Neukirchen-Vluyn. Tobias Seifert aus Neukirchen-Vluyn sammelt seit vielen Jahren Schallplatten. Mittlerweile hat er viele echte Raritäten. Was er am Vinyl schätzt.

Bei Tobias Seiferts Plattensammlung werden sogar Swifties neidisch. Denn der Neukirchen-Vluyner besitzt eine echte Rarität, die so einige Taylor-Swift-Fans wohl gerne im Regal stehen hätten: Es ist die limitierte Sonderpressung einer Schallplatte des Albums „1989“, die Seifert für seine beiden elf- und 14-jährigen Töchter gekauft hat. Das besondere ist die rosa, rauchklare Vinyl-Optik. „Dafür würde ich wohl mittlerweile einen vierstelligen Betrag bekommen“, sagt Seifert, der selbst dafür nur 20 Euro bezahlt hat.

Überhaupt nennt der 39-Jährige nach 16 Jahren Sammelleidenschaft so einige selten Schätzchen sein Eigen. Eine deutsche Erstpressung der Band „The Doors“, die ersten 25 Folgen von drei Fragezeichen oder „Just a Gigolo“ von Louis Prima aus den 1950er-Jahren zählen zu Seiferts besonderen Stücken, die er fein säuberlich im ehemaligen Partykeller seines Hauses aufbewahrt. 8000 Schallplatten, die er übrigens alle gehört hat, lagern dort mittlerweile alphabetisch sortiert in den Regalen. Das nimmt natürlich ganz schön viel Platz und Zeit ein. „Da gibt es schon mal die ein oder andere Diskussion mit der Familie, ob es langsam reicht“, erzählt Seifert schmunzelnd.

8000 Schallplatten hat Tobias Seifert in seinem Keller.
8000 Schallplatten hat Tobias Seifert in seinem Keller. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Sammlerleidenschaft begann vor 16 Jahren

Dabei hat seine Ehefrau durchaus dazu beigetragen, dass Seifert seine Begeisterung für Schallplatten entdeckte. Als er vor 16 Jahren mit seiner jetzigen Frau in die erste gemeinsame Wohnung zog, hatte diese noch zwei Platten von Bob Marley im Flur stehen. „Die haben wir dann eingerahmt und aufgehängt und haben dann in Venlo nach weiteren geschaut“, so der Neukirchen-Vluyner. „Und mein Schwiegervater meinte, dass wir dann auf jeden Fall auch einen Plattenspieler brauchen. Den hat er uns geschenkt und so hat die Sucht sozusagen begonnen.“

Lange Zeit war der 39-Jährige einer der jüngsten im Schallplatten-Sammel-Universum, schließlich galt dieses Hobby als ziemlich altmodisch. Wer braucht schließlich schon Platten, wenn man alle Songs streamen kann? Doch nachdem die CD immer mehr zum Auslaufmodell wurde, sprangen immer mehr Menschen wieder auf den Vinyl-Trend auf. 90 Prozent der Plattenkäufe tätigt Seifert über private Anbieter, über Ebay-Kleinanzeigen, Facebook oder Bekannte. Er kauft nur Vinylplatten und ausschließlich LPs (Langspielplatten), keine Singles. Mehr als 70 Euro hat er noch nie für eine Platte ausgegeben. „In Plattenläden bin ich nicht so oft zu finden, da werden einem nicht so interessante Geschichten zu den Stücken erzählt“, sagt er. „Aber in Sammlerkreisen kennt man sich natürlich mittlerweile.“

Neukirchen-Vluyner hat Klassiker und eher unbekannte Platten

In jedem Raum des Hauses befindet sich ein Plattenspieler.
In jedem Raum des Hauses befindet sich ein Plattenspieler. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Der Neukirchen-Vluyner, der als Sozialarbeiter beim Kinderschutzbund arbeitet, mag viele unterschiedliche Genres, auf einen Favoriten will er sich aber nicht festlegen. „Die Klassiker wie die Stones, Beatles oder Pink Floyd habe ich alle im Regel stehen, jetzt suche ich eher einzelne, rare Stücke. In erster Linie geht es mir aber um gute Musik“, meint Seifert. Soul und Hip-Hip liegen ihm besonders am Herzen, er liebt auch David Bowie und Ziggy Stardust. Volksmusik, Schlager, Heavy Metal und Klassik hört er gar nicht.

Das Besondere an LPs aus den 1960er bis 1990er-Jahren sei, dass diese extra für den Sound auf einer Schallplatte produziert worden sind. „Die Musik ist also das unverfälschte Original“, erklärt Seifert. Und viele der Cover seien eigene Kunstwerke, die auf den viel kleineren CDs gar nicht so zur Geltung gekommen wären. „Ich höre keine CDs und auch kein Spotify oder ähnliches, außer im Auto“, sagt Seifert. Im ganzen Haus hat er dafür aber fünf Plattenspieler, also fast in jedem Zimmer. Auch seine beiden Töchter können damit problemlos umgehen. „Das ist natürlich cool, weil die meisten in ihrem Alter Plattenspieler ja höchstens aus alten Filmen kennen“, sagt der Neukirchen-Vluyner. Für sie hat er auch jede Menge aktuelle Künstler wie Billie Eilish oder Clueso im Repertoire. „Abends hören wir immer gemeinsam eine Platte“, erzählt der 39-Jährige.

Ehemaliger Partykeller ist sein Rückzugsort

Eine deutsche Erstpressung der Doors gehört zu den Raritäten, die Tobias Seifert bei sich im Keller aufbewahrt.
Eine deutsche Erstpressung der Doors gehört zu den Raritäten, die Tobias Seifert bei sich im Keller aufbewahrt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Braucht Seifert mal einen Rückzugsort, ist das definitiv der Keller, wo gerade schon wieder ein paar neue Kisten mit Platten, die noch einsortiert werden wollen, steht. Hier trifft er sich auch gerne mit Freunden, trinkt ein Bier, spielt Karten - und hört natürlich gute Musik.