Mülheim. Ab April verstärken drei neue Standesbeamtinnen das Team. Das Dortmunder Modell der „freiwilligen Trauhelfer“ einzusetzen, sei eine Mehrbelastung.

Die Personalnot im Standesamt hat bald ein Ende: Ab April werden drei neue Standesbeamtinnen das in den vergangenen Monaten unter anderem durch Krankheitsfälle stark belastete Team verstärken. Das verkündete jetzt Reinhard Kleibrink, Leiter des Bürgeramtes, im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung.

Eheschließungen in der Straßenbahn

„Von acht hauptamtlichen Standesbeamten waren zwei bis drei im Einsatz. Im August kommt eine Kollegin aus dem Mutterschutz, dann sind wir wieder komplett”, so Kleibrink. 805 Geburten und 2150 Sterbefälle zählte das Standesamt in 2015. Hinzu kamen 1000 Trauungen. 30 Prozent waren externe Brautpaare, „die wir nach Mülheim gelockt haben. Die Standesämter sind in einem interkommunalen Wettbewerb. Wir bieten viel an, beispielsweise Trauzeiten auch am Samstag bis 17.30 Uhr”, erklärte Reinhard Kleibrink.

Punkten kann Mülheim nach wie vor damit, dass Eheschließungen auch im Schloß Broich, in der Camera Obscura, auf der Weißen Flotte und in der historischen Straßenbahn möglich sind. Die Hälfte aller Brautpaare geben sich außerhalb des Rathauses das Ja-Wort.

Dortmunder Modell

Um das Standesamt zu entlasten, hatte die CDU das Dortmunder Modell „Freiwillige Traustandesbeamte” ins Spiel gebracht. Die Verwaltung sollte prüfen, ob es auch in Mülheim eine Entlastung bringen würde. Reinhard Kleibrinks klare Antwort: „Nein.“ In Dortmund hatten sich 140 städtische Mitarbeiter außerhalb des Standesamtes bereit erklärt, als Trauhelfer einzuspringen.

Allerdings: „Dortmund will viele Trauungen in die Stadt holen. Das ist der Hauptgrund”, so Kleibrink. Man müsse aber beachten, dass Trauhelfer nur die reine Eheschließung vollziehen dürfen. „Das macht nur fünf Prozent unserer Arbeit aus“, sagte Kleibrink. Die restlichen 95 Prozent, vom Aufgebot bis zur Beurkundung und Statistik, bleiben bei der hauptamtlichen Belegschaft hängen. Das heißt: „Je mehr ich traue, je mehr Arbeit habe ich.”

Standesbeamter ist eine Art Berufung

Hinzu kommt: „Ein Standesbeamter muss auch immer in Rufbereitschaft sein. Es gibt Dinge, die kann ein Trauhelfer nicht wissen”, erklärte Standesbeamtin Elisabeth Condipodaro Marchetta und nannte ein Beispiel: „Wenn ein deutsch-portugiesisches Paar heiratet und am Tag der Trauung beschließt, den Namen noch einmal zu ändern, dann weiß der Trauhelfer nicht, was geht und was nicht.” Kurzum: „Das Dortmunder Modell hätte uns nur noch mehr belastet. Zumal die freiwilligen Trauhelfer für die Schulungen in ihren Abteilungen fehlen würden. Angesichts dessen sagte denn auch Markus Püll von der CDU: „Für fünf Prozent der Arbeiten ist das Modell sicher nicht umsetzbar.”

Amtsleiter Reinhard Kleibrink bat auch zu berücksichtigen, dass es „eine Art Berufung ist, Standesbeamter zu sein. Und wenn ich die schöne Arbeit, die Trauzeremonie, abgeben muss, dann ist das nicht mehr motivierend.”