Mülheim. Der vor 100 Jahren angelegte Raffelbergpark eignet sich nicht nur für Osterspaziergänge, wie „Parkwächter“ Christian Eisenbeis, Karin Landfermann und ihr Ehemann Bernd bei einem Rundgang erzählen.
Wer mit dem Ehepaar Landfermann und Christian Eisenbeis durch den Raffelbergpark geht, sieht die grüne Oase zwischen Akkazienallee und Ruhrorter Straße mit neuen Augen. Denn die Landfermanns und Eisenbeis wissen auf Schritt und Tritt eine Geschichte über den in zwei Schritten, 1908/1909 und 1926, angelegten Park zu erzählen.
Sie können dem Besucher, der über die schönen Sandwege unterhalb der Freitreppe des ehemaligen Kurhauses und heutigen Theaters schwärmt, auch die nicht so schönen Stellen des Parks zeigen. In südlichen Teil wuchern Wege mit Grün zu oder liegen alte Bäume nicht erst seit dem Pfingststurm Ela (2014) in einem Altarm der Ruhr, dem Kernstück des Gartenbaudenkmals.
Früher war der Park ummauert
Auch wenn Karin Landfermann im Frühjahr im Fontänenteich unterhalb des Theaters Seerosen einsetzen will und dem Park-Gänger die von Vereinsmitgliedern gepflanzten Bäume zeigt, sind sie und ihr Mann Bernd mit dem Zustand des Parks alles andere als zufrieden. „Das Hauptproblem besteht darin, dass der Park nicht in einer Hand ist“, sagt Bernd Landfermann mit Blick auf die Pflege und Verwaltung des gut 11 Hektar großen Parkgeländes. Denn die teilen sich die Oberförsterei, die Ämter für Grünflächenmanagement und Tiefbau und der Landesbetrieb Straßen NRW. „Der Landesbetrieb hat im Rahmen von Kanalbauarbeiten an der Ruhrorter Straße Bäume gefällt und dem Park dort einen natürlichen Lärmschutzwall geraubt. Anders, als auf Höhe der Rennbahn und des Golfplatzes, ist dort bisher nicht wieder aufgeforstet worden“, ärgert sich Landfermann.
Anhand alter Karten erzählt er anschaulich von der Entwicklung des ehemaligen Kurparks, der bis zum Zweiten Weltkrieg noch von einer Mauer umgeben und von Besuchern nur gegen Eintritt zu betreten war. „Bis in die 50er Jahre kurten hier vor allem viele Kinder. Doch dann wollten die Leute nicht mehr vor der Haustür, sondern weit weg kuren“, schildert er den Gang der Dinge.
Durchgang zum Duisburger Wald
Wo bis 1992 Solebäder genommen wurden, wird heute Theater gespielt, werden Immobilien entworfen und verwaltet. Neben dem Theater an der Ruhr und der So(u)lbar sitzen im ehemaligen Kur- und Badebetrieb heute unter anderem Rheingrund und das Architekturbüro Riege.
„Am schönsten ist der Park während des Frühlings und Sommers, wenn die Abendsonne durch die belaubten Bäume scheint“, schwärmt Eisenbeis, während er die Gruppe der Parkgänger in Richtung Westen zum Schnupfwinkel, einer umzäunten Rinderwiese führt, an der sich heute ein kleiner Durchgang zum Duisburger Wald befindet. An diesem frühen Fast-Frühlingsabend kann man die ganze Parkpracht nur erahnen.
Die Rinder des Bauern Kamann stehen noch im Stall, die meisten Spaziergänger und Boule-Spieler machen es sich daheim gemütlich und das Laub der Buchen, Kastanien, Eichen und Platanen lässt noch auf sich warten.
Investoren wollten den Park verschwinden lassen
Direkt unterhalb des Theaters und kurz vor einer kleinen Brücke, weist Bernd Landfermann den Parkbesucher auf einen unscheinbaren und fast zugewachsenen Mauersockel hin. „Dort stand früher mal ein Musikpavillon, der so ausgerichtet war, dass die Kurgäste auf den Terrassen des Kurhauses die Kurkonzerte der jeweiligen Orchester genießen konnten. Musik aus einer anderen Zeit.
An eine andere Zeit erinnert an der Nordspitze des Parks eine 2003 vom Bildhauer Jochen Leyendecker geschaffene und heute für Parkbesucher begehbare Mauerstein- und Stahlskulptur. Sie skizziert die Konturen einer Aussichtsplattform, die im Zweiten Weltkrieg ein Opfer der Bomben wurde.
Dass die Eheleute Landfermann und Christian Eisenbeis so vertraut durch den Park gehen, als sei er ihr eigener Vorgarten, hat mit der jüngeren Gesichte des Parks zu tun. Denn vor einem guten Vierteljahrhundert gehörten die Landfermanns und Eisenbeis zur Bürgerinitiative, die damals 16.000 Unterschriften für den Erhalt des öffentlichen Parks sammeln musste. Denn die Grüne Oase rund um das damals schon nicht mehr rentable und dann aufgegebene Solbad hatte bei Investoren Begehrlichkeiten geweckt, die dort ein Erlebnisbad und eine Spielbank errichten wollten.
Initiative wurde zum Verein
Noch heute erinnern sich die „Parkwächter“, die mit vielen Mitstreitern erst eine Bürgerinitiative und dann einen heute 130 Mitglieder zählenden Verein zum Erhalt des Raffelbergparks gründeten, an die grüne Wende, die das vom Gartenarchitekten Walter von Engelhardt geschaffene Natur-Denkmal vor dem Verfall rettete und mit einer Restauration zur sehenswerten grünen Oase machte, die heute nicht nur spielende Kinder und Spazier-Gänger, sondern auch die Besucher der Weißen Theater-Nächte im Sommer anzieht.
Das hätten wir als Verein nicht alleine geschafft. Das ist nur gelungen, weil wir etwa mit den Gartenarchitekten Rose und Gustav Wörner sowie mit der Internationalen Bauausstellung Emscherpark, der NRW-Stiftung, der Leonhard-Stinnes-Stiftung und der Sparkassen-Stiftung Menschen und Institutionen gefunden haben, die uns fachkundig und finanziell unterstützt haben“, unterstreicht Bernd Landfermann. Seine Frau Karin lässt keinen Zweifel daran, dass die Raffelberger Parkfreunde auch weiterhin darauf achten werden, dass der Raffelbergpark nicht nur erhalten, sondern auch an der einen oder anderen Stelle besser gepflegt wird, als das jetzt der Fall ist. „Das gilt nicht nur für Wege und Vegetation. Das gilt auch für die leider viel zu oft defekte Pumpe des Fontänenteiches und fehlende oder defekte Parkbänke“, betont sie.