Moers. In einer Kita in Moers kommt es zu vielen Schließungen von Gruppen. Die Stadt äußert sich jetzt zu den Gründen. Was Eltern verzweifeln lässt.
Die Eltern sind verzweifelt: An der Kita Holderberger Straße in Moers fällt seit Wochen regelmäßig die Betreuung der Kinder aus. Seit Mitte August gibt es offenkundig ein akutes Personalproblem. In einer Auflistung haben Eltern zusammengetragen, an welchen Tagen welche Gruppe geschlossen werden musste, mit welcher Begründung und wann die Eltern davon Kenntnis erlangt haben.
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Etliche Eltern haben sich mittlerweile in ihrer Verzweiflung per Mail an Bürgermeister Christoph Fleischhauer gewandt. „Ich schreibe Ihnen diese Mail, weil ich dringend und mit Nachdruck Ihre Hilfe benötige“, heißt es da. „Auch wenn das Personal vor Ort alles in deren Macht Stehende tut, um einen einigermaßen geregelten Ablauf zu ermöglichen, so macht der langfristige Personalausfall allen einen Strich durch die Rechnung.“
Mütter in Moers haben Existenzängste
Und weiter heißt es in den Mails, die auch der Redaktion vorliegen: „Mittlerweile werden täglich Gruppen geschlossen, sodass ich mein Kind geplant bereits im Schnitt zwei Mal pro Woche selbst betreuen muss. Dazu kommen spontane Krankheitstage der noch vorhandenen Erzieher*innen, wodurch der Betrieb beinahe komplett lahmgelegt wird.“ Die Prognose sehe furchtbar aus, heißt es weiter. Und: „Ich habe ernsthafte Existenzängste!“
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Andreas Unger gehört zu den Eltern, die sich nicht mit dieser Situation abfinden mögen. „Die Leute machen einen tollen Job“, sagt er über das Team in der Kita. Das will er gar nicht in Abrede stellen. Aber die aktuelle Situation sei eine „absolute Vollkatastrophe“. Seit drei bis vier Wochen seien nur zwei bis drei Tage die Woche sicher. Und oft erhalte man die Info, dass es keine Betreuung gibt, „wenn man schon fast vor der Kita steht“. Er und seine Frau haben schon alle möglichen Kanäle in der Verwandtschaft angezapft. Aber das klappt eben nicht immer.
„Ich habe im Kindergarten weinende Mütter gesehen.“
„Ich habe im Kindergarten weinende Mütter gesehen“, sagt Andreas Unger. Die heimische Betreuung bleibe eben doch oft an den Frauen hängen, sagt er. Von denen bangten einige um ihren Job, weil die Arbeitgeber eine solche Situation nicht auf Dauer tolerierten. „Das macht ja kein Arbeitgeber mit“, ist sich Unger sicher. So warte man jetzt „morgens gespannt, ob die nächste Hiobsbotschaft kommt“.
Für ihren zweijährigen Knirps hat die Familie eine 45-Stunden-Betreuung gebucht. Macht 520 Euro monatlich. Das Geld bekommt man nicht zurück. „Der Kita-Betrieb bleibt ja grundsätzlich aufrechterhalten“, erklärt Stadtsprecher Thorsten Schröder auf Anfrage der Redaktion. Die Erzieherinnen würden schließlich weiterbezahlt. Der Unmut der Eltern über die Gruppenschließungen sei „mehr als nachvollziehbar“, sagt er. Die Stadt würde sich die Situation auch anders wünschen.
In der besagten städtischen Kita hat es nach seiner Aussage einen solchen Fall bisher noch nicht gegeben. Aber: „Wir haben momentan eine Krankheitswelle.“ Das betreffe nicht nur die Kita. Erkältungskrankheiten gehen früher um als sonst. Und ja, auch Corona legt die Menschen wieder verstärkt flach. An der Kita Holderbergstraße sind vier von neun Beschäftigten krank, davon drei Fachkräfte. Insgesamt gibt es sechs an der Kita sowie drei Ergänzungskräfte. Schröder: „Was die Situation schwierig macht, ist, dass es immer eine Fachkraft in den Gruppen geben muss.“ Der Sprecher der Stadtverwaltung spricht auch das „rollierende System“ an, heißt: Von den drei Gruppen wird im Wechsel eine geschlossen.
Die Stadt Moers arbeitet an einer Lösung
Nun haben die Eltern in ihrer Auflistung auch solche Fälle benannt, in denen alle Gruppen dicht sind. Schröder: „Da gibt es dann eine Notbetreuung.“ Vonseiten der Eltern wird auch gefragt, warum man keinen Ersatz einstellt. Nun hat die Stadt für ihre 16 Einrichtungen schon zehn sogenannte Springerinnen, die dort zum Einsatz kommen, wo es eng ist. Duplizität der Ereignisse: Von denen ist auch über die Hälfte krank. Und einfach so neu ausschreiben könne die Stadt nicht, Leiharbeiter seien auch keine Lösung, sagt Stadtsprecher Schröder. Denn: Wer heute als Erzieherin arbeiten möchte, kann sich die Stelle mittlerweile aussuchen.
„Es geht nur über einen politischen Weg: Man müsste die Anzahl der Springerstellen verdoppeln“, setzt Schröder an. Der Ärger aus der Elternschaft ist im Rathaus angekommen. Dort wird gerade an einer organisatorischen Lösung gearbeitet, führt Thorsten Schröder aus. Kurzfristig kann er keine Wunder versprechen, kündigt jedoch für November bis Jahresende eine Lösung an.
Zum Personal
Bei der Stadt Moers gibt es folgende Stellen einschließlich der Kita-Leitungen: Erzieher/innen: 196 Stellen, Kinderpfleger/innen: 61 Stellen. In der Betreuung sind ca. 1.260 Kinder. Die Zahlen sind aber immer schwankend, erklärt die Stadt. Man könne die Anzahl der Kinder allerdings nicht in „tatsächliche Relation zu den Stellen“ setzen, heißt es weiter, da ganz entscheidend die vorhandenen Gruppenformen in den einzelnen Kitas seien. Auch käme es immer auf den Stundenumfang der Betreuung an. Die Personalbemessung sei immer individuell für jede Kita vorzunehmen.