Mülheim. Eine Facebook-Gruppe und eine Internetseite der Wirtschaftsförderung bündeln die verschiedenen Krisen-Angebote der Unternehmer vor Ort.

Die Einkaufsstraßen sind wie leer gefegt, die Geschäfte geschlossen. Damit es so viele der Mülheimer Geschäfte wie möglich auch nach der Corona-Krise noch gibt, zeigen sich die Händler kreativ mit neuen Vertriebswegen. Wie Mülheimer den lokalen Handel unterstützen können.

Normalerweise sitzt Sabine Tischler in ihrem „Wollfühlraum“ in Broich, alle fünf Minuten geht die Türe auf, Hobbystricker holen Nachschub, Gleichgesinnte treffen sich zu Workshops und Strickkursen. Das Wollfachgeschäft an der Kirchstraße ist ein beliebter Treffpunkt für Menschen, die die Leidenschaft zur Handarbeit teilen. Nun ist auch ihr Laden geschlossen, für ihre Kunden ist Sabine Tischler aber weiterhin da.

Über Videos Hilfestellungen geben

„Ich habe eine Facebook-Gruppe gegründet, um meine Kunden bei Laune zu halten und auch über Videos Hilfestellungen zu geben“, erzählt die Broicherin, die das Wollfachgeschäft vor eineinhalb Jahren eröffnet hat. Außerdem bringt sie mit ihrem Wolltaxi den Nachschub zum Stricken zu den Kunden nach Hause.

Und Nachschub wird jetzt mehr geordert denn je. „Die Leute brauchen Beschäftigung, denn irgendwann sind die Gärten schön gemacht, der Haushalt aufgeräumt und geputzt“, sagt Sabine Tischler. „Da können wir doch froh sein, dass wir so ein schönes Hobby haben und uns auch in Zeiten von Corona gut selbst beschäftigen können.“ Ihre Kunden unterstützen Sabine Tischler auch, indem sie Gutscheine kaufen, damit die 48-Jährige einigermaßen durch die Krise kommt. Dafür ist sie sehr dankbar. Not macht eben erfinderisch.

Facebook-Gruppen und Wirtschaftsförderung bündeln Angebote

Um weiterhin für die Kunden da zu sein und durch deren Unterstützung die Corona-Krise zu überstehen, stellen Mülheimer Dienstleister in Facebook-Gruppen wie „Mülheim a.d. Ruhr-2go“ ihre Angebote und coronabedingten, alternativen Vertriebskonzepte vor.

Außerdem hat die Mülheimer Wirtschaftsförderung die Internet-Plattform „www.muelheim-gemeinsam.de“ ins Leben gerufen, auf der Einzelhändler, Dienstleister, Gastronomen und andere Mülheimer Unternehmen ebenfalls ihre Angebote in Zeiten von Corona über einen anderen Vertriebskanal als bisher anbieten können.

Jeden Tag tragen sich mehr Gewerbetreibende ein

Seit Montag ist die Plattform der Wirtschaftsförderung online. Von Tag zu Tag tragen sich immer mehr Mülheimer Gewerbetreibende ein. So haben sich etwa die Broicher Bücherträume dort eingetragen, die neben telefonischer Beratung, Lieferung und natürlich Gutscheinen, neuerdings Beschäftigungstüten für Kinder gegen die coronabedingte Langeweile im Angebot haben.

Kunden der „Gürtelmanufaktur Lebenswerk“ können einen Online-Live-Video-Beratungstermin vereinbaren und sich so auch im Geschäft virtuell umschauen und beraten lassen. Das Möbelhaus an der Ruhr macht zudem darauf aufmerksam, dass ihre Kunden weiterhin telefonisch beraten werden. Das Schaufenster werde regelmäßig mit neuen Dekoartikeln bestückt, die Kunden dann bestellen, abholen oder liefern lassen können.

Buchhandlungen und Augen-Optiker

Die Buchhandlung Hilberath und Lange stellt auf Facebook und Instagram regelmäßig das Buch der Woche vor, um einen Anreiz zum Lesen zu geben. Auch hier kann Lesestoff telefonisch bestellt werden und wird kostenlos geliefert. Das Gleiche gilt für den Concept-Store „Good Life“, der ebenso auf einen Lieferservice innerhalb Mülheims umgestellt hat.

Das Fachgeschäft „Augenoptik Hugo Abel“ in der City hat seine Öffnungszeiten angepasst, persönliche Termine können telefonisch vereinbart werden und ein Hol- und Bringservice, etwa für defekte Brillen, ist für die Kunden eingerichtet worden.

Kunden sollten in der Krisenzeit bei lokalen Händlern bestellen

Um die lokalen Unternehmen zu unterstützen, braucht es Kunden, die in der Krisenzeit nicht bei den großen Onlineversand-Händlern bestellen, sondern den Dienstleistern und Geschäften vor Ort treu bleiben, weiß Citymanagerin Gesa Delija, die zusammen mit ihren Kollegen die Plattform „muelheim-gemeinsam“ an den Start gebracht hat. 

"Die Internetseite verstehen wir als zusätzliches Angebot für diejenigen, die schon in den sozialen Netzwerken aktiv sind, aber auch für die Einzelhändler oder Dienstleister für die das Internet oder die sozialen Netzwerke ein neuer Vertriebskanal ist“, sagt Delija. „Eintragen können sich alle Mülheimer, die gewerblich tätig sind."

INFO:

- Die Plattform www.muelheim-gemeinsam.de möchte eine stetig wachsende Übersicht über Einzelhändler, Dienstleister, Gastronomen und sonstige Unternehmen bieten, die ihre Angebote auf anderen, als bisher üblichen Kanälen anbieten oder ihren Kunden sogar andere Angebote machen.

- Es ist ein Angebot sowohl für Unternehmen aus ganz Mülheim als auch für Mülheimer, die diese Unternehmen unterstützen möchten.