Herne. Nach langem Vorlauf soll eine Herner Betonwüste zum grünen Treffpunkt für die Bevölkerung werden. Warum erneut eine Verschiebung drohen könnte.
Schön ist anders: Der Marktplatz in Röhlinghausen ist geprägt durch Beton, Ödnis und Trostlosigkeit. Seit 2016 wird über die Umgestaltung diskutiert, nun hat die Stadt einen konkreten Entwurf vorgelegt. Pläne für ein Bauvorhaben am Rande des Platzes könnten die Umsetzung aber noch gefährden.
Nach WAZ-Informationen denkt der Eigentümer des direkt an den Markt anschließenden Ladenlokal-Komplexes an der Edmund-Weber-Straße/Marktstraße darüber nach, den Flachbau abzureißen und durch eine Wohnbebauung zu ersetzen. Drei der vier Ladenlokale sind zurzeit belegt durch eine Versicherungsagentur, einen Bestatter und einen Dönerladen, ein Ladenlokal steht leer. Eigentümer der Immobilie soll Familie Scherpel sein, bekannt als Inhaber der Bäckereikette Malzers und als Investor in weitere Immobilienprojekte in Röhlinghausen - so wie 2014 für den Bau eines Wohn- und Geschäftshaus an der Edmund-Weber-Straße 200 oder für den Kauf des ehemaligen Finanzamtes, das für eine Filiale des Discounters Netto abgerissen wurde.
Zum aktuellen Vorhaben soll es auch schon Gespräche zwischen den Scherpels und der Stadt gegeben haben, so war zu hören. Auf Anfrage der WAZ ließ Familie Scherpel ausrichten, derzeit zu dem Projekt nicht Stellung nehmen zu wollen. Fest steht: Eine Wohnbebauung dürfte Auswirkungen mindestens auf den Zeitplan für die Umgestaltung des Platzes haben, wenn nicht gar auf die Inhalte der Planung.
Für die Sitzung der Bezirksvertretung Eickel am Donnerstag, 21. November, (siehe auch unten) hat die Verwaltung eine ausführliche Vorlage für einen „neuen“ Marktplatz in Röhlinghausen erstellt. Von einer möglichen Wohnbebauung ist darin noch nicht die Rede. An der Notwendigkeit eines Umbaus des Platzes gibt es aus Sicht der Stadt keinen Zweifel. „Der Marktplatz ist annähernd bis zu 100 Prozent versiegelt. Die Aufenthaltsqualität ist sehr schlecht und lädt nicht zum Verweilen ein“, heißt es in der Vorlage. Der „Markt“ bestehe einmal wöchentlich aus einem Händler für Kleidung. Eine Nutzung des Platzes durch Anwohnerinnen und Anwohner finde nur in Randbereichen statt.
Mehr Bäume, Pflanzen und Spielgelegenheiten
Auf Basis der Ergebnisse eines internen Workshops hatte die Stadt 2022 ein erstes Konzept vorgelegt, das nun zu einem Entwurf ausgearbeitet worden ist. Mit der Umgestaltung zu einem „Begegnungsraum“ strebt die Verwaltung eine gesteigerte Aufenthaltsqualität und Biodiversität an. Im Detail: Neue Bäume und Pflanzflächen, mehrere Spielpunkte sowie als Herzstück ein 2500 Quadratmeter großer Marktplatz sollen zum Verweilen einladen. Eine großflächige Entsiegelung soll zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen. Vorgesehen ist auch die Entfernung der Hochbeete auf der östlichen Seite sowie der Bau einer Treppenanlage fast über die gesamte Breite des Platzes. Die Barrierefreiheit wäre über mehrere Zugänge trotzdem gegeben, heißt es.
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Die Baukosten für die Umgestaltung betragen laut Stadt rund 860.000 Euro. Mit der (noch nicht erfolgten) Aufnahme in das NRW-Programm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ wäre eine Förderung von 100 Prozent möglich - 60 Prozent durchs Land, 40 Prozent durch die Emschergenossenschaft. Die Bauzeit betrage etwa acht Monate, so die Stadt weiter.
Die Sitzung der Bezirksvertretung Eickel beginnt am Donnerstag, 21. November, um 17 Uhr im Sud- und Treberhaus, Eickeler Mark 1. Das Thema Röhlinghauser Markt ist der vierte Tagesordnungspunkt.