Moers. Ramadan beginnt bald. Die Vorbereitung auf die Fastenzeit läuft auf Hochtouren. Doch einige Muslime in Moers stoßen auf Schwierigkeiten.
Am kommenden Sonntag, 10. März, beginnt für viele Musliminnen und Muslime die Fastenzeit. Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalenderjahr. In dieser Zeit sind das Essen, Trinken und Rauchen sowie der Geschlechtsverkehr für Fastende von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang untersagt.
In Moers leben viele Menschen muslimischen Glaubens, viele von ihnen feiern den Fastenmonat mit tiefer Hingabe und spiritueller Reflexion. Doch hinter den Kulissen gibt es oft vielfältige Erfahrungen und Herausforderungen. In Moers zeigen sich diese Unterschiede während der Vorbereitungen für den heiligen Monat.
Ramadan in Moers: Familie trifft die letzten Vorbereitungen
Motasem Dahkoul wohnt seit 2015 mit seiner Familie in Moers. Für ihn geht es bei dem Fastenmonat nicht nur um den Verzicht auf Essen und Trinken, sondern: „Im Ramadan geht es um Dankbarkeit, Mitgefühl, Zusammenhalt und inneren Frieden“, sagt der 27-Jährige.
Mit Begeisterung bereitet er sich mit seiner Familie auf den Ramadan vor. Während sie die letzten Vorbereitungen treffen, herrscht in ihrem Zuhause eine Atmosphäre der Vorfreude. „Von der Reinigung der Wohnung bis hin zur Planung von festlichen Mahlzeiten für das Fastenbrechen ist jeder Akt mit einer besonderen Bedeutung verbunden“, sagt der Sicherheitsexperte.
Da sich die Essenszeiten während des Fastenmonats drastisch ändern, gehört die Umplanung der Mahlzeiten zu den Vorbereitungen. Dahkoul fastet bereits ein paar Tage vor Beginn des Ramadans und passt seine täglichen Aktivitäten und Mahlzeiten entsprechend an. Ziel sei es, dass sein Körper gut in den Monat startet. „Außerdem verwende ich die Zeit vor dem Ramadan, um mich spirituell vorzubereiten. Dies kann durch das Lesen des Korans oder sogar durch die Lösung von Konflikten mit Freunden, Familie oder Nachbarn erfolgen“, erklärt der Syrer.
„Im Ramadan geht es um Dankbarkeit, Mitgefühl, Zusammenhalt und inneren Frieden“
Ramadan: Moerser Familie verzichtet auf aufwändige Vorbereitung
Andere Familien in Moers stehen allerdings vor großen Herausforderungen bei den Vorbereitungen auf die Fastenzeit. Maisa Odeh und ihre zwei Töchter haben dieses Jahr auf Rituale des Fastenmonats verzichtet. Obwohl sie vorhaben, den Monat zu fasten, haben sie mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen. „Die gestiegenen Kosten für Lebensmittel und andere Ausgaben machen es uns schwer, den Ramadan wie in unserer Heimat zu feiern“, sagt die 44-jährige Odeh.
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Maisa Odeh floh vor ein paar Jahren aus Syrien nach Deutschland. In Moers lebt sie mit ihren zwei Töchtern. Sie ist wegen einer Knieoperation arbeitsunfähig, ihre Töchter besuchen aktuell die Schule. „Allein vom Bürgergeld kann man nicht gut leben. Insbesondere die zusätzlichen finanziellen Herausforderungen für den Schulbedarf machen es schwierig“, erklärt die Syrerin.
Deshalb beschloss sie, sich auf einfache Vorbereitungen und Festmahlzeiten zu konzentrieren, die ihrem Budget entsprechen. „Für mich ist das Wichtigste, dass meine Töchter ihre Bildung abschließen, ohne zu fühlen, dass in ihrem Zuhause etwas fehlt“, meint die Mutter. Trotzdem will die Familie nicht auf das Fasten verzichten, denn der Ramadan ist für sie wichtig, auch wenn sie nicht alle Traditionen und Rituale wie in ihrer Heimat befolgen kann.
Für die beiden Familien ist Ramadan ein Monat der Versöhnung und der Dankbarkeit. Deshalb bedanken sie sich bei der deutschen Gesellschaft für ihre Akzeptanz und Offenheit, dass sie hier ihre religiösen Traditionen frei ausüben können. „Zwar sieht man auf den Straßen keine Beleuchtung zum Ramadan, so wie zu Weihnachten, aber ich bevorzuge ein ganzes Jahr in Frieden zu fasten, anstatt eine Woche im Schatten des Kriegs“, sagt Dahkoul.
Moers: Bürgermeister nimmt an gemeinsamen Fastenbrechen teil
Vielen Musliminnen und Muslimen fehlt die Ramadan-Atmosphäre auf den Straßen: beleuchtende Straßen oder entsprechende Musik zum Monat. Die Stadt Frankfurt am Main hat beschlossen, in der Innenstadt eine solche Beleuchtung aufzuhängen. In Moers gibt es bisher keine Pläne, eine vergleichbare Beleuchtung aufzuhängen. „Wir müssen dies individuell prüfen. Dazu wäre sicherlich auch eine Willensbekundung des Stadtrates wünschenswert“, teilt die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Allerdings beteiligt sich Bürgermeister Christoph Fleischhauer an gemeinsamen Fastenbrechen im muslimischen Fastenmonat. In Moers organisieren muslimische Kulturvereine sowie Gemeinden nach Angaben der Stadt Moers jedes Jahr ein gemeinsames Fastenbrechen, dazu werden nicht nur Muslime eingeladen, sondern auch Bürgerinnen und Bürger nicht-muslimischen Glaubens. „Jedes Jahr wird Bürgermeister Christoph Fleischhauer von verschiedenen Gemeinden zum Fastenbrechen eingeladen. Er nimmt dort immer gerne teil, um in den interreligiösen und -kulturellen Austausch zu treten und seine Wertschätzung zu zeigen“, so Pressesprecher Klaus Janczyk.
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