Der WAZ-Leserbeirat macht sich große Sorgen um die Innenstadt. „Ich bin sehr skeptisch“, sagt Friedhelm Forst mit Blick auf eine Belebung.
„Wenn wir weitere drei Jahre in und mit Baustellen leben müssen, das Ruhrbanium als Kaufhof-Nachfolger am Ende nicht kommen sollte – können wir die Innenstadt vergessen.“ Die Leute in Mülheim haben Geld, sie geben es aber nicht in der Innenstadt aus, das sei bedrohlich, so Forst.
Viel früher hätten sich Einzelhändler, Stadtplaner und Politiker zusammensetzen und die Frage klären müssen: Wo sehen wir in Mülheim unsere Zukunft? Forst ist überzeugt, die massive Bautätigkeit der letzten Jahre habe der Mülheimer Innenstadt den Rest gegeben, auch deshalb, weil gleichzeitig keine Zuversicht verbreitet worden sei. „Es geht bei so großen Stadtumbauten nicht nur um Politik, sondern auch um Psychologie“, so die Mitglieder im Leserbeirat.
Sie bedauern, dass gerade in den letzten Jahren mehrere Traditionsgeschäfte aufgegeben haben. „Ein Kaufhaus fehlt, gerade für ältere Menschen“, betont Brigitte Block und fürchtet, dass so mancher Leerstand in der Innenstadt auf zu hohe Mieten zurückzuführen ist. „Wenn das mit dem neuen Kaufhaus nichts wird, sehe ich für die untere Schloßstraße schwarz. Da muss schnell etwas passieren, zumal auch mit dem ehemaligen Woolworth-Gebäude ein großer Leerstand vorhanden ist.“
Edith van Ewyk glaubt, dass der Niedergang der Innenstadt bereits in den 70er Jahren begann. Mit dem Trend hin zu den Einkaufszentren habe sich nicht nur das Einkaufsverhalten geändert, sondern auch das Angebot in den Innenstädten, es sei geringer und schlechter geworden. Kostenfreies Parken in den Innenstädten könnte noch ein Lockmittel sein, meint sie.
Keine Verbesserung verspricht sich der Leserbeirat von einer Öffnung der Leineweberstraße in beide Richtungen. „Da wäre es besser, es würden ein paar Parkplätze mehr geschaffen, um in die Nähe der Geschäfte zu kommen.“ Die Altstadt besser mit der Innenstadt zu verbinden nennt Forst ein ehrgeiziges Ziel. „In der jetzigen Struktur ist die Altstadt zu weit weg.“
Lob gibt es für den Markt auf der Schloßstraße. Ein Gewinn, ist man sich einig. Könnte Ruhrbania die Wende zum Guten bringen? Forst ist auch hier sehr skeptisch. Auch was den Wohnungsbau an der Ruhrpromenade angeht. Die vielen Wohnungen, die im Stadtpalais leer stünden, seien kein gutes Signal.
Die Stadt an den Fluss zu holen, macht aus Sicht des jüngsten Mitgliedes im Leserbeirat, Robin Kunst, sehr wohl Sinn. Auch wenn die Größenordnungen andere seien, in Duisburg oder Düsseldorf habe man damit viel gewonnen, betont er. Trotz Internet und Einkaufszentren ist Kunst überzeugt, dass Innenstädte Orte des Einkaufens bleiben werden. Er findet auch, dass es inzwischen ein paar nette Cafés für junge Leute gibt. Eine Besserung. Schade, dass abends nichts mehr los sei. Da herrsche Tristesse.
Die Begrünung wird als Pluspunkt gesehen, ebenso die Modernisierung des Hauptbahnhofes, wobei man hofft, dass die hässliche Nordseite bald verschönert wird.
Reichlich Klagen kommen vom Leserbeirat zum Öffentlichen Nahverkehr: „Viele meiner Mitschüler schimpfen, dass die Bahnen überfüllt sind und zu spät kommen, und sie damit zu spät zur Schule“, so Robin Kunst. Dass man sich die Verspätung für die Schule von der MVG bestätigen lassen könne, bringe wenig, da das Kundenbüro erst um 8 Uhr öffne, der Unterricht aber schon um 7.45 Uhr beginne. Als Nutzer werde man viel zu spät über Verspätungen informiert, heißt es. Dass die MVG über zu wenige Bahnen verfüge, hält der Beirat für skandalös: „Bei einer guten Logistik müsste das nicht sein.“