Mülheim.. „Kunst raus“ in Saarn lebt neu auf. Elf Künstler stellen ihre Werke zum Thema „Bekenntnisse“ auf Schautafeln aus. Es gibt geführte Rundgänge.


Zwei Jahre lang war Pause, jetzt lebt die Aktion „Kunst raus“ in Saarn wieder auf. Elf Mülheimer Künstler zeigen unter freiem Himmel Werke, die sie zum Thema „Bekenntnisse“ geschaffen haben. Wer sich ein Stündchen Zeit nimmt, kann im Dorf – zwischen Marktplatz und Kloster – auf eine spannende Entdeckungsreise gehen.

Start des Rundkurses ist an der Dorfkirche in der Holunderstraße, hier steht die erste der fünf Tafeln, sie zeigt ein Bild von Wulf Golz. Er bekennt sich als „Schöpfer einer virtuellen Welt“, setzt Buchstaben in Noten um. Ein paar Schritte weiter, auf der Düsseldorfer Straße (Viehgasse), entdeckt man eine Arbeit von Ursula Vehar, die das Thema „Kunst ist Freiheit“ bearbeitet hat. Sie erinnert an die Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst“, die sie als „massivsten Angriff auf die Freiheit der Kunst“ ansieht.

Unmoralischer Kunstmarkt

An der Quellenstraße überrascht ein Bild von Uwe Dieter Bleil die Passanten. Das Doppel-Selbstportait bezieht sich auf das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci, das als das teuerste jemals versteigerte Kunstwerk gilt. Es wurde für 450,3 Millionen US-Dollar verkauft. „Ich hoffe, dass ich für zwei Portraits 900 Millionen kriege“, scherzt der Künstler. Im Ernst: Bleil will auf den Kunstmarkt aufmerksam machen, der ihm unmoralisch erscheint – an dem er natürlich aber auch selbst partizipiert.

Die Fortführung von „Kunst raus“ geht auf die Initiative von Bleil und Heiner Schmitz zurück. 1992 wurde die Aktion aus der Taufe gehoben, stets von Pfarrer Albrecht Sippel organisiert – das letzte Mal 2015 unter dem Motto „Alles Luther“. Seit Sippels Tod (2016) gab es keine Neuauflage. „Wir wollen die Aktion jetzt aber weiterführen und haben viele Unterstützer gewonnen“, sagt Pfarrer Christoph Pfeiffer von der Ev. Kirchengemeinde Broich-Saarn. Dazu gehört die Galerie Greens, die die Flyer, das Straßenbanner und vor allem einen Katalog erstellte und finanzierte – und ab 17. Mai auch die Vorarbeiten zu den Kunstwerken ausstellt. Helfend dabei sind unter anderem außerdem der Väterbastelkreis der Gemeinde, Saarner Gesamtschüler sowie als Sponsoren Kulturbetrieb, Werbegemeinschaft, BV 3, Sparkassenstiftung.

Wofür stehe ich im Leben? – Eine wichtige Frage

Das Thema „Bekenntnisse“ haben sich die Künstler selber gestellt. „In einer Zeit, in der sich alles vergleichgültigt und viele Menschen verunsichert sind, ist die Frage: Wofür stehe ich im Leben? eine wichtige“, sagt Pfarrer Pfeiffer. Gruppen wie etwa das Bündnis der Religionen wollen kommen, um angesichts der Kunst darüber zu diskutieren. Öffentliche und Sonderführungen werden angeboten.

Auf dem Marktplatz trifft man auf ein Werk von Helmut Koch. Es zeigt einen Gebetsteppich, auf dem auch die Menora und die betenden Hände von Dürer zu sehen sind. „Es fordert Judentum, Christentum und Islam zu Toleranz auf“, so der Künstler. Mit den Religionen der Welt hat sich auch Heiner Schmitz beschäftigt. Sein Werk zeigt religiöse Symbole und Sprüche. „Das private Bekenntnis zu einer Religion muss möglich sein, es darf aber nicht für politische Zwecke missbraucht werden“, sagt er. Während es Joachim Poths in seiner Arbeit um den „Kern der Zeit“ geht, plädieren Peter Flach und Marta Martina Deli mit ihren Bilder für die „Freiheit der Kunst“. Peter Helmke gibt Ein- und Ausblicke in seinen künstlerischen Schaffensprozess. Im Klosterhof zieht ein expressives Bild von Alfred Dale die Blicke auf sich. Der Rundgang endet an der Düsseldorfer Straße – bei einem Bild von Natalija Usakova (das aus der Entfernung betrachtet werden sollte). Es hinterfragt: Ist das, was uns die digitale Welt verspricht, nicht nur ein Lippenbekenntnis?

>>>INFO: ERÖFFNUNG; FÜHRUNGEN UND FINNISSAGE

Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 12. Mai, um 16 Uhr mit einer Führung ab Gemeindehaus, Holunderstraße 5.


Weitere Führungen unter Leitung des Kunsthistorikers Dr. Gerhard Ribbrock: 30. Juni und 1. September, jeweils 16 Uhr, 13. September, 18 Uhr und 6. Oktober, 16 Uhr. Zum Abschluss gibt es in der Galerie Greens Getränke. Finissage: 21. Oktober, 10 Uhr mit Gottesdienst.