Mülheim. Mülheimer Musiker empfehlen Alben oder Stücke zum Nach- und Neuhören: Von Rock und Pop über Jazz und Latinomusik bis zur Klassik ist alles dabei.

Musikhören vertreibt die Zeit auf angenehme Weise. Mancher kramt jetzt eine Platte oder eine CD hervor, die er lange nicht mehr gehört hat oder immer wieder gerne hört. Wir haben Mülheimer Musiker gefragt, was sie mal wieder zuhause aufgelegt haben - und den WAZ-Lesern empfehlen können.


Zsuzsa Debre, Geigerin/Dirigentin/Konzertveranstalterin: Ich empfehle das Beethoven-Septett op. 20 in einer Aufnahme der jungen Geigerin Janine Jansen (auf Youtube). Die Besetzung ist verrückt, es gibt keine zweite Geige, dafür einen Kontrabass und drei Holzbläser. Das Stück hat fünf Sätze, die ungewöhnlich für die Zeit, in der sie geschrieben wurden, sind. Beethoven hat alles, was ihm einfiel, in dieses Stück gepackt. Ich würde es selber gerne mit meinem Ensemble bei Beethoven-Festival aufführen.

Die Musikerin Zsuza Debre rät zu Beethoven.
Die Musikerin Zsuza Debre rät zu Beethoven. © FUNKE Foto Services | Martin Möller



Philipp Hemmelmann, Schlagzeuger/Multinstrumentalist/Singer-Songwriter: Mein Lieblingsalbum war und ist „Long road out of Eden“ von den Eagles. Zum ersten Mal habe ich es mit zwölf Jahren gehört, es war meine erste Platte, ich habe sie rauf und runter gehört. Auch meine Eltern hörten die Eagles damals gerne. Mir gefällt dieser Südstaaten-Sound, die Rock und Pop-Songs der Eagles haben geniale Vocal-Arrangements. Der Sänger hat eine tolle, raue Stimme. Das Album gibt es als CD, aber auch noch auf Vinyl.


Manfred Mons und Helmut Schmidt vom Mülheimer Jazz-Club: Wir nutzen die Zeit zuhause als Zeit der Besinnung und hören (im kleinen Kreis und abstandsgerecht) alte noch vorhandene Schallplatten unserer großen Vorbilder Louis Armstrong, Duke Ellington, Charly Parker und Lonnie Donnegan - nach dem Motto „Mit Swing gegen Corona“. Dabei entdecken wir Titel, die wir uns zutrauen, später in unser eigenes Programm aufzunehmen.

Die Mülheimer Kirchenmusikerin Petra Stahringer hat sich das Klarinetten-Quintett op.115 von Brahms wieder einmal angehört.
Die Mülheimer Kirchenmusikerin Petra Stahringer hat sich das Klarinetten-Quintett op.115 von Brahms wieder einmal angehört. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch



Petra Stahringer-Burger, Kirchenmusikerin/Leiterin Musische Werkstätten im EKM: Ich habe mir das Klarinetten-Quintett op.115 von Brahms wieder mal angehört, es ist unglaublich stark, darin steckt große Lebendigkeit und emotionale Tiefe. Es gibt darin Hochs und Tiefs, das spiegelt unsere aktuelle Zeit. Die Aufnahme von Sharon Kam mit dem Jerusalem String Quartet ist besonders intensiv, man kann es auf Youtube finden. Empfehlen könnte ich aber noch viel mehr: die gefühlvollen Kantaten oder Suiten von Bach, die unbeschwerten Beatles-Songs oder die stimmungsaufhellende Latino-Musik – und natürlich Mozart.


Sabina Moser, Sängerin der Band „Ashby“: Ich empfehle, das Album „Buena Vista Social Club“ von 1997 zu hören. Es stammt von der gleichnamigen kubanischen Band. Ich bin damit aufgewachsen, es ist mein Lieblingsalbum und es ist großartig. Ich kenne keine Musik, die mehr nach Sonne, Sommer und Wärme klingt. Das kann einem gerade in der jetzigen Zeit sehr gut tun.


