Mülheim. Die Sektion Mülheim des Alpenvereins ist ins Hochgebirge aufgebrochen. Dort arbeiten sie zwei Wochen lang – mit einigen Herausforderungen.
Die Mülheimer Hochgebirgsfans ackern wieder am Westerfrölkeweg im Nationalpark Hohe Tauern. Zwei Wochen lang sind rund 20 Mitglieder des Alpenvereins, Sektion Mülheim auf dem rund zwölf Kilometer langen Gratsteig ehrenamtlich unterwegs, um ihn – wo nötig – instand zu setzen und neu zu markieren.
Das höchst gelegene Gebäude Mülheims
Der Westerfrölkeweg überwindet in seinem Verlauf gut 2000 Höhenmeter. Ein besonderer Fokus der Alpenfreunde liegt dieses Jahr auf der am Weg gelegenen und von ihnen betreuten Böseckhütte, so gesehen dem höchstgelegenen Gebäude Mülheims (2.594 Meter). Denn die Hütte soll in diesem Jahr eine solarbetriebene Lüftungsanlage bekommen, um sie trocken zu halten. „Das ist eine besondere Herausforderung“, meint Wegewart Holger Klink, müssen doch zunächst die benötigten Materialien zur Hütte gebracht werden. Die schwersten Teile wird ein Helikopter nach oben bringen, der zu dieser Zeit auch anderen Alpenvereinshütten in der Region versorgt.
„Wir stimmen uns ab, um die Beeinflussung der Natur im größten Schutzgebiet der Alpen so gering wie möglich zu halten“, erläutert Vereinsvorstand Michael Cremer. Auch die Kosten bleiben so überschaubar. Möglich macht das die Zusammenarbeit im Interessenverband Tauernhöhenweg. Er sucht den Bergsport zwischen Großglockner und Hochalmspitze in enger Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung so naturverträglich wie möglich gestalten.
Auch Helikopter ist im Einsatz
Der Natur- und Umweltschutz steht in der sensiblen Hochgebirgsbiosphäre an erster Stelle. Deswegen erfolgt auch die An- und Abreise mit dem Zug, der die Mülheimer Bergfreunde aus dem Ruhrgebiet nach Mallnitz bringt. Vor Ort werden sie bei Logistik und Durchführung des Arbeitseinsatzes durch die lokale Sektion Mallnitz des Österreichischen Alpenvereins unterstützt.
Inzwischen verbringen viele Mülheimer Sektionsmitglieder ihren Bergurlaub in Mallnitz, das als einer der ersten Orte das Prädikat „Bergsteigerdorf“ erhielt. Es wird an Gemeinden verliehen, die sich besonders um den nachhaltigen Bergtourismus verdient machen. „Aufgrund des sich ändernden Urlaubsverhaltens der Menschen im Zuge des Klimawandels rechnen wir mit einem wachsenden Nutzungsdruck in den Alpen. Um den naturverträglich abfedern zu können, ist die intakte Infrastruktur an Hütten und Wegen unverzichtbar“, so Cremer.
Experten: Nutzungsdruck in Alpen wird wachsen
Aber nicht nur deswegen machen sich die Mülheimer Alpenvereinsmitglieder jedes Jahr wieder auf den Weg zum Westerfrölkeweg, um dort ehrenamtlich zu arbeiten. „Der Arbeitsplatz Hochgebirge ist sicher eines der spannendsten Ehrenämter, die man sich vorstellen kann“, meint Holger Klink. „Schon allein der tägliche Weg zur Arbeit und zurück ist unvergleichlich schön.“Alle Teilnehmer wurden intensiv geschult. Und auch der Arbeitsschutz entspricht professionellen Anforderungen. Bisher seien aber alle Arbeitseinsätze ohne Zwischenfälle verlaufen, berichten Klink und Cremer. Dabei reicht das Alter der Teilnehmer von etwa 14 bis über 80, bei den meisten von ihnen handelt es sich um „Wiederholungstäter“.
„Wenn man da oben am Grat arbeitet, die Erhabenheit der Hochgebirgsnatur spürt und die atemberaubende Kulisse auf sich wirken lässt, dann stellt sich die Frage, wofür man das macht, einfach nicht mehr“, findet Michael Cremer.