Mülheim.. Diese Ausstellung geht wortwörtlich unter die Haut. In Mülheim zeigt das Leder- und Gerbermuseum Kunstwerke aus echten Tierknochen. Die ungewöhnlichen Exponate mit einem Hauch von Tod und Vergänglichkeit sind vom 12. Mai bis zum 10. Juni zu sehen.

Die Corsage glänzt edel hinter Glas. Nein, das ist nichts zum Tragen, das ist Kunst – formvollendet. Gefertigt aus echten Tierknochen unter dem Titel „Le Dernier Cri“. Der „letzte Schrei“ kommt aus der Modewelt und damit schlägt Tina Schneider die Brücke zum Objekt, das eine Hommage ist „an die unzähligen Dachse, Füchse, Rebhühner und Marder, die so freundlich waren, mir ihre Überbleibsel zu hinterlassen“. Eine über viele Jahre mühsam angelegte Sammlung habe ihr diese Arbeit ermöglicht. Für Tina Schneider sind die Knochengebilde „eine Vollkommenheit, Schönheit und Ästhetik, wie sie nur in der Natur vorkommen“.

"Gezielt Assoziationen hervorrufen"

Die Corsage ist eine von zehn Arbeiten dreier Düsseldorfer Künstler, die ab Samstag im Leder- und Gerbermuseum zu sehen sind: „Kunst geht unter die Haut“ ist eine kleine, aber exquisite Schau mit einem Hauch von Tod, Vergänglichkeit und Morbidität. Schön anzuschauen, aber auch ein bisschen makaber. Dabei macht die Mischung von toter Materie und blühendem Leben den reizvollen Kontrast aus: Wie der Rosenbaum aus verkohltem Holz-Stamm und mit Blüten aus Leder, jedes Blatt einzeln gedreht und gewellt. Daneben steht ein schwarzer Hocker auf Hufen. Die Plastik stammt von Kirsten Krüger, die mit ihrer Kunst den „emotionalen Aspekt von Skulptur als etwas ursprünglich Greifbares, Körperliches nutzt, um gezielt Assoziationen hervorzurufen“.

Archaische Gegenstände des Alltags wie Bett, Feuerstelle und andere Zivilisationsräume sind Vorbilder. Davon zeugt der Kamin, mit Leder umzogen und züngelnden Kunststoff-Flammen. Bertram Jesdinsky († 1992) hatte sich dem Thema handfest genähert: Der tote Maulwurf ist aus Glas, Leder und Bakelit und die plattgefahrene Kröte kommt äußerst flach aus Tapete und Alu daher.

"Über den Tellerrand hinaus in die Kunst"

Die Ausstellung im Rahmen des Projektes „Altes Handwerk neu entdeckt“ geht „über den Tellerrand hinaus in die Kunst, wie man sich mit dem Werkstoff Leder auseinandersetzt“, sagt Museumsleiterin Melanie Rimpel. Das zeigte schon der verstorbene Mülheimer Künstler Friedebert Reihl in der ersten Ausstellung des Ledermuseums 2004. Weitere sollten folgen.

Die Ausstellung „Kunst geht unter die Haut“ wird am morgigen Samstag, 17 Uhr, im Leder- und Gerbermuseum an der Düsseldorfer Straße 269 eröffnet. Ab 15 Uhr gibt’s eine Preview zur Sommerreihe der Industriekultur. Der Eintritt ist frei. Ausstellung bis 10. Juni.