Herne. Eine Bande sprengt in Herne den Geldautomaten einer Bank. Die Polizei ermittelt vor hunderten Schaulustigen. Die Bilder sorgen für Entsetzen.
Trümmer liegen in der Fußgängerzone verstreut. Die Wucht der Explosion hat die gläserne Fassade im Erdgeschoss des Hauses an der Bahnhofstraße in Herne herausgedrückt. Im Sonnenschirm des Eiscafés gegenüber sind Splitter eingeschlagen. Eine Täter-Bande hat in der Nacht zu Montag einen Geldautomaten in der Santander-Bank an der Bahnhofstraße gesprengt. Der Schaden ist enorm.
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Ein Tatort wie nach einem Mord
„Wir reden hier von professionellen Banden“, sagt Polizeisprecher Gunnar Wortmann. Die Dortmunder Polizei hat sich spezialisiert auf Geldautomaten-Sprenger und den Einsatz übernommen. Die Spurensicherung ist vor Ort. Die rausgesprengten Fenster sind zum Beweismittel geworden. Wie nach einem Mord sind die einzelnen Beweisstücke mit Zahlen markiert. Experten verpacken Teile des total deformierten Geldautomaten in Tüten. Hunderte Schaulustige verfolgen im Laufe der Zeit das Geschehen.
Es war wohl Glück im Unglück für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses. Sie werden gegen 3 Uhr von der gewaltigen Detonation aus dem Schlaf gerissen. Das Haus wird evakuiert. Am Mittag steht fest, dass die Explosion zwar die Bankfiliale verwüstet hat, aber keine so dramatischen Schäden am Gebäude angerichtet hat, dass die Statik gefährdet wäre. Wie groß der Schaden ist, steht noch nicht fest. Die Hauseigentümer zeigen sich froh, dass die Statik nicht gefährdet wurde.
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Weißes Auto soll nach dem Knall davongerast sein
Zur Beute und Details macht die Polizei keine Angaben. Die Kriminellen sollen mit einem Auto davongerast sein. Dass zumindest eine kleine Geldmenge freigesetzt wurde, ist in einem offensichtlich authentischen Video zu sehen, das ein Ohrenzeuge kurz nach der Tat gemacht und umgehend bei Facebook veröffentlicht hat. Der Mann schreitet in dem Video durch die Trümmer und findet einen 50-Euro-Schein, den er kurz darauf einer offensichtlich etwas verdutzten Polizistin in die Hand drückt.
Der mutmaßliche Augenzeuge erzählt, dass „ein weißer Wagen mit Vollspeed“ durch die Fußgängerzone gerast sei. Die Polizei sucht weitere Zeugen, die etwas beobachtet haben können und bittet noch um Hinweise unter 0234 909-4441. Farbpatronen, die zuletzt als Sicherheitsmittel gegen Automatensprengungen eingesetzt wurden, scheinen nicht explodiert zu sein.
Schock bei Passanten und Anwohnern
Das Trümmerfeld und die Ermittlungen sorgen auch am Vormittag noch für Aufregung. Menschen kommen zusammengelaufen. Passantinnen und Passanten bleiben stehen, weil die Polizei weite Teile vor der Bank als Tatort abgesperrt hat. „Ich bin fassungslos, was das für Ausmaße hat“, sagt Alina Valentini (35). „Ich möchte nicht hier in dem Haus gewohnt haben.“ Das sei wohl auch der Grund, weshalb man keine Banken mehr in Wohnhäusern eröffne.
Andere nehmen den kriminellen Akt etwas resignierend hin. „Wenn wir in den Dschungel gehen, gibt es böse Tiere und gute Tiere“, sagt Gabriel Pelle vom Eiscafé Abruzzo gegenüber. „Die Menschheit ist genau wie der Dschungel, böse und gut“, sagt der 64-Jährige. Er hat Glück im Unglück, dass sein Café nicht weiter von den Trümmern getroffen wurde. Die sonnigen Plätze in der ersten Reihe mit direktem Blick auf die Ermittlungen sind an diesem Montagvormittag beliebt.
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Wie geht es in der Santander-Bank in Herne weiter?
Viele Passantinnen und Passanten spotten auch über die Bank. Man mache es den Sprengbanden viel zu einfach, heißt es. In einzelne Kommentare mischen sich Verschwörungstheorien. War der Automat nicht besonders gesichert? Die Santander-Bank hat bislang noch nicht auf Anfragen geantwortet. Offen ist auch, ob und wie der Betrieb in Herne weitergeführt wird.
Die Polizei rät unterdessen dringend davon ab, nach einer Sprengung wie im Video in die Nähe des Geschehens oder sogar mitten hinein zu gehen. Möglicherweise gefährde man sich wegen der Einsturzgefahr selbst. Außerdem vernichte man vielleicht sogar Spuren: „Das ist ein Tatort.“