Kamp-Lintfort. Kinder der alevitischen Kulturgemeinde bescherten Seniorinnen und Senioren. Ihr Motto der weihnachtlichen Aktion: „Gemeinsam statt einsam.“

Eigentlich trafen sich die Seniorinnen und Senioren der Altenpflegeeinrichtung Friederike-Fliedner-Haus an diesem Samstagmittag wie in der Vorweihnachtszeit gewohnt zu einem Adventsfrühstück. Viele der etwa 100 Bewohnerinnen und Bewohnern hatten bereits in dem weihnachtlich geschmückten Speisesaal der Einrichtung Platz genommen. Dann erlebten sie eine schöne Überraschung: Sechs Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren der alevitischen Kulturgemeinde brachten weihnachtliche Geschenke vorbei.

Aus einer Geschenkbox holten sie die sorgfältig vorbereiteten Präsente. „Als Muslime beteiligen wir uns gerne am Weihnachtsfest“, sagte Tugba Öztas von der alevitischen Kulturgemeinde. In der Gemeinde beten Menschen gemeinsam, treffen sich zum Austausch, bauen aktuell einen Hobby-Spielraum für Kinder und bieten Jugendlichen verschiedene Freizeitaktivitäten an. „Unsere Gemeindemitglieder arbeiten, studieren und leben in Deutschland. Viele sind in Kamp-Lintfort geboren und feiern das Weihnachtsfest.“

Kinder der alevitischen Gemeinde verpackten Geschenke

Nachdem die Kinder der Gemeinde am zweiten Adventssonntag Plätzchen gebacken hatten, diese aber wegen der Hygienevorschriften nicht in örtlichen Pflegeeinrichtungen verteilen konnten, haben sie sich etwas Neues ausgedacht: „Die Kinder wollten den Seniorinnen und Senioren eine Freude machen und haben in unseren Gemeinderäumen einen ganzen Tag lang gebastelt, mehr als 100 Christstollen eingekauft und sie bunt verpackt. Zum Beispiel mit Tannengrün und Schlittschuhen als Motiv.“

„Unsere Religion ist Mensch. Wer in einem Land lebt, sollte sich mit den Kulturen im Land beschäftigen.“

Tugba Öztas

Außerdem erfuhren sie mehr über die Geschichte des Weihnachtsfestes. „Unsere Religion ist Mensch. Wer in einem Land lebt, sollte sich mit den Kulturen im Land beschäftigen“, erzählte Öztas, deren Kinder beispielsweise auch den christlichen Religionsunterricht in der Schule besuchen.

Friederike-Fliedner-Haus: „Jung und Alt gehören zusammen“

Die Augen der Seniorinnen und Senioren strahlten, als die Kinder ihnen die schön verpackten Christstollen mit den Worten „Frohe Weihnachten“ überreichten. „Das ist so eine schöne Sache und der Christstollen ist lecker“, freute sich die 82-jährige Annegret, die seit Oktober im Friederike-Fliedner-Haus wohnt und sich wohl fühlt. Annegrets Tochter Gudrun (59) und Gudruns Mann Ralf (63) kamen aus Bochum angereist. „Wir finden es toll, dass es im Fliedner-Haus Aktionen wie diese gibt“, sagte Gudrun. „Menschen alevitischen Glaubens mussten aus Ländern aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung fliehen“, ergänzte Ralf. „Das sollte nie mehr passieren, daher sind solche Zeichen des Miteinanders wichtig.“

Gut gefallen haben den Kindern die freudigen Reaktionen der Bewohnerinnen und Bewohner: „Es hat echt Spaß gemacht und wir haben immer ein Motto: Gemeinsam statt einsam“, sagten die siebenjährige Rosalin und die elfjährigen Ali Haydar Öztas und Güney Mustafa-Karadag, der ganz zur Freude der Seniorinnen und Senioren eine kleine rote Weihnachtsmütze trug. Barbara Evers vom Sozialen Dienst des Friederike-Fliedner-Hauses unterstrich: „Jung und Alt gehören zusammen. Wir sind eine Gemeinschaft.“