Mülheim. Die Sparkasse Mülheim ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Sie sieht sich daher genötigt, den Mitarbeitern eine Jahressonderleistung zu kürzen.

Anhaltend niedrige Zinsen, steigende Lohn- und Sachkosten, wachsende Anforderungen an die Kapitalmindestausstattung, Hilfestellung bei der West LB-Pleite – längst müssen die Sparkassen den Euro umdrehen und sehen, wo sie Kosten einsparen können. Die Sparkasse Mülheim hat sich entschlossen, in diesem Jahr die ergebnisorientierte Vergütung zu streichen.

Für jeden Mitarbeiter sind das 3,57 Prozent des Gesamtjahresgehaltes, je nach Einkommen schon mal vierstellige Summen. Begeisterung löste das nicht aus, vielfach Verständnis, aber auch Kritik.

Sparkasse drohte, rote Zahlen zu schreiben

Während die Zinsüberschüsse seit einigen Jahren sukzessive absinken, steigt der Aufwand, der Jahresüberschuss betrug zuletzt nur noch 980.000 Euro. Die Sparkasse Mülheim wäre in die roten Zahlen gerutscht, hätte sie nicht gegengesteuert. Das Kostenziel von 53 Millionen – in dem sämtliche Ausgaben enthalten sind – durfte in diesem Jahr, so der Vorsitzende des Vorstandes, Martin Weck, nicht überschritten werden. Kürzen, aber wo? Zwölf Festgehälter plus ein 13. Festgehalt als Weihnachtsgeld erhält jeder 468 Sparkassen-Mitarbeiter, dazu ein 14. Gehalt, das je zur Hälfte aufgeteilt ist in eine leistungsorientierte Vergütung, die bleibt, und in die ergebnisorientierte Vergütung (EOV), die vom Erfolg des Unternehmens abhängt. In den vergangenen Jahren wurde die Vergütung in der Regel meist sogar zu 100 Prozent gezahlt. Doch ohne Erfolg keine Vergütung. „Wir haben uns daher dafür entschieden, den Mitarbeitern die Streichung der ergebnisorientierten Vergütung vorzuschlagen“, sagt Weck und betont, dass der Vorstand selbst auf 15 Prozent verzichtet.

Für den Vorstand war dieser Weg der am wenigsten schmerzhafte für alle und der am gerechtesten verteilte. Bei Dieter Köhnen, dem Vorsitzenden des Personalrates, stieß man auf großes Verständnis, auch wenn er sagt: Natürlich habe keiner gejubelt. Doch die Einsicht sei da gewesen, dass man etwas für das Unternehmen tun müsse. Abgestimmt wurde per Klick am Bildschirm: 98,7 Prozent sagten Ja zu dem Modell. Den Vorstand macht es zufrieden: „Die Alternative wäre gewesen, junge Leute vor die Tür zu setzen. Das wäre langfristig unklug.“

Verwaltungsrat stimmte zu

Beim Verwaltungsrat stieß der Sparkassen-Vorstand auf Zustimmung. „Die schwierige Lage für die Sparkassen hält an, es muss an verschieden Stellen gespart werden“, sagt der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Dieter Wiechering, und stellt zugleich die Frage. „Wer bekommt denn heute noch 14 Gehälter.“ Das stamme aus längst vergangenen Zeiten.

Doch Kritik gibt es, sie lief auch bei der Gewerkschaft Verdi auf. Unter Druck gesetzt hätten sich manche Mitarbeiter gefühlt, berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretärin Deniz Kuyubasi von besorgten Anrufern, und von der Angst vor Einzelgesprächen mit den Chefs. Bei der Gewerkschaft wächst die Sorge, dass derartige Kürzungen bei Mitarbeitergehältern Schule machen könnten.

Personal soll in den nächsten Jahren reduziert werden

Bei Verdi sieht man in dem Vorgehen klare Verstöße gegen Dienstvereinbarungen. Den Mitarbeitern werde suggeriert, dass sie mit dem Verzicht „ihre“ Sparkasse retten würden, das sei unsinnig, so Deniz Kuyubasi. Doch um Hilfe wurde die Gewerkschaft von der Sparkassen-Belegschaft nicht gebeten. „Wir führen keinen Stellvertreterkrieg“, heißt es denn auch bei Verdi. Soll heißen: Wir unternehmen nichts, wenn ihr uns nicht ruft.

Manchem stößt die Gehaltskürzung auch deshalb übel auf, weil die Sparkasse Mülheim sich wieder einen dritten teuren Vorstandsposten gönnt, statt zwei, auf die man erst reduziert hatte. Doch die Aufstockung verteidigt Wiechering als notwendig, sinnvoll und im Vergleich zu anderen Sparkassen als angemessen.

Weck sieht für das kommende Jahr eine gewisse Besserung. Allerdings will er Personal in den nächsten Jahren über sozial verträgliche Modelle reduzieren. Auszubildende im größeren Ausmaß nicht zu übernehmen, wie es die Sparkasse Essen macht, stehe in Mülheim nicht zur Debatte. Weck will weiter in neue Technik investieren, die Arbeit mit Privat- und Geschäftskunden intensivieren. Fusion ist bei der Sparkasse Mülheim mit 2,8 Milliarden Bilanzsumme kein Thema. Und Streichungen beim Zweigstellennetz – es gibt künftig noch zwölf Filialen – stehen aus Sicht des Verwaltungsrates in den nächsten Jahren, trotz Online-Banking, nicht an.