Mülheim. . Reggae made in Mülheim? Die Rude Reminders sehen darin ein soziopolitisches Werkzeug für das Ruhrgebiet. Und ihre Fan-Gemeinde wächst.

Es schlagen zwei Herzen in Leo Gosen-Kurowskis Brust: Das eine für das Ruhrgebiet, das andere für Jamaika und den Roots-Reggae wie ihn Bob Marley in den Siebzigern spielte. „Er klingt tief und organisch, seine Texte beschreiben die ehrliche Realität, von unten, weltpolitisch“, verbindet der „Ruhri“ mit Dreadlocks und Schlapphut auch optisch beide Welten. Seine Band - die Rude Reminders – bringt Marleys Sound und Botschaft nach Mülheim.

No woman no cry

Oder Mülheim zum Reggae? 2012 jedenfalls hat der Rastafari-Virus den Sänger, Percussionisten und übrigens Enkel des verstorbenen Oberhausener Jazzkünstlers „Kuro“ (Walter Kurowski) erwischt. Im Autonomen Zentrum an der Auerstraße lernte er den Gitarristen Ricky Westerfeld kennen, auch er ein Fan der politischen und spirituellen Reggae-Ikone. „Ricky hat dort ‘No woman no cry’ gesungen. Ich dachte ‘shit’. Reggae ist der Jazz des kleinen Mannes. Das haben wir direkt gespürt“, erzählt Leo den Gründermythos der Band.

Als „Reminders“ trat das Duo 2013 auf, zunächst im Mocca Nova und rein akustisch mit Djembé und Gesang. Musikalisch und textlich bediente man sich noch bei Marley und Peter Tosh. Kurz darauf stießen Bass und Schlagzeug der Mülheimer Jungs von „Pinkepank“ hinzu. Die Musik wandelte sich von ’unplugged’ zu elektrisch, „unser Sound wurde komplexer, kraftvoller wie eine Dampfmaschine“, schildert der Sänger.

Uneinigkeit über die Richtung der Band

Doch im Sommer war ein jähes Streckenende erreicht: Manchem fehlte die Zeit, auch gab es Uneinigkeit über die Richtung der Band.

Im Herbst 2013 dann ein Neustart, zum Teil mit der ‘alten’ Crew, der die heutigen „Rude Reminders“ definiert: eigene Texte, analoger, erdiger Sound und der typische Patois-Gesang der Jamaikaner. „Ich singe aber viel ‘formal english’, denn mir ist wichtig, dass man unsere Botschaft versteht“, sagt der hauptamtliche Sänger und Texter Leo. Es geht dabei um Krieg, soziale Ungerechtigkeit, „wir hinterfragen den Luxus, in dem wir leben. Der Reggae ist unser sozialpolitisches Werkzeug für das Ruhrgebiet.“

Die Fanbasis ist gewachsen

Die Fan-Basis hat den Ruf gehört und ist seitdem gewachsen, obwohl es nicht einmal eine Platte der Mülheimer gibt – noch nicht. „Wir haben das für 2018 geplant“, verrät Frontmann Leo, ein Label haben die Jungs aber derzeit nicht. „Gute Dinger brauchen eben Zeit...“

Dafür spielen die Reminders teils zu zehnt eifrig auf Festivals wie dem Ruhr Reggae Summer und dem Reggae Jam in Bersenbrück. Der Traum mit Musik den Lebensunterhalt zu verdienen, ist aber längst nicht erreicht. Leo arbeitet im Event-Bereich, andere sind in der Ausbildung oder drehen die Plattenteller als DJ etwa im AZ. Mit dem Autonomen Zentrum, wo auch Wurzeln liegen, fühlen sie sich weiter verbunden: „Wir unterstützen Projekte wie den AZ-Jam.“

Live im Parkhaus in Duisburg-Meiderich

Wer die Zeit bis zur ersten Platte der Rude Reminders überbrücken will, kann sie am Samstag, 20. Januar, live im „Parkhaus“ an der Bürgermeister-Pütz-Straße 123 in Duisburg sehen.

Beginn ist um 20 Uhr, die Karten kosten 10 Euro. Bandinfos unter: www.facebook.com/TheRudeReminders