Herne. Mit Unterstützung von Kindern ist am Montag der Grundstein für die Kita Barbarastraße gelegt worden - nach langer Planung und viel Streit.

Angesichts des großen Bedarfs in Herne sind Neubauten von Kindertagesstätten wenig umstritten. Im Fall der Kita Barbarastraße in Röhlinghausen, für die am Montagmorgen der Grundstein gelegt worden ist, war das anders.

Anlieger wehrten sich gegen den Neubau an dieser Stelle

Um den Streit und den Widerstand zu verstehen, muss man ins Jahr 2020 zurückblenden. Zuvor hatte die Stadt jahrelang nach einem Standort gesucht, um die marode Einrichtung an der Hofstraße zu ersetzen. Nachdem der erste Vorschlag für einen Neubau - das Areal des Kinderspielplatzes an der Barbarastraße - von der Politik mit Hinweis auf die Zahl der zu fällenden Bäume abgelehnt worden war, brachte die Stadt das Areal direkt gegenüber ins Spiel. Dort müssten nur fünf statt 13 Bäume gefällt werden. Während die Politik zustimmte, gingen Anlieger auf die Barrikaden. Das sei ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die den Park am Sportplatz zur Naherholung nutzen. Die Anwohnerinnen und Anwohner demonstrierten, sammelten Unterschriften und machten Alternativvorschläge. Dennoch blieb die Politik bei ihrer Entscheidung.

Auch daran erinnerte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda bei der Grundsteinlegung. Herne als dicht bebaute Stadt falle es nicht leicht, für Neubauten Freiflächen zu opfern und er sei sich im Klaren darüber, dass manche Bürgerinnen und Bürger unzufrieden mit der Entscheidung seien. Aber man habe nicht im großen Stil Bäume fällen wollen. Am Ende sei die Barbarastraße der beste Standort. Immerhin sei an anderer Stelle im Park Bebauung abgerissen und eine neue Freifläche geschaffen worden.

„Stadtentwicklung fängt bei den Kleinsten an“

Völlig unstrittig sei der Bedarf an neuen Kitas. Die 106 Plätze, die Ende 2025 hinzukommen, seien ein schöner Schritt. Eine wichtige Aufgabe sei, für Kinder die nötigen Entwicklungsräume zu schaffen. Mit diesem und weiteren Neubauten (Franzstraße oder Am Berg) werde Hernes Kita- und Bildungsstruktur immer besser. „Stadtentwicklung fängt bei den Kleinsten an“ so Dudda.

OB Frank Dudda, Sozialdezernentin Stephanie Jordan, HSM-Geschäftsführer Christian Keller und Bezirksbürgermeister Arnold Plickert (v.l.) bei der Grundsteinlegung.
OB Frank Dudda, Sozialdezernentin Stephanie Jordan, HSM-Geschäftsführer Christian Keller und Bezirksbürgermeister Arnold Plickert (v.l.) bei der Grundsteinlegung. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Sozialdezernentin Stephanie Jordan verdeutlichte die Dynamik, die Herne bei der Kitaplanung entwickelt habe. Als man sich 2018/2019 mit der Frage beschäftigt habe, wie viele Kita-Plätze in Herne gebraucht werden, hätten die Prognose für die kommenden Jahre bei 950 Plätzen gelegen. In den vergangenen zehn Jahren seien in Herne 1377 Plätze geschaffen worden. Und: Weitere 536 Plätze seien ganz konkret in Planung. „Damit legen wir einen Grundstein für die weitere Entwicklung unserer Stadt. „Zukunft sind die Kleinsten, und Bildung ist der zentrale Schlüssel.“

SPD wird Verkehrskonzept von der Verwaltung fordern

Übrigens: Die in die Jahre gekommene Kita an der Hofstraße wird nach Inbetriebnahme der Kita Barbarastraße keineswegs aufgegeben, so Jordan auf Frage der WAZ-Redaktion, dazu sei der Bedarf viel zu hoch. Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert wies darauf hin, dass mit den Wohnungsbauprojekten am Sportplatz Reichsstraße und an der Richard-Wagner-Straße (ehemaliges Katasteramt) weitere Familien in den Stadtteil ziehen werden, deshalb sei der Neubau die richtige Entscheidung.

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Die SPD-Fraktion schaut bereits auf die Verkehrssituation. Neben der Kita sorgten die Kita Hofstraße, das Volkshaus mit Tagesveranstaltungen und der Sportplatz für reichlich Verkehr in der engen Straße. Deshalb wird die SPD von der Verwaltung ein Konzept einfordern, wie dieser Verkehr in geordnete Bahnen geleitet werden kann.

>>> DIE KITA IN DATEN

Die Planungen für die Kita begannen 2020, ursprünglich war mal 2021 als Baubeginn angepeilt worden. Die Fertigstellung ist für das vierte Quartal 2025 vorgesehen, die Baukosten liegen bei etwa 6,4 Millionen Euro. Das Gebäude ist mit Photovoltaik, Dachbegrünung und Wärmepumpentechnik ausgestattet. Es entstehen 106 Plätze, davon 30 im U3-Bereich.