Das Sozialticket wird auch in Mülheim eingeführt, zunächst bis Ende 2012. Dann will man weitersehen – vor allem, wie sich die Defizite dadurch bei der MVG möglicherweise erhöhen. Für SPD, Linke, MBI und Grüne gibt es keinen Zweifel: Wenn Menschen, die von Hartz IV leben, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen sollen, müssen sie auch mobil sein. Doch der dafür vorgesehene Satz reicht bei Hartz IV nicht aus. Ein Sozialticket für monatlich 30 Euro wäre aus Sicht vieler Politiker zu stemmen.
„Für uns besteht dabei zunächst kein Risiko“, betont der sozialpolitische Sprecher der SPD, Johannes Gliem, und kritisiert jene, die in dieser freiwilligen Leistung gar etwas Unsoziales entdecken.
Unsozial ist es aus Sicht der CDU, wie Fraktionschef Wolfgang Michels erklärt, weil man dadurch das Defizit erneut vergrößere und damit wieder die nachfolgenden Generationen ein Stück mehr belaste. Wieder einmal, so sehen es fast alle Fraktionen, würden hier Wohltaten vergeben, aber auf Kosten der Städte. Eigentlich müsste der Bund zahlen oder der VRR, heißt es. Eine halbe Million Euro jährlich an Subventionierung durch die Stadt, schätzt Wolf Hausmann (FDP) beim Sozialticket.
Nicht glücklich ist auch der Kämmerer, der ein mögliches Minus darin sieht, dass Inhaber eines regulären Tickets auf das preisgünstigere umsteigen und die Mitnahme von Kindern beim Sozialticket kostenlos ist. Man werde, so Kämmerer Uwe Bonan, regelmäßig Bericht über die Kostenentwicklung geben.
Achim Fänger (Wir-Linke) hält die Debatte für völlig verkehrt: „Wir machen Menschen mobiler, bekommen eine bessere Auslastung von Bus und Bahn und mehr Geld in die Kasse.“ Das sei klasse.