Mülheim. Elodea und andere Wasserpflanzen wuchern eher in den Ruhrseen als in der Ruhr selbst. In Mülheimer Teichen ist meist Versandung ein Problem.

Auf dem Baldeneysee in Essen hat sich ein grüner Pflanzenteppich ausgebreitet. Die Elodea und andere Wasserpflanzen wie Elkloben oder Kleines Laichkraut wuchern dort unter Wasser erheblich, die örtlichen Wassersportvereine können ihre Aktivitäten auf dem See nur noch eingeschränkt ausüben.

Die Ruhr in Mülheim ist von dem enormen Pflanzenwachstum aber nicht betroffen. „Diese Pflanzen benötigen möglichst flaches, strömungsberuhigtes Wasser“, erklärt Jessica Eisenmann, Sprecherin der zuständigen Bezirksregierung, „Probleme bezüglich dieser Wasserpflanzen sind uns nur bei der Nutzung der Stauseen bekannt.“ Die Ruhr in Mülheim dagegen sei ja ein fließendes Gewässer und nicht zugewuchert. Man müsse daher hier auch nicht – wie auf dem Essener See geschehen – ein Mähboot einsetzen.

Das starke Pflanzenwachstum basiert eigentlich auf einer positiven Entwicklung, die die Ruhr insgesamt betrifft. Das Wasser im Fluss und in den Ruhrseen wird immer reiner. Nachdem man im vergangenen Jahrzehnt 1,6 Milliarden Euro in bessere Kläranlagen investiert habe, sei die bereits hervorragende Wasserqualität noch mal deutlich angestiegen, heißt es seitens des Ruhrverbandes. Das saubere – stickstoff- und phosphatärmere Wasser – lässt Algen und Plankton zurückgehen, andere Wassergewächse aber sprießen. „Das Algenwachstum und damit die Trübung in den Flüssen ist zurückgegangen“, so Jessica Eisenmann. Die Sonne gelange teilweise bis auf den Grund und fördere das Aufblühen von Elodea und Co.

Herkulesstaude verbreitet sich rasend schnell

In den stehenden Gewässern in Mülheim, wie etwa in den Witthausbuschteichen oder auch am Entenfang, kämpft man mit einem ganz anderen Problem. Die Gewässer versanden und verlanden und müssen deshalb saniert werden, wie Stadtsprecher Volker Wiebels berichtet. Im Witthausbusch stehe eine solche Sanierung kurz bevor.

An der Ruhr wächst aber noch ein anderes Problem wieder kräftig heran: die Herkulesstaude – auch Riesenbärenklau genannt. Sie wird nicht nur recht hoch, sondern geht auch in die Breite – und steht ziemlich nah am Wegesrand. Die Pflanze ist für den Menschen nicht ungefährlich, weil sie demjenigen, der mit ihr in Kontakt kommt, Brandblasen und Schmerzen zufügt.

Weil sich die Herkulesstaude rasend schnell verbreitet, könne man ihr „nicht gänzlich Herr werden“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Man entferne sie aber an Spazier- und Radwegen. Dort werde an beiden Seiten des Weges ein ein Meter breiter Streifen freigemäht. Am Leinpfad werde gerade das Grün zurückgeschnitten, Ende kommender Woche will man damit fertig sein.

Grundeln vermehren sich rasant

Eine Fischfamilie, die es bis vor einigen Jahren in heimischen Gewässern gar nicht gab, breitet sich immer mehr aus. Die Grundel – ursprünglich im Schwarzen Meer beheimatet – hat sich über den Rhein den Weg zur Ruhr gebahnt.

„Diese kleinen Fischchen sind allerdings alles andere als niedlich. Sie sind Laichräuber, das heißt, sie vertilgen und dezimieren den Laich unserer heimischen Fischarten“, erläutert Michael Raspel, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Fischervereine Untere Ruhr. Hinzu kommt, dass die Grundel drei Mal statt nur ein Mal pro Jahr laicht – wie es die meisten Ruhrfische tun. Sie vermehrt sich also rasant.

„Wir betreuen die 22 Flusskilometer zwischen Kettwig und Duisburg. Es gibt nur noch ganz kleine Areale, in denen Grundeln nicht anzutreffen sind“, berichtet Raspel. Bei einem kürzlich durchgeführten Angeln fingen 17 Angler in vier Stunden 1019 Grundeln – und kaum andere Fische.

Die Angler befürchten, dass der Laichräuber starken Einfluss auf unsere Gewässer nehmen und heimische Fischarten verdrängen wird. Derzeit gibt es in der Ruhr vier Grundelarten: Schwarzmaulgrundel, Kesslergrundel, Flussgrundel und Marmorgrundel. Zur Eindämmung der Grundeln seien nicht nur die Fischervereine gefragt. Auch ein gezielter Besatz mit Quappen, die den Laich von Grundeln fressen. könne hier helfen.