Die Pianistin Olga Scheps ist einer der aufstrebenden Stars der Klassik. Im Interview spricht sie über Emotionen, Ausflüge in andere Genres und Wachstum
Sie ist einer der aufstrebenden Stars der klassischen Musikszene: Mit 27 Jahren hat Olga Scheps bereits vieles erreicht, von dem andere nicht zu träumen wagen. Sie hat im vergangenen Jahr ihr drittes Album beim Musikriesen Sony auf den Markt gebracht, ist Gewinnerin des Klassik-Echo als beste Nachwuchskünstlerin, spielt Konzerte auf der ganzen Welt und hat sich darüber hinaus einen Namen als Werbeträgerin für Marken wie Audi oder Chopard gemacht.
Am Montagabend spielte die Pianistin im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr Werke von Franz Schubert, Tschaikowsky, Balakirew, Prokofjew und Robert Schumann in der Stadthalle. Ein Konzert, das am Ende mit stehenden Ovationen bedacht wurde. Unser Autor Simon Rahm traf sich nach dem Konzert mit Olga Scheps zum Gespräch.
Frau Scheps, ausverkaufte Konzertsäle in ganz Europa, Sie sind ständig unterwegs. Woher kommt diese Energie, was treibt Sie an?
Olga Scheps: Aufzutreten bereitet mir extrem große Freude. Ich bin mit dem Klavierspiel aufgewachsen. Also ist das eine der natürlichsten Sachen der Welt für mich. Ich genieße den Austausch der zwischen dem Publikum und mir stattfindet. Ich sehe die Leute zwar beim Spielen nicht, aber ich spüre sie, die Stimmung, die Emotionen.
Haben Sie schon einmal gespürt, dass die Leute nicht so zufrieden mit Ihrer Darbietung waren?
Natürlich kann man es nicht jedem Recht machen. Es gibt immer Leute, die die Interpretationen anderer Künstler den meinen vorziehen. Und eine perfekte Interpretation gibt es meiner Meinung nach auch nicht. Aber ich versuche bei jedem meiner Konzerte für die Besucher mein Bestes zu geben. Die Zuschauer wissen ja vorher aus den Programmheften, welche Stücke ich spielen werde und viele kennen sie auch. Ich versuche, den einen, ganz besonderen Moment zu erschaffen.
Wenn Sie spielen, bewegt sich Ihr ganzer Körper mit...
Wir arbeiten in der Klassik mit sehr puren Elementen. Keine Elektronik, keine Verstärker. Die Kommunikation mit dem Publikum geschieht durch das Instrument und den Körper. Ich will mit den Stücken Geschichten erzählen. Da gehört Körpersprache dazu. Es ist wichtig zu verstehen, was das Stück ausdrücken will. Ich lese viel über die Komponisten, die ich interpretiere. Wie sie gelebt haben, was sie zu der Zeit, als sie die Musik geschrieben haben, bewegt hat. Das ist sehr spannend, denn abseits von ihrem musikalischen Schaffen waren diese Komponisten ja normale Menschen mit ganz menschlichen Problemen.
Sie sagen, dass Sie ohne Verstärker spielen. Würden Sie das gerne manchmal ändern und eine andere Musikrichtung ausprobieren?
Ich höre viele verschiedene Musikrichtungen, zum Beispiel wahnsinnig gerne Rock oder auch elektronische Musik. Und Ja, manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass es schön wäre, die Genres vielleicht mal zu mixen. Aber mein momentaner Terminkalender lässt dafür noch keinen Raum. Vielleicht irgendwann einmal.
Sie gehören einer Generation von klassischen Musikern an, die sowohl durch Talent als auch durch Optik punkten. Trägt das Aussehen zum Erfolg bei?
Das werde ich sehr häufig gefragt. Es gibt derzeit wirklich viele hübsche Gesichter in der Klassik und das ist ein extrem präsentes Thema. Ich glaube, es ist heute eher so, dass die Menschen generell viel Wert auf ihr Aussehen legen. Das ist keine Erscheinung, die es ausschließlich nur in der Klassik gibt. Viel wichtiger ist in meinen Augen künstlerisches Wachstum. Denn gerade diese Musik wird ja von allen Altersgruppen gehört und gespielt. Vom Anfang des Lebens bis zum Ende. Und da gehört Wachstum dazu, sowohl zu einer gesunden Entwicklung als Künstler, als auch als Mensch.