Mülheim.. Das Blue Lake Jazz Ensemble aus Michigan, USA, war zu Gast bei der Big Band der Luisenschule. Gemeinsam gaben sie ein bejubeltes Konzert auf der Freilichtbühne an der Dimbeck. Bald fahren die Mülheimer Schüler zum Austausch nach Amerika.
Koboldhaft schlängelt sich der junge Mann mit der großen blauen Tuba und gekonnt schrägen Tönen vornweg und die anderen Musiker mit Posauen und Trompeten hinterher – mitten durch die klatschende Menge auf der Freilichtbühne. Das „Blue Lake Jazz Ensemble“ aus Michigan (USA) spielt mit dem Publikum und das macht begeistert mit. Ein Heimspiel wurde das Konzert der amerikanischen Musiker, die mit ihren Gastgebern, der Big Band der Luisenschule, als Höhepunkt ihres Aufenthaltes in Mülheim ein Konzert auf der Freilichtbühne gaben: 45 Musiker auf einer Bühne.
Das ist wohl selbst für die Mittwochs-Reihe eine neue Größe, zudem mischt sich fetter Big Band-Sound eher selten unter das zumeist rockige und bluesige Programm an der Dimbeck. Schon als die Big Band der Luisenschule das Konzert mit Ohrwürmern anstimmt, setzt ein Gekreische wie bei einem großen Rock-Konzert ein. Eine Fan-Gemeinde aus Mitschülern, Lehrern und Familie hat sich unters bunte Völkchen gemischt. Den Takt für die Luisenschüler auf der Bühne gibt Musiklehrerin und Bandleiterin Regina Coupette vor. Sie ist über Kontakte des Mülheimer Jazzclubs auf das Austauschprogramm des Blue Lake Art Camps in Michigan aufmerksam geworden.
Begeistert von der "offenen Art" in Mülheim
So kam es, das 19 junge jazzinfizierte Amerikaner drei Tage lang in Mülheim zu Gast waren und volles Programm hatten. Los ging es am Montag, natürlich mit einer Jam-Session im Jazzclub. „Das war super“, sagt Lasse Grunewald, „allein die vielen Bilder von amerikanischen Musikern an den Wänden, die wir alle kennen“. Schließlich habe der Jazz seine Wurzeln in Amerika „und gerade in den Großstädten wie in New York gibt es noch richtig große Jazzclubs“. Der 22-jährige gebürtige Flensburger studiert seit drei Jahren an der Universität von Kalamazoo in Michigan Jazz-Saxofon und kennt sich aus im Blue Lake Arts Camp, was an einem kleinen See liegt und aus zahlreichen Holzhäuschen besteht. „Da gehen jeden Sommer 5500 Schüler hin, um in den Ferien Musik, Orchester, Chor oder andere Künste zu studieren.“
Vor Mülheim ist das Ensemble in Dänemark, Sachsen-Anhalt und bei Husum gewesen. Nach dem Auftritt geht’s abends noch nach Toulouse und andere Städte in Frankreich weiter. Begeistert von der „offenen Art“ in Mülheim, der Aufnahme, den Luisenschülern und von der Gastfamilie ist Lasse Grunewald – überhaupt vom ganzen kulturellen Austausch. „Ich find’s immer super und einzigartig mit Bands aus anderen Ländern zu spielen, allein die Lebenserfahrung, die man dadurch bekommt.“
Der Austausch geht weiter
Vielleicht wird in der halben Welt jetzt für den Mülheimer Jazzclub geworben – mit Aufklebern auf den Instrumentenkoffern. Macher vom Jazzclub ließen es sich nicht nehmen, die jungen Musiker des „Blue Lake Jazz Ensembles“ mit Taschen, Kappen, Bechern und Stickern des Jazzclubs auszustatten. In guter Erinnerung wird Saxophonist Lasse Grunewald Mülheim behalten.
Er war in Mülheim bei einem Gitarristen und seiner Familie untergebracht. „Die schneiden sich ein Bein ab, um dir etwas Gutes zu tun.“ Schnell wäre das Eis gebrochen und in kurzer Zeit sei eine Freundschaft geschlossen worden, „da ist es herzzerreißend, wenn man nach zwei Tagen wieder weg muss“. Auch der Kontakt zur Luisenschule soll auf jeden Fall gehalten werden. „Gerade weil Mülheim so viel Spaß gemacht hat und es hier eine Big Band gibt, die in der gleichen Besetzung spielt und Musik macht“. Angetan von den amerikanischen Kollegen sind auch die Luisenschüler: „Das sind Vollprofis, die können einem gut was beibringen“, sagt Noah Frehmann. „Der Austausch“, sagt Lehrerin Regina Coupette, „hat unheimlich Impulse gegeben“. Und ist keine Einbahnstraße: Nächstes Jahr im Sommer fahren die Luisenschüler nach Michigan und geben dort mehrere Konzerte, so Coupette: „Das ist Motivation pur für alle.“