Mülheim.. Die Künstler-Gruppe AnDer präsentiert eine neue Freiluft-Ausstellung auf dem Styrumer Marienplatz. Ein Name der Kirche wird aufgegriffen. Die Werke veredeln auch die grauen Bunkerwände.
Marode Brücke, Benzindunst und Bahngleise auf der einen Seite, altehrwürdige Fassaden und ausladende Baumkronen auf der anderen, grauer Weltkriegsbunker, katholisches Gotteshaus: Kontraste prägen den Marienplatz in Styrum. Die Mülheimer Künstlergruppe AnDer hat ihn als Schauplatz ihrer neuen Ausstellung gewählt und führt damit eine Reihe fort.
2012 stellten die sieben Akteure den Kaiser-Wilhelm-Platz ins Zentrum einer gemeinsamen Schau, im Vorjahr den Von-Behring-Platz, jeweils setzte man sich zugleich mit dem Namensgeber des Ortes künstlerisch auseinander. Dies gilt auch dieses Mal für die Kirche St. Mariae Rosenkranz, die den Platz überragt. Man sei bewusst in diesen Stadtteil gegangen, erklärt AnDer-Mitglied Heiner Schmitz: „Wir haben Styrum immer als etwas benachteiligt empfunden.“ Obgleich ja auch hier Kunst geschaffen wird, man denke etwa an die Ateliers im Schloß Styrum.
Marienplatz mit neuem Leben erfüllen
Die Gemeinde sei von der Idee gleich „hellauf begeistert“ gewesen, berichtet Schmitz. Die gemeinsame Ausstellungseröffnung nach dem Gottesdienst am kommenden Sonntag passt da gut ins Bild. Die vier Künstler und drei Künstlerinnen möchten den häufig nur als Hundewiese dienenden Marienplatz neu mit Leben füllen. Als sie jetzt ihre Werke aufbauten, habe ein kleines Mädchen prompt nachgefragt, berichtet Ursula Vehar: „Was macht Ihr denn hier? Hier ist sonst nie einer.“
Ursula Vehar hat ihr Triptychon, das die Darstellung einer Marienskulptur mit Szenen der grausigen Bombennacht am 22./23. Juni 1943 kombiniert, passenderweise an der verwitterten Wand des Luftschutzbunkers installiert. Ebenso macht es Christine Lehmann mit ihrer doppelten Deutung des Rosenkranzes. Und am Bunkereingang, der gegenüber liegt, präsentiert Helmut Koch sein Doppelwerk, mit dem er das immer aktuelle Thema Flucht und Vertreibung aufgreift, welche bekanntlich auch die heilige Familie traf.
Das Gehen als Ausdrucksform vieler Religionen
Während sowohl Jochen Leyendecker als auch Uwe Dieter Bleil aus Fundstücken ausdrucksstarke Madonnen-Statuen schufen und hoch über der Wiese platzierten, bleiben zwei andere Künstler mit ihren Werken bodennah: Dore O. besann sich auf das Gehen als Ausdrucksform vieler Religionen und legte einen „Rosenpfad“ aus fließendem Stoff. Heiner Schmitz konstruierte, in Anlehnung an den traditionellen Rosenkranz, eine „Gebetskette“ aus zehn roten Kugeln, die er ins Gras legte. Neun tragen die Symbole verschiedener Weltreligionen, auf die zehnte zeichnete er ein @. Die jüngere Generation verliere durch dauernde elektronische Kommunikation die Möglichkeit innerer Einkehr, glaubt der Künstler.
Die Gruppe will in den nächsten Wochen auch Rundgänge anbieten, um den Menschen im Stadtteil ihre Arbeiten näher zu bringen.