Mülheim. Das Evangelische Krankenhaus hat seine Zertifizierung wiederholt. Es ist in vielen Bereichen überprüfbar und besser geworden, freut sich EKM-Chef Nils B. Krog.
„Die Qualität im Gesundheitswesen wird das Thema der nächsten Jahren sein“, davon ist Professor Heinz-Jochen Gassel, Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses, überzeugt. Deshalb ist das EKM schon seit Jahren daran interessiert, so weit wie nur irgend möglich, Qualität messbar zu machen.
Immerhin kann das in Zeiten zunehmender Transparenz über Patientenzahlen, über die finanzielle Ausstattung und letztlich sogar auch über die Existenz von Krankenhäusern entscheiden. Das EKM hat sich deswegen erneut zertifizieren, also seine Qualität bescheinigen lassen; zum inzwischen vierten Mal und mit einem auch für Krankenhaus-Geschäftsführer Nils B. Krog erfreulichen Ergebnis: „Wir sind in vielen Bereichen überprüfbar besser geworden“.
Verbessert habe sich das EKM unter anderem bei der Patientensicherheit. Prof. Gassel verweist auf eingeführte Armbänder, die Verwechslungen von Patienten oder Therapien „maximal“ reduzierten. Bewährt habe sich auch die Digitalisierung der ambulanten Akten: Das Wissen über den Patienten, die Patientendaten also, „werden besser greifbar.“ Optimiert worden sei auch die Patienten- und Mitarbeiterorientierung. „Wir arbeiten heute viel mehr im Team“, sagte Gassel.
Ersteinschätzung in der Notfallambulanz
Überaus positiv vermerkten die Prüfer auch das so genannte Triagieren, die Ersteinschätzung in der Notfallambulanz. Der Gesundheitszustand von Patienten wird dabei nach festgelegten Kriterien nach dem Schwere- und dem Bedrohungsgrad eingeschätzt. Heißt: Zuerst kommt nicht dran, wer zuerst da war, sondern wer die Versorgung am nötigsten hat.
Schwerkranke sollen dadurch nicht lange warten müssen, während, ähnlich wie bei Katastropheneinsätzen, Leichtverletzte mehr Geduld mitbringen müssen. Es reicht allerdings nicht, nur so zu verfahren. „Das“, so Jörg Rebhun, Leiter des Pflegemanagements, „muss man auch vermitteln.“ Damit Patienten Bescheid wissen, erhalten sie mithin in der Ambulanz nach der Ersteinschätzung eine schriftliche Information über den weiteren Ablauf. Dadurch, sagte Rebhun, gebe es auf Seiten der Patienten auch „viel Verständnis.“
Interne Kommunikation
Verbessern will das EKM künftig die interne Kommunikation. „Was nicht bedeutet, dass wir nicht miteinander sprechen“, sagte Krog. Er meint vielmehr das Gegenteil: Durch eine bessere Standardisierung sollen Gespräche reduziert werden. „Wir müssen die Systeme noch besser nutzen, als wir es bisher tun.“ Das ist Aufgabe für die nächste Zertifizierung, die in drei Jahren ansteht.
Das Zertifikat der Gesellschaft KTQ ist zugleich Voraussetzung für weitere Zertifikate in den Fachabteilungen. Das Evangelische Krankenhaus ist inzwischen für drei Behandlungsschwerpunkte anerkanntes Zentrum: für Krebserkrankungen der Brust, der Bauchspeicheldrüse und des Darms. Diese Bescheinigungen erteilt, überwacht und kontrolliert die Deutsche Krebsgesellschaft. Sie gelten als die einzigen, wirklich aussagefähigen Bescheinigungen über Behandlungsqualität. Der Grund: Krebszentren müssen nach den Leitlinien vorgehen, Expertise auch in konkreten Zahlen nachweisen und sich Abläufen in Diagnose, Therapie und Nachbehandlung unterwerfen. Die Resultate sprechen eine klare Sprache: „Der Unterschied im Behandlungserfolg, wie er sich etwa in der Überlebensrate spiegelt, ist signifikant“, sagt Professor Gassel.
Was bedeutet Zertifizierung?
Die Grundzertifizierung eines Krankenhauses sagt nur bedingt etwas über die Behandlungsqualität aus. Das liegt am Verfahren, bei dem vorrangig innerbetriebliche Strukturen und Prozesse auf dem Prüfstand stehen. Krankenhäuser, die sich dieser Aufgabe stellen, müssen meist (wie bei KTQ) umfangreiche Selbstauskünfte einreichen, Fragen beantworten und werden schließlich von einem Prüferteam besucht. Der Aufwand ist mithin groß und durchaus kostspielig.
Prüfverfahren dieser Art kommen aus den USA. Gesellschaften, die Zertifizierungen anbieten, heißen Procumcert oder JCI; auch hinter der Industrienorm ISO 9001 verbirgt sich so ein Verfahren. Das Evangelische Krankenhaus hat sich für die „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“ (KTQ) entschieden. KTQ ist mit knapp 600 zertifizierten Krankenhäusern Marktführer in Deutschland und wurde von Kliniken, Kassen und Ärztekammern auf den Weg gebracht.