Mülheim. Eine faustdicke Überraschung brachte die Kandidaten-Nominierung beim Bürgerlichen Aufbruch Mülheim. Jochen Hartmann spielt keine Rolle mehr.

30 stimmberechtigte Mitglieder haben am Donnerstagabend bei der Kandidaten-Kür des Bürgerlichen Aufbruchs (BAMH) für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Fraktionschef Jochen Hartmann erlebte das Ende der Sitzung nicht mehr.

Im Gesellenhaus in der Altstadt platzte der kleine Gesellschaftssaal aus allen Nähten, als sich die 30 Mitglieder der Wählervereinigung, die sich im September erstmals zur Wahl stellen wird, daran machten, ihre Wahlkreis-Kandidaten, ihre Reserveliste für den Stadtrat und ihren OB-Kandidaten Martin Fritz zu küren (22 Ja-Stimmen, zwei Nein, vier Enthaltungen).

Versammlung ließ Hartmann ohne Vorwarnung durchfallen

Die später am Abend angesetzte Wahl von Fritz geriet dabei allerdings zur Nebensache. War die Kür der Wahlkreiskandidaten noch ziemlich glatt über die Bühne gegangen, brachten die Wahlen für die Reserveliste die Überraschung, die offenbar selbst der Vorstand des Bündnisses in seinen Vorbereitungen nicht einkalkuliert hatte: Der als Spitzenkandidat vom Vorstand ins Rennen geschickte Jochen Hartmann fiel glatt durch: 17 Gegenstimmen standen nur 13 Ja-Stimmen gegenüber.

Rund 30 Mitglieder sorgten am Donnerstagabend bei der Wahlveranstaltung des BAMH für eine faustdicke Überraschung.
Rund 30 Mitglieder sorgten am Donnerstagabend bei der Wahlveranstaltung des BAMH für eine faustdicke Überraschung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke


Zunächst blieb Hartmann einige Minuten stoisch auf seinem Stuhl sitzen und vernahm etwa die Worte seines Gefolgsmannes Walter Euler, der den Parteikollegen noch einmal vor Augen führen wollte, dass „Jochen Hartmann seine Sache ganz hervorragend gemacht“ habe in der Zeit nach der BAMH-Gründung vor vier Jahren. Ihm jetzt hintenrum das Vertrauen zu entziehen, sei „unfair“. Schließlich sei im Vorfeld kein Gegenkandidat in den Ring gestiegen.

BAMH wählte Ramona Baßfeld zur Spitzenkandidatin

Eulers Worte verhallten. Die BAMH-Mitglieder wählten Ramona Baßfeld, eigentlich für Listenplatz 2 vorgeschlagen, mit 26 Ja- und drei Nein-Stimmen bei einer Enthaltung zur neuen Spitzenkandidatin. Bevor die Stimmen ausgezählt waren, verließ Hartmann wortlos den Saal. So fand er gar keinen Platz mehr auf der Kommunalwahlliste. Ob er noch als gewählter Direktkandidat in seinem Dümptener Wahlkreis zur Verfügung stehen wird, blieb offen.

Hinter Baßfeld wählte das Bündnis die Ratsmitglieder Frank Wagner, Martin Fritz und Hans-Georg Hötger auf die nächsten Plätze. Dahinter folgt der Novize Alexander Kocks von der Anti-Grundsteuer-Bewegung. Auf die Plätze sechs bis zehn wurden Michael Klauß, Ralf Veutgen, Marco Molik, Christine Kampl und Walter Euler gewählt.

Vorsitzender Wagner: Wir bleiben handlungsfähig

BAMH-Vorsitzender Frank Wagner zeigte sich überrascht davon, dass die Spitzenkandidatur Hartmanns derart scheiterte. Der BAMH bleibe aber handlungsfähig. Das Ergebnis sei demokratisch. In der kommenden Woche würden Vorstand und Fraktion beraten, wie es weitergeht. Zu hören war, dass viele Hartmanns AfD-Vergangenheit mit Misstrauen begegnen.

Hartmann verließ als Einziger die Versammlung, alle anderen Mitglieder wählten nahezu unbeeindruckt weiter. Nur der politikerfahrene Hans-Georg Hötger nahm ein Wort in den Mund, das andere sich nicht laut auszusprechen trauten: Krise. „Der Vorstand muss nun handeln.“

Jochen Hartmann sprach die Redaktion noch am späteren Abend. Er wollte sich öffentlich aber noch nicht äußern zu seiner herben Niederlage. Er halte es wie die preußische Beschwerdeordnung, so Hartmann: 24 Stunden liegen lassen, durchdenken und dann sieht man weiter.“