Moers. Der Moerser Cannabis-Club „Hanfwerk“ hat jetzt seine Lizenz. Warum der Verein trotz CDU-Plan, das Gesetz zurückzunehmen, mit dem Anbau beginnt.
Zweieinhalb Jahre hat Dirk Müller diese Nachricht herbeigesehnt: Am 15. November zog er sie dann endlich aus dem Briefkasten, die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf für die Gründung eines Cannabis Social Clubs. „Es war ein tolles Gefühl“, erinnert sich der 44-jährige Vereinsgründer im Gespräch mit unserer Redaktion. „Jetzt dürfen wir endlich loslegen.“ Auf einem etwa 8000 Quadratmeter großen Grundstück in Moers wollen Müller und seine Kollegen vom „Hanfwerk“ bald mit dem Anbau von legalem Cannabis beginnen.
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Seit Anfang Juli können Cannabis-Clubs in Deutschland ihre Lizenz beantragen. Die damalige Befürchtung Müllers, sein Vorhaben könnte durch Bürokratie ausgebremst werden, bewahrheitete sich nicht. Der Genehmigungsprozess sei von konstruktiven Gesprächen zwischen der Bezirksregierung und dem Moerser Verein geprägt gewesen. Unklarheiten, die ein neues Gesetz wie das zur Cannabis-Freigabe nun einmal mit sich bringen, wurden gemeinsam schnell beseitigt. Nachdem der Präventionsbeauftragte des „Hanfwerk“ seine Schulung abgeschlossen hat, waren Mitte Oktober alle Unterlagen vollständig. Einen Monat später gab die Behörde aus der Landeshauptstadt „grünes Licht“ für den Anbau in der Grafenstadt.
Cannabis-Club in Moers: „Hanfwerk“ will zum Jahreswechsel 2025 mit Aussaat startet
Jetzt heißt es für Dirk Müller und seine Mitstreiter, die letzten Punkte des Sicherheitskonzeptes zu realisieren. Nachdem die letzten Zäune gezogen und Sicherheitskameras installiert sind, beginnt die Aussaat. „Ich spekuliere darauf, zum Jahreswechsel das Licht einschalten zu können“, stellt der ambitionierte Gründer in Aussicht. Bis dahin sollen auch die rund 700 Voranmelder erfahren, ob sie einen der 500 zulässigen Plätze für Mitglieder in dem Moerser Cannabis-Club erhalten. „500 Leute in einem Verein zu organisieren, ist vom Aufwand vergleichbar mit einem kleinen Unternehmen“, sagt Müller. Der große Unterschied: Cannabis-Clubs arbeiten ohne Gewinnabsicht.
Dem Gedanken an eine Gründung widmete sich der Wahl-Moerser erstmals im Jahr 2022. Damals trieb die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP eine Cannabis-Legalisierung voran. Seither hat sich viel getan. Im April dieses Jahres ist der Konsum der pflanzlichen Droge per Gesetz entkriminalisiert worden. Jüngst sorgte der Rückzug der FDP für einen Bruch der Bundesregierung. Am 23. Februar stehen Neuwahlen an.
Moerser Cannabisverein „Hanfwerk“ hat keine Sorge vor Rücknahme der Cannabis-Freigabe
Aktuelle Umfragen sehen die CDU in der klaren Favoritenrolle auf einen Wahlsieg. Dieser Gedanke weckt bei manchem Vereinsgründer Unwohlsein. Der CSC Düsseldorf etwa hatte kürzlich angekündigt, doch auf einen Genehmigungsantrag zu verzichten. Gegenüber der NRZ schilderten die Verantwortlichen, die Ankündigung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, die Cannabis-Freigabe nach einem möglichen Wahlsieg zurückzunehmen, habe bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt. Beim Moerser „Hanfwerk“ gibt man sich entspannter: „Wir haben keine Angst vor einem Kanzler Merz.“ Schließlich benötige die CDU aller Voraussicht nach einen Koalitionspartner, um zu regieren. Und der dürfte aus den Reihen der bisherigen Ampel hervorgehen, prognostiziert Dirk Müller. „Ich erwarte einige Anpassungen und Verschärfungen. Wenn diese kommen, werden wir natürlich mitwirken. Aber da ist meine Sorge eher begrenzt. Zumal unsere Lizenz sieben Jahre lang gültig ist.“
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Die Entkriminalisierung unter einer mutmaßlich unionsgeführten Bundesregierung aufrecht zu erhalten, hielte Müller für sinnvoll. Er erachtet Cannabis im Vergleich mit Alkohol und Nikotin als die am wenigsten schädliche Substanz. Zumal das Bild auf den Straßen in Moers und darüber hinaus keinen Anlass für eine Änderung liefere, meint der 44-Jährige: „Ich merke, dass die Leute verantwortungsbewusst mit der neuen Freiheit umgehen.“