Mülheim.

Seit drei Jahren müsse er sich nun schon mit den Problemen der Trinkgelage in der Öffentlichkeit befassen, und das mit „steigender Brisanz“, berichtet Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Er steht nicht allein da. Aus dem Umweltamt und vor allem vom Grünflächenamt sind sorgenvolle Töne zu hören. Eine Arbeitsgruppe, in der mehrere Ämter der Stadt vertreten sind, sucht nach Auswegen.

„Wir denken zum Beispiel jetzt darüber nach, die Satzung für die Müga zu verschärfen“, erklärt Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf. Zumindest ein Flaschenverbot steht im Raum.

Das Ausmaß der Zerstörungen nach den Trinkgelagen sei erschreckend, schildert Silvia Waage, Leiterin des Grünflächenamtes in der Stadt, die Folgen. Die Flaschen würden oft zerschlagen, weit verbreitet lägen die Scherben in der Gegend herum, zum Teil würden sie auch in die Wiese gesteckt oder sogar im Sand des Spielplatzes vergraben. „Sobald es wärmer wird, haben wir jeden Tag zwei Mitarbeiter draußen, die aufräumen, Spuren des Vandalismus beseitigen.“

Müga soll Erholungszone bleiben

Per Hand geht das inzwischen nicht mehr. „Wir setzen eine Kehrmaschine mit einem speziellen Besen ein, die die Wiesen in der Müga abfährt und die kleinen Scherben und Splitter aufnimmt.“ Eine mühselige und teure Arbeit. Auf dem Spielplatz muss der Sand ständig umgegraben werden. Das alles, um die Gefahr von bösen Verletzungen zu verhindern.

Es seien ausschließlich Alkoholflaschen, die zerschlagen würden, sagt Silvia Waage und berichtet davon, dass es in Folge des Alkoholgenusses auch schon mal zu Bedrohungen und Pöbeleien komme. Auf der anderen Seite gebe es zeitweise Beschwerden von Bürgern über den Zustand der Müga. Dabei setzt die Stadt viel Arbeit darein, dieses Kleinod als attraktive Erholungszone zu erhalten.

Kampf gegen Saufgelage auf der Straße

Nicht nur an der Müga, sondern auch am Leinpfad stößt die Stadt zunehmend auf Verunreinigungen. Als Problemzone nennt Bernd Otto zudem den Bereich an der Kardinal-Graf-von-Gahlen-Straße, wo sich immer wieder Anwohner über Trinkexzesse und in Folge über Lärm, Dreck und voll urinierte Ecken beklagten. „Das stimmt so nicht immer, aber wir mussten immer wieder mal einschreiten.“

Auch das Ordnungsamt investiert mittlerweile viel Zeit und Kraft in die Bekämpfung der Folgen von Alkoholgenuss. An vielen Wochenenden fahre man mit vier bis sechs Personen die kritischen Punkte ab, abends wie nachts. Keine beliebte Arbeit, sagt Otto, weil auch nicht ungefährlich. Würde eine schärfere Satzung helfen, eine andere gesetzliche Regelung, wie sie derzeit im Landtag diskutiert wird?

Glasflaschenverbot gewünscht - auch umsetzbar?

„Ein eindeutiges Trinkverbot in der Öffentlichkeit oder an bestimmten Orten würde unsere Arbeit leichter machen“, sagt Otto, aber auch wieder neue Probleme mit sich bringen. Wer Alkohol an einigen Stellen verbiete, verdränge die Menschen an andere Stellen. Für Otto ist es auch deshalb ein sehr sensibles Thema, auch wenn er für die Müga sagt, dass es Sinn mache, dieses Aushängeschild der Stadt für die nächsten Generationen in einem gepflegten Zustand zu erhalten.

So sieht es etwa auch der Fraktionschef der CDU, Wolfgang Michels, der eine schärfere Anlagensatzung für die Müga begrüßen würde, „weil alle Appelle an die Einsicht wohl nichts bringen“. Vor allem angesichts der Risiken, sich zu verletzten, müsste mindestens ein Verbot von Flaschen erfolgen, meint er. Problem: Verbote müssen kontrolliert werden. Wer soll es machen, was kostet es?

Der Ruf nach der Polizei erklingt in Sachen Saufgelage in Mülheim bisher eher selten, wie Polizeisprecher Lars Lindemann berichtet. Er verweist jedoch darauf, dass es der Polizei gelungen sei, allein durch ihre Präsens die „Trinker-Szene“ rund um das Forum aufzulösen. Wohin? Man weiß es nicht. Generell gilt für die Polizei: Unter Alkohol passieren viel eher Straftaten als im nüchternen Zustand.