Mülheim. Beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital ging es um die Schlaganfall-Therapie. Appell der Mediziner: Nehmen Sie die Symptome ernst. Nicht zögern, umgehend 112 wählen.
Etwa jeder dritte Bürger kennt keinen einzigen Risikofaktor für einen Schlaganfall. Dabei könnte gerade die Kenntnis über mögliche Gefahren die Vorbeugung verbessern und die Zahl von jährlich rund 800 Schlaganfällen in einer Großstadt wie Mülheim reduzieren, sagt der Neurologe Prof. Dirk Woitalla beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital. Ein zu hoher Blutdruck etwa gehört zu den größten Risiken.
Daneben zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, falsche Ernährung und ein schlecht eingestellter Diabetes zu den Risiken. All das, so Woitalla, lasse sich gut beeinflussen, nicht dagegen das Alter, das Geschlecht und familiäre Vorbelastungen, auch das alles habe Einfluss.
Spezialabteilung wird aufgebaut
Das Marien-Hospital baut gerade eine Spezialabteilung mit Neurologen für Schlaganfall-Patienten auf, bisher wurden die betroffenen Patienten von den Internisten im Haus behandelt oder im Evangelischen Krankenhaus, wo seit einigen Jahren ein Neurologen-Team für die Schlaganfall-Therapie existiert. Ziel aller Ärzte sei es, so Chefarzt Woitalla und Oberärztin Dr. Saskia Meves, jeden betroffenen Patienten so früh wie möglich nach dem „Schlag" zu behandeln, um die Folgeschäden möglichst gering zu halten.
Dabei können die Angehörigen entscheidend mithelfen: Plötzlicher Schwindel, Gehstörungen, Taubheitsgefühle, sehr starke Kopfschmerzen, Sprachstörungen – all das seien ernstzunehmende Hinweise auf einen möglichen Schlaganfall. Der Appell der Ärzte: „Nicht hinlegen, nicht warten, nicht denken, das geht vorbei, sondern umgehend 112 wählen. „Lieber einmal umsonst in die Klinik kommen als einmal zu spät“, so der Chefarzt. Je später bei einem Schlaganfall die Ärzte mit Hilfe eines Medikamentes (Lyse) das verstopfte Blutgefäß im Kopf lösen, desto größer fällt der spätere Schaden aus. „Jede Minute sterben nach einem Schlaganfall 1,8 Millionen Nervenzellen ab.“
Schlaganfall-Therapie ist Teamarbeit
Mittels einer Computertomographie prüfen die Ärzte zunächst, ob eventuell eine Blutung im Gehirn vorliegt, danach entscheidet sich das weitere Vorgehen in der Therapie. Wichtig sei auch, dass Angehörige den Ärzten mitteilen, welche Medikamente der Patient bisher einnimmt. In den ersten viereinhalb Stunden nach dem Eintreten des Schlaganfalls muss die Therapie erfolgen. Danach ist das Risiko sehr groß, als Pflegefall zu enden.
Die Schlaganfall-Behandlung im Krankenhaus ist Teamarbeit. Neben den Neurologen wirken Internisten, Radiologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, natürlich der Pflegedienst und, je nach den Folgen, auch der Sozialdienst des Krankenhauses mit.
Beim WAZ-Medizinforum betonten die Mediziner, dass es für die Vorbeugung nie zu spät ist. Wer noch raucht, hat das mit größte Risiko. Aber ein Risiko, das sich ab sofort schrittweise minimieren lasse, wenn man Nichtraucher werde.