Herne. In Herne herrscht seit Jahren ein Mangel an Kita-Plätzen. Nun ist eine neue Kita in Wanne gestartet. Was sie so besonders macht.
Exakt 869 Kinder waren zu Beginn des Kindergartenjahres im August 2024 in Herne ohne einen Betreuungsplatz. Davon können jetzt 106 Plätze abgezogen werden. Am Dienstag ist die städtische Kita am Freibad in Wanne offiziell eingeweiht worden.
Schwerpunkte: Ernährung, Musik und Chancengleichheit
Doch selbstverständlich haben die Kinder die Räume längst vorher für sich erobert. Was die Mädchen und Jungen nicht wissen: Sie kommen in den Genuss eines besonderen Betreuungskonzepts, das Einrichtungsleiterin Marina Körner bei der symbolischen Schlüsselübergabe erläuterte:
So liegt ein Schwerpunkt auf der Ernährung. Jeden Morgen werde das Frühstück selbst produziert - inklusive des Mehlmahlens für das Brot. Auf diese Weise müssten die Kinder kein Frühstück mitbringen und lernten, wie man Brot backt. „Eltern und Kinder sind begeistert“, so Körner. Musik bilde den zweiten Schwerpunkt. Jeden Montag sei die Musikschule in der Kita zu Gast, alle Kinder könnten an einem der Angebote teilnehmen. Musik sei wichtig für die Entwicklung der Kinder. Viel Wert legt das Kitateam auf Chancengleichheit. Das bedeute: Egal ob Ausflüge oder Theaterbesuche, alles sei für die Eltern kostenfrei, damit jedes Kind die Chance habe, an den Aktivitäten teilzunehmen.
Nicht nur angesichts des Konzepts sagte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, dass sich die Anstrengungen gelohnt hätten, damit wies er auch auf die Besonderheiten des zweigeschossigen Neubaus hin. Dazu gehören neben einer Photovoltaikanlage auch eine Dachbegrünung zur Verbesserung des Mikroklimas. Neben den Gruppenräumen und einem Mehrzweckraum gibt es eine großzügige Dachterrasse - die die Kinder aber wohl erst im kommenden Jahr so richtig nutzen können, ebenso wie den Außenbereich, auf dem noch Bäume gepflanzt werden.
Die Kita sei ein wichtiger Baustein, um Stück für Stück Zukunft aufzubauen, so Dudda. Die frühkindliche Bildung sei enorm wichtig. Allerdings weitete er auch den Blick: Denn eine Kita sei auch eine Maßnahme zu Frauenförderung. Denn nur wenn eine Betreuung der Kinder sichergestellt sei, könnten die Mütter eine Beschäftigung aufnehmen.
Dieser „qualitative Bau“ habe auch seine Kosten. Rund sechs Millionen Euro hat der Bau der Kita gekostet, für die finanziell gebeutelte Stadt sei dies eine große Anstrengung. Herne sei immer wieder darauf angewiesen, intelligent Fördermittel zu akquirieren, in diesem Fall steuerte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe rund 3,6 Millionen Euro bei.
Kitaneubau ist ein Langstreckenlauf
Dudda erinnerte auch daran, dass gerade in Wanne der Betreuungsbedarf besonders hoch sei, deshalb hätten schon Mitte 2019 die Planungen für die Entlastung der Kita an der Florastraße begonnen. Der lange Zeitraum bis zur Inbetriebnahme zeigt, dass die Kitaplanung und der Neubau ein Langstreckenlauf ist. Und der wird in der nahen Zukunft, aber auch mittelfristig weitergehen, so Kirsten Wietoska, neue Leiterin des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie. Das heißt: In den nächsten Wochen wird die städtische Kita am Berg in Bickern offiziell ihrer Bestimmung übergeben, mittelfristig kommen unter anderem Neubauten am Weustenbusch in Eickel und im „H3“ in Herne-Mitte hinzu, um die Schere zwischen Bedarf und Angebot ein wenig zu schließen.