Mülheim..
Mülheimer Schüler lernen oft in zu großen Schulklassen. Das geht aus einer Statistik des NRW-Landtags hervor, die auf Anfrage der FDP erstellt wurde. Vor allem an Gymnasien und Realschulen sprengen überfüllte Lerngruppen die Klassenzimmer und überschreiten die vorgeschriebene Obergrenze von 30 Schülern.
Die Statistik ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Unterrichtsbedingungen in der Stadt. Sie liefert Zahlen zum Personalbedarf, zum Altersdurchschnitt der Lehrer und eben zu den Klassengrößen. „Die FDP im Landtag hat die Daten aus allen Städten im Ruhrgebiet angefordert“, erklärt Meike Ostermann, bildungspolitische Sprecherin der Mülheimer FDP. Von den Ergebnissen ist die Politikern angenehm überrascht: Im Gegensatz zu anderen Städten habe Mülheim – zumindest auf dem Papier – eine ausreichende Lehrerversorgung.
Erfreulich auch: Das Durchschnittsalter der Lehrerschaft fällt niedrig aus. Mit 37,7 Jahren hat die Grundschule Krähenbüschken das jüngste Kollegium. An der Grundschule Saarnberg unterrichten mit 48,9 Jahren die „ältesten“ Lehrer. So viele junge, motivierte Pädagogen, das habe nicht jede Stadt: „In anderen Städten liegt das Durchschnittsalter bei deutlich über 50 Jahren“, weiß Meike Ostermann. „Das einzig Dramatische sind die zu großen Klassen.“
Bessere Arbeitsatmosphäre in kleineren Klassen
Für die individuelle Förderung der Schüler seien diese vollen Lerngruppen nicht förderlich. Immerhin werden in 47,4 Prozent der gymnasialen Klassen mehr als 30 Schüler unterrichtet, bei den Gesamtschulen sind 13,3 Prozent der Klassen zu voll. Während die Klassengrößen in Grund-, Haupt- und Förderschulen im Rahmen liegen, ist fast die Hälfte (49 Prozent) der Realschulklassen überfüllt.
Ist es denn möglich, jeden einzelnen Schüler zu fördern, wenn neben ihm 32 weitere Mitschüler die Aufmerksamkeit des Lehrers fordern? „Zumindest ist die Arbeitsatmosphäre deutlich angenehmer, wenn die Klasse kleiner ist“, weiß Bernd Troost, Schulleiter der Luisenschule und Sprecher der Mülheimer Gymnasien.
"Wiederholer-Quote ist gesunken"
„Ob Schüler in kleinen oder in großen Gruppen besser lernen, darüber streiten sich Experten.“ Abgesehen von den räumlichen Problemen, die eine zu große Klasse verursache, sei es jedoch schwierig, den Blick auf den Einzelnen zu bewahren, weiß der Lehrer. Je kleiner die Lerngruppe, desto besser das Arbeitsklima. Daher habe sich die Luisenschule im aktuellen fünften Jahrgang eine Obergrenze von 28 Schülern pro Klasse gesetzt. „Bei der Anmeldung haben wir bewusst darauf geachtet, diesen Richtwert nicht zu überschreiten.“
Die Schüler sollen davon profitieren. „Die Wiederholer-Quote ist seitdem gesunken.“ Dies liege aber nicht nur an der kleineren Klassengröße, sondern auch an der Schulzeitverkürzung des G8-Jahrgangs, da von Anfang an mehr leistungsstarke Schüler aufgenommen werden.
Zu hohe Krankenstände
Um das individuelle Lernen zu fördern, fordert die Lehrergewerkschaft GEW eine Erhöhung der Vertretungsreserve und der Stellenreserve. „Die Krankenstände sind an den Schulen hoch, so dass die Personalquote auf dem Papier zwar erfüllt ist, gefühlt aber nicht ausreicht“, erklärt GEW-Sprecherin Rita Theelke.
Neben einer verbesserten Lehrer-Schüler-Relation plädieren die Pädagogen außerdem dafür, den Klassenfrequenzwert vor allem an Realschulen zu senken. Der Wert beschreibt die durchschnittliche Klassengröße, die Schulen anstreben sollten. Momentan liegt dieser bei 28 Schülern pro Lerngruppe. „Wir fordern 20.“