Mülheim.. In Mülheim beginnt in diesen Tagen die Krötenwanderung. Doch die Bestände an Kröten, Fröschen, Molchen und Feuersalamandern sind zurückgegangen.

Jetzt beginnt wieder das große Krabbeln. Von den steigenden Temperaturen wie wachgeküsst, machen sich Kröte, Frosch und Co. auf zu ihren Laichgewässern. Irgendwann im März, sobald die Temperaturen abends konstant über fünf Grad liegen, kommen die Kröten hervor und laufen (nur Frösche hüpfen) wie magisch angezogen zu Teichen und Tümpeln. Doch wenn bei Kröten, Molchen, Fröschen oder Salamandern die Frühlingsgefühle erwachen, leben sie gefährlich. Damit möglichst viele der Amphibien die Wanderung über viel befahrene Straßen unversehrt überstehen, gibt es im Stadtgebiet an vier Stellen Straßensperrungen (siehe Zweittext).

Daniela Specht, Artenschutzbeauftragte der Stadt Mülheim.
Daniela Specht, Artenschutzbeauftragte der Stadt Mülheim. © Unbekannt | Unbekannt

Generell lebten Frösche, Kröten, Molche und Salamander im gesamten Stadtgebiet, sagt Daniela Specht, Artenschutzbeauftragte der Stadt, und macht deutlich: „Die Wanderung findet praktisch überall statt. Nicht nur da, wo Straßen deswegen gesperrt sind.“ Doch alle Tiere vor Autos zu schützen, sei schlichtweg unmöglich. „Wir konzentrieren uns auf Areale mit großem Einzugsgebiet, wie beispielsweise den Uhlenhorster Wald.“

Wie groß der Bestand an wandernden Amphibien in einem Gebiet ist, werde zunächst ermittelt, bevor Maßnahmen wie eine Straßensperrung erfolgten, betont Daniela Specht. An der Horbeckstraße beispielsweise wurden bei der Erhebung über 4000 Tiere – Erdkröten sowie Berg- und Teichmolche – gezählt. Deutlich werde durch die Analyse von Daten, dass auch Gartenteiche wertvolle, lange unterschätzte, Lebensräume für Amphibien darstellten. „Das sind Refugien im Stadtbereich“, sagt die Artenschutzbeauftragte. Denn alle w seien generell durch die Ausbreitung des Menschen, die Landwirtschaft und bestimmte Krankheiten wie aktuell durch Pilzbefall gefährdet. „Die Bestände haben deutlich abgenommen, was aber nicht heißt, dass die Tiere bald verschwinden. Schwankungen sind normal.“

Der Feuersalamander etwa sei in Mülheim noch gut vertreten, außerdem gibt es hier drei Molcharten, erklärt die Expertin. Auch Grünfrösche seien häufiger zu finden. Allerdings sind beispielsweise Geburtshelferkröten in Mülheim seit 1995 nicht mehr nachzuweisen. Auch die Kreuzkröte mache Sorgen. „Davon gibt es nur noch zwei Vorkommen in der Stadt“, sagt Daniela Specht und mahnt: „Das ist unser Wald, und damit auch unsere Amphibien.“

Straßensperren sind effektive Schutzmaßnahmen

„Die Straßensperrung ist am effektivsten“, sagt Artenschutzbeauftragte Daniela Specht über diese Schutzmaßnahme, die in Mülheim an vier Orten angewendet wird: An der Horbeckstraße in Raadt, der Klingenburgstraße in Holthausen, der Großenbaumer Straße in Saarn sowie an der Mühlenbergheide in Saarn/Selbeck. Dort wird mittels Schranken geregelt, dass zwischen 19 und 6 Uhr keine Autos fahren, um die wandernden Amphibien zu schützen.

Auf Initiative des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) wurden in den 80er Jahren an den neuralgischen Punkten der Krötenwanderung die ersten Schranken aufgestellt – anfangs unter Anwohnerprotesten. „Heute hat die Mehrheit Verständnis dafür“, sagt Thorald vom Berg, der mit anderen Ehrenamtlichen vom BUND über 20 Jahre die Straßensperrungen betreute. 2010 übernahm die Stadt die Aufgabe und beauftragte damit einen Wach- und Schließdienst. Zuletzt kam 2013 die Horbeckstraße in Raadt hinzu, wo Anwohner zuvor einen Fangzaun betreut und die gefundenen Amphibien über die Straße getragen hatten. „Aber ein Zaun ist nie zu 100 Prozent wirksam“, sagt die Artenschutzbeauftragte.