Peter Ansorge, stellvertretender Leiter der Musikschule/Gitarrist: Ich kann nur jeden raten, sich gerade jetzt vor Ostern, die Matthäus-Passion von Bach anhören. Ich mache das jedes Jahr, sie beschreibt die Leidensgeschichte Jesu, ist zutiefst menschlich. Bach ist unerreicht, das Stück betrifft und berührt einen immer wieder. Ich besitze ungefähr 15 verschiedene Aufnahmen von der Matthäus-Passion. Besonders gut gefällt mir eine Aufnahme mit dem bekannten belgischen Dirigenten Philipp Herreweghe.


Chris Buschmann, Sänger/Gitarrist der Band „PinkePank“: Ich habe wieder mal das Album „Da wo du bist, bin ich nie“ von der Band Element of Crime gehört, das ich mal bei Freunden kennengelernt habe. Das ist so eine Art deutscher Indie-Rock würde ich sagen. Die Songs passen zur jetzigen Zeit. Sie haben eine gewisse Schwere in sich, aber gleichzeitig ist da auch immer ‘was zum Schmunzeln. Man entdeckt einen gewissen Galgenhumor, manchmal auch einen Hauch von Seemannsmusik.


Kim Merz, Musiker in Bands wie FKK/Wallenstein/Kim Merz-Band: Ich habe kürzlich mein Regal angeschaut und wollte eigentlich bei A anfangen und mich bis Z durchhören. Aber das war zu viel. Herausgeholt habe ich dann die Alben von Huey Lewis and the News aus den 80er Jahren. Der Sänger hat eine unglaubliche Stimme, ich mag diesen Bluesrock mit vielen Bläsern, der verbreitet gute Laune. Viele Songs kennt man auch heute noch.

Der Musiker Klaus Vanscheidt hört in diesen Tagen gern Ultravox.
Der Musiker Klaus Vanscheidt hört in diesen Tagen gern Ultravox. © Unbekannt | Frank Oppitz



Werner Schepp, Kirchenmusiker/Hochschullehrer: Ich empfehle, jetzt Bach zu hören, es passt zu Ostern. Zum Beispiel die Kantate BWV 135 „Ach Herr, mich armen Sünder“. Sie glänzt durch eine farbige musikalische Sprache, ist bildhaft und theologisch offen. Eine Aufnahme vom Bach Kollegium Japan unter Masaki Suzuki finde ich besonders gut. Und natürlich sollte man die Matthäus-Passion hören. Im Netz, in der digital-concerthall, gibt es eine hervorragende Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern und ganz hervorragenden Solisten. Eigentlich braucht man für diese Plattform ein Abo, aber gerade kommt man umsonst rein.


Klaus Vanscheidt, Sänger/Gitarrist/Komponist: Ich habe mir den Song „Dancing With Tears In My Eyes“ aus dem Jahr 1984 wieder angehört. Er stammt von der Band Ultravox und beinhaltet nicht nur den fantastischen Gesang von Midge Ure, sondern berührt neben seinem „Ohrwurm-Refrain“ auch die Seele bis auf den Grund. Der Song hat mich sofort an den Ultravox-Auftritt beim legendären Live Aid-Festival 1985 im Londoner Wembley-Stadion erinnert, dass ich mir damals als Fernseh-Übertragung komplett angeschaut habe, und das von Bob Geldorf organisiert wurde.


Simon Sandmann, Sänger/Gitarrist der Band „The singer is always late“: Ich höre immer wieder gerne das Album „After the Gold Rush“ von Neil Young aus den 70ern, er ist ein begnadeter Songwriter, kann unheimlich gut Stimmungen erzeugen. Ich mag den Sound der Akustikgitarre. Seine schönen Songs kann man laut hören, aber genauso gut im Hintergrund laufen lassen. Sie sind auch mein Urlaubssoundtrack. Wenn ich mit meinen VW-Bus unterwegs bin, höre ich sie. Da hat man plötzlich so ein Gefühl von Freiheit.