Mülheim..
Aus dem großen Ärztezentrum an der Ruhrpromenade wird nichts. Nach gut zwei Jahren Verhandlungen zwischen Medizinern und der Projektgesellschaft Ruhr 12.0, die das Baufeld II von Ruhrbania gestalten wird, gilt das Vorhaben als gescheitert.
„Wir sind nach zahlreichen Verhandlungen zu keinem gemeinsamen Ergebnis gekommen“, erklärte der Geschäftsführer der beteiligten Mülheimer Wohnungsbau AG (MWB), Frank Esser, auf Anfrage der WAZ. Von einst 23 Ärzten, die sich in Absichtserklärungen und Vorverträgen für das Projekt ausgesprochen hatten, blieben zum Schluss nur noch sechs übrig. Dabei hieß es im Sommer 2011 bereits, es seien nur noch ein paar architektonische Fragen zu klären. Am Ende ging es vor allem um den Mietpreis.
Baustart für Wohnungskomplex ist im März
Die sechs verbliebenen Ärzte sollen mit den Praxen auf das Baufeld II ziehen. Von einem Ärztezentrum im ursprünglichen Sinne könne jedoch keine Rede mehr sein, so Esser. Die Projektgesellschaft – zu der neben MWB die Firma Heine und die Immobilien-Beratung Hoffmeister gehören – plant nun den Anteil der Wohnungen auf dem Baufeld zu erweitern. Bisher war von 46 Mietwohnungen die Rede. Schon jetzt, so Esser, hätten sich zahlreiche Interessenten gemeldet. Der Baustart für den Komplex, der aus drei Elementen besteht, soll nun im Mai erfolgen. „Es bleibt dabei, wir wollen Ende 2014 fertig sein“, so Esser.
Das Vorhaben, die Medizin zu bündeln und in einer exklusiven Adresse am Ruhrufer unterzubringen, war nicht neu. Schon Kondor Wessels hatte am Baufeld I vor vier Jahren das Ärztezentrum als eines der größten in der Region angekündigt, von großartigen Synergien und großen Vorteilen für Patienten geschwärmt und musste feststellen: Mediziner sind keine einfachen Verhandlungspartner. Am Ende scheiterte das Zentrum am Mietpreis und an einer Gesellschafterform, die den Ärzten nicht schmeckte. Die Folge: wohnen statt therapieren.
Umzug muss für Ärzte zu stemmen sein
Die Projektgesellschaft Ruhr 12.0 wollte es besser machen, senkte den Mietpreis, ließ den Ärzten die gewünschten Freiheiten – und scheiterte ebenfalls. Der Vorgang zeigt, wie hart Arztpraxen kalkulieren müssen. „Auch in einer First-Class-Praxis in bester Umgebung verdienen wir nicht mehr Geld“, ist aus Medizinerkreisen zu hören. Ein Umzug an die Ruhrpromenade müsste betriebswirtschaftlich zu stemmen sein. Mit mehr Patienten sei dies nicht zu meistern. „Viele Ärzte arbeiten längst an der Belastungsgrenze und bekommen bei noch mehr Patienten sogar Abzüge“, berichtet ein Arzt. Hinzu kommt: An der Schloßstraße liegen die Mietpreise stellenweise inzwischen bei günstigen sechs Euro.