Herne. Herkunft und Armut von Kindern in Herne wirken sich stark auf die Arbeit in den Schulen aus. Dabei zeigt sich in Herne ein negativer Trend.
Das Thema Kinderarmut bereitet den Schulen in Herne zunehmende Probleme. Erste Schulen reagieren mit „armutssensiblem Unterricht“. „Wenn wir über Kinderarmut sprechen, reden wir über ein Problem, das wirklich jede Schule betrifft“, betont Schuldezernent Andreas Merkendorf.
Kinder, die den schweren Rucksack der Armut mit sich tragen, hätten es in der Schule deutlich schwerer. Und der Trend sei negativ: „Wir sehen, dass die sozioökonomischen Bedingungen nicht besser geworden sind und auch in Zukunft nicht besser werden“, so Merkendorf. Eine Bildungs- und Integrationskonferenz, die jetzt in der Volkshochschule stattfand, soll deshalb helfen, für das Thema zu sensibilisieren und einen Austausch herzustellen.
Ob Kita-Personal oder Lehrkräfte, sie alle sehen sich alltäglich den Schwierigkeiten gegenüber gestellt, die mit der finanziellen Benachteiligung von Kindern einhergehen. Häufig seien es diese Kinder, die auch vom Elternhaus nicht genug Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhielten, so Tanja Wasmuth, Fachbereichsleiterin Schule und Weiterbildung. „Es ist nachgewiesen, dass ihre Bildungschancen geringer sind“, sagt sie mit Blick auf die betroffenen Kinder.
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Deshalb sei es so wichtig, Schule und Unterricht entsprechend anzupassen, um diesem „Rucksack Armut“ weniger Gewicht zu geben, betont auch Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. So werde beispielsweise an der Josefschule armutssensibel unterrichtet. Selbstorganisiertes Lernen, wie es derzeit in vielen Bereichen als Konzept neu eingeführt wird, sei für diese Kinder zum Beispiel überhaupt nicht geeignet. „Das funktioniert nicht mit armen Kindern. Sie wissen nicht, was sie mit der Freiheit machen sollen.“ Struktur und enge Beziehungen zu den Lehrerinnen und Lehrern seien für diese Kinder sehr wichtig, so Christoph-Martini.
Lernzeiten statt Hausaufgaben seien ein Weg, bedürftige Schülerinnen und Schüler besser „mitzunehmen“. Auch der Ausbau der OGS-Betreuung sei wichtig. Zudem müssten Angebote wie Sport-Aktivitäten in die Schule kommen, um auch arme Kinder besser zu erreichen, so die Schulamtsdirektorin weiter.
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Wichtig sei es, auch die Mütter und Väter mehr einzubinden, sagt Claudia Heinrich, Leiterin des städtischen Fachbereichs Integration. „Ich finde es wichtig, Eltern zu befähigen, ihre Kinder zu unterstützen.“ So könnten Kinder zu Hause Hilfe und Anerkennung bekommen. Armut sei nicht an die ethnische Herkunft gekoppelt. „Wir wissen aber auch, dass viele zugewanderte Kinder von Armut betroffen oder bedroht sind.“ Es sei sehr wichtig, für dieses Thema zu sensibilisieren.