Mülheim..

Hinter Häuserreihen in Heißen verbirgt sich eine besondere Halle. In dieser lagern unzählige Maschinen und Bauteile vergangener Zeiten: Über 20 Dampfmaschinen hat Erhard Beloch in seinem Besitz, hinzu kommen Druckpressen und diverse Industrie-Antiquitäten.

Kaum zu übersehen ist die Dampflok aus dem Jahr 1904. Vor 20 Jahren ließ Beloch die Straßenlokomotive von Großbritannien nach Mülheim schaffen – die einzige ihrer Art in Deutschland. Seitdem schraubt, lackiert und baut der Restaurator im Ruhestand an der Maschine, die übrigens noch genauso funktioniert wie vor 110 Jahren.

"Wissen geht immer mehr verloren"

Auf dem Hof pinselt ein Helfer gerade eine von Belochs zahlreichen Druckpressen mit Wachs ein. „Damit hat man früher Buchdeckel gestempelt“, erklärt der 68-Jährige. An der Hardenbergstraße hat Erhard Beloch seine Werkstatt, schon seit vielen Jahren. Hinter einem schweren Eisentor ruht der ganze Stolz: eine historische Straßendampflok.

„Die hat früher als Zugfahrzeug für Straßentransporte gedient“, sagt Beloch. „Bis zu 100 Tonnen Gewicht konnte sie ziehen.“ In einem Fotobuch hat er dokumentiert, wie das damals ausgesehen hat. Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen die Lok mit der Kennung MT 2430, wie sie Brückenteile aus Stahl über die Straßen in den schottischen Highlands zieht – unter der Schwerlast schwitzt sie dicke Dampfschwaden. „Transformatoren oder Generatoren wurden auf diese Weise ebenso transportiert“, sagt Beloch. Auch ein Gedächtnisturm wurde mit der Lok bewegt. „Dieser steht heute noch in London.“

Schon als Kind fand Erhard Beloch Dampfmaschinen faszinierend. Ab 1978 interessierte er sich dann für große Maschinen. „Denn die sind wichtig in der Geschichte. Leider geht das Wissen darüber immer mehr verloren.“ Als Restaurator für technisches Industriegut arbeitete er für viele Museen im Ruhrgebiet – schön fände er es, wenn sich auch mehr junge Menschen für die alte Technik begeistern könnten.

Werkstatt soll aufgelöst werden

Denn die arbeitet bei richtiger Wartung und Restauration heute noch genauso zuverlässig wie vor 100 Jahren. Wenn die Dampflok wieder ihre Hinterräder montiert bekommt und der Kessel mit Kohle befeuert wird, könnte sie auch heute schwere Lasten über die Straße ziehen – „mit etwa 25 km/h“. Vier bis fünf Jahre wurde die Lok aber nicht mehr bewegt.

Bald muss sie sich jedoch wieder in Gang setzen. Denn Beloch, der eigentlich in Schermbeck wohnt, möchte die Halle verkaufen, seine Werkstatt auflösen und die Sammlung in seiner Scheune auf dem Bauernhof, auf dem er lebt, aufbauen. „In zwei Monaten soll hier alles raus sein.“ Sammler und Interessierte können sich daher gerne bei Erhard Beloch an der Hardenbergstraße melden.