Mülheim.. Der Mülheimer Geschichtsverein veranstaltet immer am ersten Sonntag im Monat eine Führung durch das historische Museum im Schloss Broich: Zu erfahren sind Geschichte und Geschichten.



Zeit für die Vergangenheit: Wer sich nach vielen Stunden des Müßiggangs während der Feiertage mal wieder kulturell inspirieren lassen wollte und dabei gleich noch etwas über die Geschichte von Mülheim erfahren wollte, war am Sonntag richtig im Schloß Broich: Der Geschichtsverein hatte dort die Pforten des Museums geöffnet und führte am Nachmittag eine Besuchergruppe durch die alten Gemäuer.

Gleich zu Beginn sorgt Führungsleiter Ulrich Rädeker für großes Staunen bei den mehr als 15 Teilnehmern – mindestens aber für ein leises „aha“. Draußen vor dem Schloss, um den Brunnen herum stehend, erklärt er: „Die Mülheimer sprechen Broich falsch aus, eigentlich wird es wie Broch gesprochen.“ Der Buchstabe i diene lediglich der Dehnung des Wortes. Für die meisten gilt wohl: Wieder was gelernt so früh im Jahr! Aber jetzt schnell rein in die warme Burg, langsam wird es trotz des warmen Januars etwas frisch vor der Eingangstür.

Rädeker ist ehemaliger Deutsch- und Englischlehrer, engagiert sich seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich im Mülheimer Geschichtsverein und übernimmt regelmäßig die Führungen durch das historische Museum. Erklären kann er fantastisch, von Berufs wegen versteht sich. So lässt er die Ankunft der Normannen am Duisburger Kaiserberg im Jahre 883, die damals zur Gründung des heutigen Schloß Broich geführt hat, bildlich vor den Augen der Zuhörer erscheinen. Denn genau an dieser Stelle führte eine Furt über die Ruhr, welche die deutschen Fürsten vor der Durchquerung der Normannen schützen wollten. Sie bauten eine Befestigungsanlage, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu dem Schloss entwickelte, wie es die Mülheimer heute kennen. Mittelalterlicher Romantik schiebt Rädeker schnell einen Riegel vor, indem er an die unangenehmen Gerüche erinnerte, die auf einer solchen Burganlage ständig und unvermeidlich herrschten.

Der ehrenamtliche Führer lotst die Besuchergruppe durch die verschiedenen Etagen und Räume des Museums, zeigt dabei Modelle des Schlosses aus den verschiedenen Jahrhunderten, alte Wandtafeln und Waffen. Für Aufsehen sorgt der Sarg des Junggrafen Karl Alexander von Wirich, der mit einem Sichtfenster ausgestattet wurde, damit der verstorbene Jüngling an den Gottesdiensten teilhaben konnte. Karl Alexander fand einen tragischen Tod. Bei einem Streit mit seinem Vetter Moritz von Styrum wurde er von eben diesem erschossen – der Einfluss von jeder Menge Alkohol gilt als wahrscheinlich.

Die Besucher zeigten sich am Sonntag von Geschichte und Geschichten begeistert. „Ich werde wieder kommen, um das alles zu vertiefen“, meint Roswitha Scholz. Und Daniela Spliethoff sagt etwas, das vermutlich noch für andere Mülheimer gelten könnte: „Man weiß so wenig über die Dinge, die direkt vor der Haustüre sind, hier habe ich etwas darüber erfahren.“


Verein bereut zwei Museen

Der Mülheimer Geschichtsverein hat mehr als 750 Mitglieder, von denen rund 40 ehrenamtlich aktiv sind. Der Verein kümmert sich vor allem um zwei Museen in der Stadt: Eines im Schloß Broich und eines im Tersteegenhaus in der Altstadt. Im Schloss wird die Geschichte der Burganlage wiedergegeben. Mit Ausstellungsräumen zu verschiedenen Themen wie Werkzeugen, Waffen, der Königen Luise oder der Entstehungsgeschichte der befestigen Anlage. Geöffnet hat das Museum immer samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. An jedem ersten Sonntag im Monat führt der Verein auch Führungen durch. Außerdem gibt es Führungen zu besonderen Anlässen oder für Schulklassen.

Im Tersteegenhaus wohnte der berühmte Kirchenlieddichter und Laienprediger Gerhard Tersteegen. Die Ausstellung dort läuft unter dem Label Heimatmuseum. Gezeigt werden Dinge aus dem Leben der Mülheimer aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Außerdem gibt es Informationen über die Gründerfamilie Stinnes. Öffnungszeiten sind sonntags (10-12 Uhr) und dienstags (15-16), allerdings ist das Haus derzeit geschlossen. Zusätzlich führt der Verein Fahrten durch, veranstaltet Vorträge und bringt eine historische Zeitschrift heraus.