theo Plath transskribierte Violinsonate von Cesar Franck, die dieser seinem Freund, dem Geiger Eugéne Ysaye, zur Hochzeit gewidmet hat: Ein fragendes, sich allmählich annäherndes Suchen, aus dem ganz natürlich Wagner´sche „Tristan“-Motive herauswachsen, führt zu blühend ausschwingenden Kantilenen. Die Turbulenzen der mittleren Sätze wurden in ihrer Dramatik voll ausgespielt bis zur letztendlichen Beruhigung. Im Vergleich zu einer oft vordergründig gefühligen Wiedergabe durch manche Geiger konnten der tiefe Ernst und die knistende Spannung betroffen machen.

Rasende und witzige Toccatina als Zugabe

Aris Alexander Blettenberg präsentierte sich als Solist mit einer überrumpelnden, von glühender Intensität bestimmten „Rhapsody in Blue“ von Gerswhin und als Komponist mit einer rasenden, parodistisch-witzigen „Toccatina“ als erster Zugabe. Die familiär lockere Moderation der beiden Künstler verstärkte das Gefühl, unter Freunden zu sein. Man wagt kaum zu hoffen, dass das ein neuer Start sein könnte für weitere Fortsetzungen.