Das Ehrenamt in Mülheim ist nicht nur eine starke Säule der Stadtgesellschaft – „es macht glücklich“, zieht Michael Schüring, Leiter des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE), Bilanz. Mit einem Aktionstag und 21 Projekten zeigte das CBE am Samstag die Bandbreite des Ehrenamts.
„Das Wohlfühlen hat beim Ehrenamt Vorrang. Man muss sich der Arbeit gewachsen fühlen, sie muss Spaß machen“, verrät Schüring das Rezept zum ‘Glücklich sein’. Individuelle Beratung durch das CBE, Schulungen und tägliche Sprechstunden von 10 bis 14 Uhr sind deshalb nicht weniger wichtig. Gut 200 Einsatzbereiche hat heute das CBE, das übrigens im kommenden Jahr sein 15-jähriges Bestehen feiern kann.
Einer, den das ehrenamtliche Engagement überzeugt hat, ist Pascal Faber. Der Siemens-Mitarbeiter und sechs Kolleginnen und Kollegen haben sich am Samstagmittag den Eingang des Drogen-Cafés am ehemaligen Frauengefängnis vorgenommen. Denn der hat’s dringend nötig. Erst wollte die Gruppe aus dem Siemens-Nachwuchskreis „etwas mit Kindern machen“. Jetzt aber zupfen die Maschinenbauer und Ingenieure Unkraut, spachteln Wände, bessern Risse und abgebröckelten Putz aus und streichen anschließend im hellen Blau. Auch ein Panorama-Bild mit Mülheimer Sehenswürdigkeiten wird nachgebessert. Das macht schon was her – für Bürohengste, wie Faber augenzwinkernd anmerkt. „Wir sind erstaunlich schnell vorangekommen, vor allem, weil auch die Leute aus dem Drogen-Café mitgemacht haben. Das hat mich positiv überrascht“, ist der Siemens-Mann von der Zusammenarbeit angetan.
Große Bereitschaft in Mülheim
„Wir haben nicht nur für die Leute etwas getan, sondern mit ihnen.“ Berührungsängste gab es dabei nicht. Auch Lothar Fink, Geschäftsführer der Mülheimer Arbeiterwohlfahrt (AWO), die das Drogen-Café betreibt, ist über diese 24-stündige Werbe-Aktion für das Ehrenamt glücklich. „Denn wir suchen Menschen, die bereit sind, sich in diesem nicht ganz einfachen Bereich zu engagieren.“ So braucht das Café derzeit dringend einen ehrenamtlichen Koch für vier Tage in der Woche. Der sei aber nicht ganz leicht zu finden, räumt Fink ein – viele Mülheimer wollen sich lieber für Kinder und Flüchtlinge einsetzen, „das ist trendy“, merkt Fink an. Wo werden ehrenamtliche Kräfte gesucht? Für Pascal Faber ist es eine Hilfe, dass es das CBE gibt: „Die sind gut organisiert. Sonst wüsste ich nicht, wo ich mich einsetzen könnte.“
Und CBE-Chef Michael Schüring lobt: „Es gibt in Mülheim eine sehr große Bereitschaft, sich mit den Problemen in der Stadt auseinanderzusetzen.“