Herne. Ein Oberhausener Veranstalter steht unter Verdacht Schlagerfans beim Ticketverkauf betrogen zu haben. Der Verantwortliche wehrt sich.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs gegen den Oberhausener Veranstalter André Kusch eingeleitet. Seine Firma Starevent hatte offensichtlich Tickets für die Party-Veranstaltung „Crange feiert“ verkauft, obwohl klar war, dass die Veranstaltung nicht wie beworben am 10. Mai 2025 auf dem Cranger Kirmesplatz stattfindet.

Ermittlungsverfahren von Amts wegen eingeleitet

Crange feiert in Herne
2025 wird es keine Fortsetzung von „Crange feiert“ auf dem Kirmesplatz geben. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Oberstaatsanwalt Paul Jansen von der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum bestätigt auf WAZ-Anfrage den Vorgang. „Wir haben von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ In der Berichterstattung haben sich aus Sicht der Staatanwaltschaft Hinweise darauf ergeben, dass Kusch seine Ticketkäuferinnen und -käufer in betrügerischer Art und Weise um ihr Geld gebracht haben könnte. Weiter ins Detail geht Jansen nicht und verweist auf die laufenden Ermittlungen.

Die bislang bekannten Fakten belasten Kusch, der Geschäftsführer und Gesicht von Starevent ist: Die Herner Stadtverwaltung hatte Ende Oktober bestätigt, dass Kusch für das Kirmesgelände keinen gültigen Mietvertrag habe. Kusch präzisierte gegenüber unserer Redaktion sogar selbst, dass ihm bereits am 5. September aus dem Herner Ordnungsamt mitgeteilt worden sei, dass er keinen Mietvertrag für den Kirmesplatz erhalten werde. Dennoch wurde der im August gestartete Vorverkauf offensichtlich nicht einfach gestoppt: „Ich habe für mich gesagt, dass ich das weiterlaufen lasse, bis ich eine neue Veranstaltungsfläche habe“, erklärte Kusch Ende Oktober gegenüber unserer Redaktion und sagte selbst: „Das ist kein Betrug.“ Der Ticketkauf war noch Ende Oktober möglich.

Crange feiert
Er sei sich keiner Schuld bewusst, sagt Kusch. Er fühle sich seinerseits von der Stadt Herne betrogen. © FFS | André Hirtz

Beschuldigter überrascht: Er wisse nichts von Ermittlungen

Auf Nachfrage unserer Redaktion zeigt sich André Kusch jetzt (am Freitag, 22. November) überrascht. Er wisse bislang noch nichts von den Ermittlungen. Er selbst habe auch nie beabsichtigt, jemanden zu betrügen. Kusch attackiert seinerseits die Veranstalter des neuen Festivals, das jetzt am 10. Mai stattfindet. Er fühle sich von Stadt und dem neuen Veranstalter hinterrücks ausgebootet. Über den neuen Veranstalter sagt er, weil dieser den Vertrag für das Gelände bekam: „Der bescheißt die Leute, nicht ich.“

Warum ließ Kusch den Vorverkauf auch nach dem 5. September weiter laufen? Ein Mitarbeiter habe vergessen, ein Häkchen zu setzen, erklärt Kusch nun auf wiederholte Nachfrage. Es habe auch in diesem Zeitraum von September bis Oktober lediglich eine einzige Bestellung für Tickets gegeben. Diese sei auch angekommen, aber man habe das Geld sofort zurücküberwiesen, weil er vermutete, dass die Bestellerin mit unserer Mediengruppe in Verbindung stehe. Was jeder sehen konnte: Im November wurde der Ticketverkauf dann tatsächlich offline genommen. Die Veranstaltung wird allerdings weiter mit dem Ort „Freifläche Cranger Kirmes Platz“ beworben.

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Wie viele Tickets wurden wirklich verkauft?

Kusch sprach Ende Oktober von „ein paar hundert Tickets“, die bereits verkauft worden seien. Sämtliche verkauften Tickets sollen nun laut Kusch vor dem 5. September verkauft worden sein. Zu diesem Zeitpunkt sei er noch davon ausgegangen, die Fläche von der Stadt für seine Veranstaltung zu erhalten. Er sei in gutem Glauben der Stadt Herne gegenüber aufgetreten, der er ebenfalls Vorwürfe macht. „Wir sind ganz klar davon ausgegangen, dass die Stadt uns den Platz zuspricht.“ In diesem Glauben habe er den Vorverkauf gestartet.

Akitv will Kusch das Geld auch weiter nicht zurückerstatten. Es bleibe aber dabei, dass das Geld auf dem Konto liege und verfügbar sei. Nach der Berichterstattung Ende Oktober hätten ihn ein oder zwei Käufer angeschrieben. Diesen habe er ihr Geld sofort erstattet. Wer sich melde, bekomme sein Geld zurück.

Bei der Veranstaltung sollten unter anderem die DJs „Harris & Ford“ und Felix Harrer und die Mallorca-Sänger Lorenz Büffel, Frenzy und Rumbombe auftreten. Kusch hält gegenüber den Ticketkäufern daran fest, dass die Veranstaltung am 10. Mai stattfindet. Er wolle dann auch gegen „Crange total“ und den Veranstalter antreten: „Sobald wir eine neue Location haben, werden wir ihm Druck machen, dass ihm ihm schwindelig wird.“

Ärger um Zahlungen mit Peter Wackel und Mickie Krause

André Kusch war zuletzt wegen Zahlungsproblemen öffentlich in den Fokus geraten. Die Mallorca-Stars Peter Wackel und Mickie Krause hatten ihre Auftritte bei der Starevent-Veranstaltung „Oberhausen feiert“ kurzfristig abgesagt, weil der im Vorfeld zu bezahlende Anteil der Gage nicht gezahlt wurde. Kusch gestand schleppende Vorverkäufe ein und bat nach eigenen Angaben darum, die Gagen erst nach dem Auftritt zahlen zu dürfen. Wackel und Krause sagten dennoch ab. Mit Ikke Hüftgold sprang Kusch allerdings ein sehr prominenter Künstler und Produzent zur Seite.

„Ich bin leistungsfähig“, erklärte Kusch im Oktober und bekräftigt das auch jetzt. Er sei ausdrücklich nicht pleite und werde weiter Veranstaltungen machen. Er hat aktuell die Veranstaltung „Best of Popschlager Open Air“ am 30. August 2025 am Aquapark Oberhausen in Planung und im Kartenvorverkauf.

Die neue Veranstaltung „Crange total“ wird komplett unabhängig von „Crange feiert“ organisiert und von unserer Zeitung präsentiert.