Kunst oder Kommunikationsdesign? Wie soll es nach der Schule weiter gehen? Welchen Lebensweg soll man einschlagen, welches Studienfach ist das Richtige? Mit diesen Fragen hat sich Lucas Boelter nach seinem Abitur herumgeschlagen. Fast ein Jahr hat er sich Zeit genommen, eine Wahl zu treffen, und ist nun aufgeregt, denn die ersten Entscheidungen der Hochschulen stehen an. „Ich war mir nicht sicher, ob ich Kunst oder Kommunikationsdesign studieren sollte. Nun habe ich mich für Kommunikationsdesign entschieden, mich bereits in Halle und Dortmund beworben. Die Mappe für die Folkwang-Hochschule mache ich zur Sicherheit noch fertig. In den nächsten Tagen müsste ich erste Nachricht bekommen, ob ich angenommen wurde.“
Das helle Atelier an der Friedrichstraße, vom Kommunikationsdesigners Peter Gornig im Rahmen eines Praktikums zur Verfügung gestellt, steht voller Leinwände seiner farbenfrohen, größtenteils abstrakten Bilder. Auf manchen sind eindrucksvolle Gesichter, einzelne Augen zu erkennen.
„Ich arbeite vorwiegend mit Acryl- und Sprayfarben auf Leinwand, verwende Elemente der Streetart, obwohl ich meine Kunst nicht als Streetart bezeichnen möchte“, erklärt Lucas Boelter, der seit Januar täglich von 9 bis 17 Uhr an seinen Bildern arbeitet, um sich aufs Studium vorzubereiten. Auch die nun erste Ausstellung in der Dezentrale ist das Ergebnis seiner zielstrebigen Bemühungen.
Nach einem Museumspraktikum in der Camera Obscura und einem weiteren in der Kommunikationsabteilung eines Konzerns im spanischen Barcelona arbeitet er nun seit vier Monaten konzentriert in seinem temporären Atelierraum. „Am Anfang haben Peter Gornig und ich uns viel über meine Kunst unterhalten.“ So habe er noch mal einen ganz anderen Ansatz bekommen. „Jetzt, seitdem ich jeden Tag hierher komme, sehe ich zu, dass ich kontinuierlich etwas schaffe. Das ist eine neue und wichtige Erfahrung. Es ist spannend, sich an seine Kunst heranzutasten und einen Bezug dazu zu bekommen“, sagt der junge Mann, der über seine Familie immer schon einen Bezug zu Kunst, Fotografie und Design hatte und bereits mit 13 Jahren zu malen begann.
„Ich sehe, dass Lucas eine Zielsetzung hat, das kann man unterstützen“, sagt Peter Gornig über seinen Beitrag zur Nachwuchsförderung. Er bemängelt, dass im Kunstunterricht vorwiegend klassische Kunst vermittelt und kaum ein Einblick in Kommunikationsdesign gegeben werde, obwohl diese „als angewandte Kunst wesentlich alltagsprägender ist“. So hat sich Lucas zwar für ein Kommunikationsdesign-Studium entschieden, „freie Kunst werde ich aber nebenher weiter machen“.