Mülheim.. Verglichen mit Städten wie Münster hat Mülheim zwar noch Nachholbedarf, aber kontinuierlich werden weitere „Fahrradanlagen“ gebaut oder saniert. Trend geht zum Fahrstreifen auf der Straße.

Das Radwegenetz in Mülheim ist nicht vergleichbar mit dem in Münster oder Hannover. „Schaut man auf die anderen Ruhrgebietsstädte, liegen wir aber gut im Schnitt“, sagt Helmut Voß, Fahrradbeauftragter bei der Stadtverwaltung. 138 Kilometer der heimischen Straßen (es wird nur einseitig gezählt) sind mit „Fahrradanlagen“ versehen, d.h. entweder mit einem klassischen Bordsteinradweg oder mit einem Radfahrstreifen, der auf der Fahrbahn eingezeichnet ist (durchgezogene Linie). Zudem gibt es noch „Schutzstreifen“, sie werden mit einer gestrichelten Linie auf der Straße markiert. „Schutzstreifen sind keine reinen Fahrradwege, sie dürfen von Autos mitgenutzt werden, wenn kein Radler da ist.“

In den letzten 14 Jahren habe man an 50 Mülheimer Straßen neue Radverkehrsanlagen errichtet. Bei der Verkehrsplanung gehe die Tendenz weg von den Bordsteinwegen und hin zu einer „verbesserten Führung des Radverkehrs auf der Straße“. „Weil man gemerkt hat, dass die Radfahrer dort von den Autofahrern besser wahrgenommen werden“, so der Fachmann. Er kann weitere Zahlen nennen, die belegen, dass Mülheim auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt ist: Es gibt zwölf Fahrradstraßen in der Stadt und 65 Einbahnstraßen, die für Radler geöffnet sind, sowie 130 Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet, „in denen es sich gut radeln lässt“.

Amtliche Fahrradkarte erhältlich

Helmut Voß, der Planer, hat immer zwei Karten auf dem Tisch: die amtliche Fahrradkarte für den Bürger, die gerade überarbeitet worden ist (siehe Lokalseite 1), und das Kartenwerk der Verkehrsentwickler, das neben den bestehenden Fahrradanlagen auch die geplanten aufzeigt. Welche Kriterien legt man bei der Entwicklung eines Radwegenetzes zugrunde? „Wir achten darauf, dass wir alle Stadtteile mit dem Zentrum verbinden. Außerdem gehen wir natürlich von den Bedürfnissen der Radfahrer aus, fragen uns beispielsweise, wo es Schulen, Versorgungszentren oder Arbeitsplatzkonzentrationen gibt, die von vielen Leuten angesteuert werden. Dann schauen wir uns an, welche planerischen Möglichkeiten es im Straßennetz gibt, um hier Radverkehrsverbindungen neu zu schaffen oder bestehende zu verbessern. Wir fragen uns natürlich auch: Was ist finanziell machbar?“

Die Radverkehrsförderung werde aus verschiedenen Töpfen finanziert. Wie viel Geld für Pflege und Ausbau des Wegenetzes im Jahr zur Verfügung steht, sei daher schwierig zu beziffern, so Voß. Wichtig sei, dass alle beteiligten Ämter gut kooperierten, damit man effiziente und günstige Lösungen finde. Nicht immer könne man die notwendigste Maßnahme auch als erste realisieren. „Da, wo sowieso eine Straße saniert wird, nutzen wir die Gelegenheit, weil dort ein Radweg schneller und günstiger zu realisieren ist“, erklärt Helmut Voß. Saniert/gebaut werden pro Jahr mehrere Radverkehrsanlagen.

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Radwegenetzes spielt der Bürger. „Beschwerden von Radfahrern über schlechte Radwege sind für uns wichtige Hinweise,“ sagt Radverkehrsbeauftragter Helmut Voß. Alle acht Jahre werde seitens der Stadt eine systematische Zustandserhebung gemacht, zudem werfen die Straßenbegeher, die die Straßen auf Verkehrsicherungspflicht prüfen, nebenbei ein Auge auf die Radwege. Dennoch: Den Bürgern, die oft radeln, fällt meist noch mehr auf.

Radweg Nachbarsweg wird saniert

Welche Radwege wurden in diesem Jahr saniert? Der Waidmannsheilweg an der Mühlenbergsheide (Selbeck) war an der Reihe; noch gemacht werden soll in 2015 auch der Radweg am Nachbarsweg (von der Wedauer Straße bis zur A 40).

Weitere Projekte stehen in naher Zukunft an. Helmut Voß gibt Beispiele: An der Duisburger Straße/Höhe Heerstraße soll eine zeitgemäße Radverkehrsanlage entstehen, an der Friedhofstraße ein bereits teilweise erstellter Schutzstreifen weitergeführt werden. An der Kaiserstraße von Weißenburger Straße bis Südstraße könnte im Zuge von Straßenbauarbeiten ebenfalls ein Schutzstreifen entstehen. Neben diesen kleinen Maßnahmen gilt es, Ende Mai einen wichtigen „Lückenschluss“ einzuweihen: den letzten Abschnitt des Gruga-Radweges – von der Frohnhauser Straße bis zur Trasse der Rheinischen Bahn.