Nach sechs Jahren überdurchschnittlicher Kriminalitätsbelastung ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr mit 12 260 wieder unter den Zwölf-Jahres-Durchschnitt gefallen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um mehr als ein Fünftel auf 614 zurück. Das schreibt die Polizei ihrer verstärkten Aufklärungs- und Abschreckungstätigkeit zu.
„Unsere Bilanz kann sich sehen lassen“, sagte Kriminaldirektorin Christa Schmitz bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 2010. Ohnehin dürfen die Bürger sich in Mülheim vergleichsweise sicher fühlen. In diesem Jahr sank die Kriminalhäufigkeitszahl, ein Indikator für das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, um mehr als 1000 Punkte auf 7265. Diese Zahl liegt unter dem Landesschnitt (8073) und deutlich unter den Zahlen der Großstädte Essen (9420), Dortmund (11975) oder Düsseldorf (13777), etwa auf dem Niveau von Leverkusen.
Dazu hat auch ein Ausreißer in der Statistik beigetragen. Im Jahr 2009 klärte die Polizei eine Serie von Internet-Betrügereien aus Mülheim. Diese Serie belastete die Statistik 2009 mit mehr als 2000 Fällen.
3431 Fälle so genannter Straßenkriminalität wurden 2010 in Mülheim registriert, 482 Fälle mehr als im Vorjahr. Unter diesem Sammelbegriff addiert die Polizei Vergewaltigungen, Exhibitionismus, Raub, Taschendiebstahl, Kfz-Delikte und Sachbeschädigungen. Mehr als die Hälfte der ermittelten Tatverdächtigen war jünger als 21 Jahre. Einen großen Anteil in dieser Deliktgruppe machte im vergangenen Jahr der Diebstahl aus Autos aus, der um fast 30 Prozent angestiegen ist. Eine Erklärung dafür haben weder Christa Schmitz noch Oberrat Manfred Joch. „Wir haben keine Schwerpunkte im Stadtgebiet gefunden und können die Zahlen nur zur Kenntnis nehmen.“
Eine Erklärung für die sinkenden Einbruchszahlen gibt die Polizei dagegen gerne. Sie verweist auf die Arbeit der Ermittlungstrupps, die die Polizei nach dem „Katastrophenjahr 2009“ (Joch) auf die Einbrecher angesetzt hat. Aufklärung und Abschreckung hätten hier zu einem Verdrängungseffekt geführt.
Wirksame Aufklärung haben offenkundig auch die Mülheimer Medien bei Senioren geleistet, berichtet Manfred Joch. Zu Jahresanfang hat offenkundig eine überregional agierende Bande mal wieder Mülheim mit dem „Enkeltrick“ ins Visier genommen. Der geht so: Die Bandenmitglieder, gerne Frauen, geben sich am Telefon als Angehörige der angerufenen Senioren aus, schildern gekonnt und glaubhaft ihre vermeintliche Notlage und bitten dringend um Geld. Das holt dann regelmäßig eine angebliche Vertrauensperson ab. Auch der „Wasserwerkertrick“ wurde vielfach probiert: Wir kommen vom Wasserwerk und müssen mal ihren Zähler ablesen. Sind die Täter dann in der Wohnung, lenkt einer den älteren Mieter ab, während der andere die Wohnung nach Beute durchsucht.
Über solche Fälle hatte die WAZ in den letzten Monaten mehrfach berichtet. Offenkundig mit dem Ergebnis, dass ältere Menschen für diese Tricks inzwischen Problembewusstsein entwickelt haben. Manfred Joch: „Wir haben in kurzer Zeit 40 Anrufe bekommen von Bürgern, bei denen ein Trickbetrug versucht worden ist. Alle sagten uns: Da sind wir nicht drauf reingefallen, das haben wir doch gerade erst in der Zeitung gelesen.“ Nur in einem Fall kamen die Täter zum Zuge.