Die Idee ist nicht neu, aber brisant: Um die Straßen, vor allem die Ränder, sauberer zu halten, sollen die Kehrmaschinen freie Fahrt haben und nicht durch parkende Autos behindert werden. Also einseitiges Parkverbot am Straßenrand immer an dem Tag, an dem gereinigt wird. Eine Mehrheit in der Politik will dies so und forderte auf Antrag der SPD ein Testgebiet. Drei wurde ausgewählt, am besten erscheint nach Prüfung die Altstadt im weitestens Sinne, so schlägt es die Verwaltung vor – und verbirgt nicht, dass ihr das ganze Unterfangen Kopfzerbrechen bereitet.

Ein Jahr soll der Feldversuch dauern und dann soll klar sein: Macht das Verfahren Sinn, ist es übertragbar auf andere Stadtviertel oder gibt es am Ende mehr Ärger als Müll? Fest steht: Klappt es im Gebiet der Altstadt, funktioniert es auch an vielen anderen Stellen. Denn in der Altstadt bündeln sich die Probleme, die möglich sind: enge Straßen, wenig Parkraum, kaum Ausweichmöglichkeiten, viele Fremdparker. Der Parkdruck ist groß.

Allein die Beschilderung dürfte alles andere als einfach ausfallen, gibt Peter Roedel, Abteilungsleiter für Verkehr im Ordnungsamt, zu bedenken: An jeder Straße müsse eindeutig über Schilder geklärt sein, wann man wo zu welchen Bedingungen parken dürfe und wann gar nicht. Eine Straße, drei Regeln, hält Roedel für möglich und schätzt, dass rund 500 Verkehrsschilder zusätzlich aufgestellt werden müssten. Zur Erinnerung: Im Rahmen vom „Simply City“, was den Abbau von überflüssigen Verkehrsschildern bedeutete, wurden rund 350 Schilder abgebaut.

Die Kosten des Feldversuches werden bislang auf 70 000 Euro geschätzt. Nach Angaben des Rechtsamtes können die Gelder aus der Straßenreinigungsgebühr genommen werden, heißt: der Bürger zahlt. Er will auch mehr Sauberkeit, wie die Politiker zu hören bekommen. Doch überall?

Angesichts der drohenden Probleme wie erfolglose Parkplatzsuche, Parkvergehen, Knöllchen oder gar Abschleppkosten trat die Politik jetzt erst einmal auf die Bremse: „Es sind doch nicht alle Straßen stark verschmutzt“, erklärt Peter Pickert (SPD) und denkt an eine Auswahl. „Wir haben Straßen, wo gerade im Herbst größere Probleme auftauchen.“ Über ein „Abspecken des Testgebietes wollen Politik und Verwaltung jetzt nachdenken – auch mit Blick auf die Unmengen an Schilder und auf die Kosten. Eindeutige Berechnungen würde mancher Politiker schon gerne sehen, schließlich spare der Einsatz einer Kehrmaschine auch Kosten beim Einsatz von Reinigern mit dem Besen.

Vor Massenprotesten aus der Bürgerschaft fürchtet sich Annette Klövekorn (MBI) und fragt: „Was wäre, wenn wir es einfach lassen und nichts tun?“