Mülheim.. Bei Bärbel Kuhl erzählen die wertvollen Figuren aus Oberammergau eine Geschichte. Die detailreiche Szenerie wird in jedem Jahr anders gestaltet.

Es ist ja nun nicht so, als ob bei Bärbel Kuhl zu Hause in Holthausen n u r eine Krippe steht. Bevor man das Schmuckstück im Wohnzimmer zu sehen bekommt, ist erst mal ein Blick in Küche, Esszimmer und Diele erlaubt. Man kann nur sagen: Dort weihnachtet es sehr.

Und zwar ausgesprochen geschmackvoll in den klassischen Farben Grün und Rot. Viel Tanne ist dabei, als Kranz, Ranke und Gesteck, der Schmuck oft aus Holz, das passt ganz wunderbar zur gemütlichen Einrichtung im Landhaus-Stil. So vorbereitet, geht es ins Wohnzimmer. Und da steht sie nun auf der breiten und tiefen Fensterbank mit Blick in den Garten: Eine Krippe wie aus dem Bilderbuch.

Man kann lange davor sitzen, und entdeckt immer wieder neue Details: die Möhre am Maul des Esels, die Enten auf der Brücke, die über einen kleinen Teich führt, das Storchennest über der Herberge, das Eichhörnchen in der Tanne überm Stall. . . Aber mal von vorn.

Bärbel Kuhl und ihr Mann stammen aus Garmisch. Da ist Oberammergau ja nicht weit. Und da gibt es nicht nur die berühmten Passionsspiele, sondern vor allem auch eine lange Holzschnitzertradition. Krippenfiguren ganz aus Holz gibt es bei Kuhls aber nicht, sie haben Figuren, die angezogen werden wie Puppen. Zum Beispiel die Weisen aus dem Morgenland: Prachtvoll gekleidet sind sie, bieten ihre wertvollen Gaben auf einem Teppich dar. Und Könige, dass weiß doch jedes Kind, reisen nicht zu Fuß: Sie haben Diener dabei, Elefanten, beladene Kamele. . . Die Hirten und Bauern tragen bayrische Tracht.

Die Enkelkinder von Bärbel Kuhl lieben die Krippe mit den vielen Figuren und Details. Die Großmutter braucht stets einen ganzen Nachmittag, um sie aufzubauen: „Die Krippe sieht jedes Jahr anders aus.“ Familie Kuhl begann vor rund 30 Jahren mit dem Sammeln der wertvollen Krippenfiguren, steckte zwei befreundete Ehepaare mit der Leidenschaft an. Bis heute steht im Advent eine Krippe in der Spitzweg-Apotheke in Saarn, die inzwischen die Tochter der Kuhls führt.

Auch diese Krippe baut Bärbel Kuhl in jedem Jahr liebevoll auf, und in jedem Jahr drücken sich die Kinder an der Schaufensterscheibe die Nasen platt. „Ganz zu Anfang“, erinnert sich Frau Kuhl, „ da hatten wir ja nur eine Krippe. Die haben wir dann Heiligabend abgebaut und zu uns nach Hause geholt.“ Da gab es an den Feiertagen manche Enttäuschung, wenn beim Weihnachtsbummel durchs Dorf mit den Kindern die Krippe weg war.

Am Anfang der Sammlung gab es nur Maria, Josef und das Jesuskind. Inzwischen gibt es genug Figuren für zwei Schauplätze, das Szenarium wechselt in jedem Jahr. Eine Krippe für viele Generationen: Sohn und Tochter der Kuhls werden die Figuren übernehmen.