Mülheim.. Auf einer Matinée im Theater an der Ruhr diskutierten Roberto Ciulli und Helmut Schäfer über das Stück auf „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. Premiere feiert dieses am 23. Oktober am Raffelberg.

„Für seinen Vater war der Sohn eine Grube ...“, plaudert Theaterchef Roberto Ciulli zur Matinee am Raffelberg über den amerikanischen Schriftsteller Eugene O’Neill. „GELD-Grube“, korrigiert TAR-Kollege Helmut Schäfer etwas lakonisch, „sonst hieße das ‘Tod’.“ Aber nein, der kleine Schlagabtausch deutete nicht auf ‘Familienzwist’ am Theater an der Ruhr hin.

Obwohl, es hätte gut gepasst, denn Ciulli und Schäfer nutzten den Sonntagmittag, um das zahlreich erschienene Publikum auf die Premiere von „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ vorzubereiten. Und dieses Stück hat’s in sich: Eine zerbrechende Familie, Generationenkonflikt, Gewalt und Drogen sind im Spiel – „damit haben wir den ganzen Kladderadatsch vor uns“, kommentiert Dramaturg Schäfer.

Lebenslänglich festgelegte Rollen

Die Zelle der ‘Familie’ und ihre lebenslänglich festgelegten Rollen, beschäftigt das Theater nicht nur seit Psychoanalyse und Frankfurter Schule, Schäfer spannt Brücken von der Antike bis zu Shakespeare. Vielleicht ist es deshalb nicht überraschend, dass es Eugene O’Neill mit dem harten, gesellschaftskritischen Stoff dennoch an das kommerzialisierte amerikanische Theater und in die Spitze der erfolgreichen US-Autoren schaffen konnte: Vier Mal räumte er den Pulitzer-Preis ab.

Sein 1956, also nach seinem Tod, veröffentlichtes Stück trägt deutlich autobiografische Züge. „Hinter dem schönen und erfolgreichen Mann, hinter der sympathischen Maske, steckte ein schüchterner, oft abweisender Mensch, der nicht leicht zu mögen war“, skizziert Ciulli die private Person Eugene O’Neill. „Das Theater ist für mich das Leben. Leben ist Kampf, meistens ein erfolgloser“, soll der einmal gesagt haben. Vielleicht habe den Schriftsteller, der erst spät zum Schreiben fand, auch deshalb das Theater so sehr angezogen, mutmaßt Schäfer, weil es etwas ermöglicht, das es in der Familie nicht zu geben scheint: den Rollenwechsel.

„Eines langen Tages Reise in die Nacht“ hat Premiere am Donnerstag, 23. Oktober, 19.30 Uhr, im Theater an der Ruhr, Akazienallee 61. Karten:  599 01 88, www.theater-an-der-ruhr.de.