Mülheim. Das Mülheimer Werk Europipe hat sich einen russischen Großauftrag für eine Gas-Pipeline gesichert. Damit ist die Kurzarbeit beendet und die Beschäftigung für mindestens ein Jahr gesichert. Auch das Rohrbiege- und Blechwalzwerk profitieren. Vor allem aber steigen damit die Chancen für künftige Aufträge.

Die Hoffnung ging schon länger um unter den knapp 1500 Ex-Mannesmännern bei Europipe, im Rohrbiege- und im Blechwalzwerk. Nur ein Großauftrag konnte die gefährliche Flaute beenden, die zermürbende Kurz- bis Nullarbeit, die seit vorigem Frühjahr immer wieder galt.

Und welche Order das sein könnte, war auch allen klar: die große, russische Pipeline, durch die ab 2015 sibirisches Gas Europa erreichen soll. Jetzt ist das Ausschreibungsverfahren beendet, die Unterschriften unter dem Auftrag, den federführend die russische Gazprom abwickelt, sind trocken. Und auf den Mülheimer Stahl-Standort entfällt die Hälfte der Bestellung; so viel, dass die Grundauslastung der Werke, vor allem für die 650 Europipe-Leute, für mindestens zwölf Monate gesichert ist, wie Salzgitter-Sprecher Bernhard Kleinermann auf Anfrage bestätigt.

Salzgitter ist an Europipe zu 50 Prozent beteiligt und ordnet den Auftrag als strategisch bedeutsam ein. Um die knapp 1000 Kilometer lange Pipeline haben nicht weniger als sieben Konsortien gerungen, russische, aber auch indische, japanische und chinesische. Am Ende erhielt Europipe für die eine Hälfte den Zuschlag, zwei russische Firmen für die andere Hälfte.

Putin mischt mit

Zwar hat Europipe zur Zufriedenheit der russischen Kundschaft vor Jahren schon den Löwenanteil der so genannten North Stream-Pipeline durch die Ostsee gebaut. Dennoch: Der Preiskampf im weltweiten Stahlgeschäft ist ruinös. Dass die Europipe-Gesellschafter an dem Auftrag ihre einträgliche Freude haben werden, steht nicht zu erwarten. Salzgitter äußert sich dazu nicht und verweist lieber darauf, dass es bei Rohren, die teilweise zwei Kilometer tief und für 40, 50 Jahre auf dem Boden des Schwarzen Meeres liegen werden, „auf höchste Qualität ankommt.“

Die leisten zu können, ist man schon deswegen sicher, weil es bei North Stream keine Klagen gab. Für die Zukunft ist das ein nicht unwesentlicher Punkt: Der jetzige Auftrag deckt nur den ersten Strang der geplanten Leitung ab, mit der Gazprom und Staatspräsident Putin den europäischen Kunden an russisches Gas binden wollen. Im Frühjahr wird die zweite Charge ausgeschrieben, ihr folgen womöglich weitere. Und auch dafür bietet Europipe wieder mit.

Wer frohe Kunde für den Mülheimer Arbeitsmarkt lesen will, sollte beizeiten also auf das Stichwort „South Stream“ in den Nachrichten achten. Das ist der offizielle Name der Riesen-Pipeline.