Herne. Ein neuer Verein in Herne heißt „Stadtverwaldung“. Er will Miniwälder schaffen. Sie sollen für Kühle sorgen und Menschen zusammenbringen.

„Tiny Forests“, also Miniwälder für das Ruhrgebiet - die fordert der Verein „Stadtverwaldung“, der sich jetzt in Herne gegründet hat. Gemeinsam mit Partnern, darunter Kommunen, Schulen, Kitas, Seniorenheime, Unternehmen, Kirchen oder Mietergemeinschaften, will der Verein in den kommenden Jahren so viele „Tiny Forests“ wie möglich schaffen. Das Ganze, sagt die Vorsitzende Britta Paulusch, sei ein sozialökologisches Projekt. Davon profitiere nicht nur die Umwelt, auch das „soziale Klima“ in der Nachbarschaft werde gefördert.

Britta Paulusch ist Ärztin mit einer Praxis in Röhlinghausen und engagiert sich in der Ortsgruppe Mittleres Ruhrgebiet von „Health for Future“, einer Bewegung von Beschäftigten im Gesundheitswesen, die sich gegen die Folgen der Klimakrise und dabei konkret für den Gesundheitsschutz einsetzt. Nun hat sie mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern ein neues Projekt gestartet: den Verein „Stadtverwaldung“, der „Tiny Forests“ auf den Weg bringen will. Die Städte im Revier, sagt die 56-Jährige, würden wegen des Klimawandels immer stärker durch Hitze, Überflutung und Feinstaub belastet, immer mehr gesundheitliche und materielle Schäden seien die Folge. Die Miniwälder sollen das abmildern. Im Ruhrgebiet sind bereits die ersten entstanden, darunter in Bochum und Essen.

Hernerin: Tiny Forests sind rund 200 Quadratmeter groß

Sie ist Vorsitzende von „Stadtverwaldung“: die Psychotherapeutin und Gynäkologin Britta Paulusch.
Sie ist Vorsitzende von „Stadtverwaldung“: die Psychotherapeutin und Gynäkologin Britta Paulusch. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Was sind „Tiny Forests“ beziehungsweise Miniwälder, so der deutsche Name? Sie sind etwa 200 Quadratmeter groß, haben also die Größe eines Tennisplatzes, erklärt Paulusch. Angelegt werden könnten sie überall dort, wo Platz dafür sei: auf Hinterhöfen, auf Schulhöfen, zwischen Gebäuden, auf Kitaflächen, und und und. Rund 600 standorttypische Baum- und Strauchsetzlinge würden dafür eingepflanzt. In den ersten drei Jahren müsse man sich zunächst noch um die Setzlinge kümmern, sie unter anderem in Trockenzeiten bewässern. Dann sei ein sich selbst tragendes und regulierendes System entstanden. 

„Wir sehen, wie sehr die Menschen in den Ballungsräumen mit Lärm, Hitze und Schmutz zu kämpfen haben“, so die Medizinerin. Mit den Tiny Forests verbessere sich im Umfeld das Mikroklima, es entstünden „Biodiversitätsinseln“, die Lebensräume böten für Pflanzen, Insekten und andere Tiere. Außerdem profitiere das seelische Wohlbefinden der Menschen: Das wachsende Grün sei ein Gegenpol zum stressauslösenden Lärm der Stadt. Und nicht zuletzt werde besagtes soziales Klima gestärkt: Durch die Beteiligung von Gruppen und Initiativen seien die Menscher aktiv, sie tauschten sich aus und erlebten Natur. Denkbar seien darüber hinaus auch weitere Projekte wie Urban Gardening oder die Schaffung von Sitz- und Spielmöglichkeiten an den Miniwäldern oder in ihrem Zentrum.

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Der gemeinnützige Verein will nun auf die Städte zugehen, sich vorstellen und sich als Partner beim Aufbau von Miniwäldern anbieten. Zugleich, so der Wunsch, sollen sich Interessierte beim Verein melden, also etwa Schulen, Kitas, Mietergemeinschaften, Wohnungsbauunternehmen, Kirchen oder Initiativen, Vereine und Gruppen, die Interesse an einem Tiny Forest auf ihrem Grundstück haben. Auch könnten sich gerne Menschen melden, die ein potenzielles Grundstück vorschlagen oder die sich gerne aktiv beteiligen wollten.

„Stadtverwaldung“ will aber auch beim Aufbau der Miniwälder helfen, dabei sei auch eine finanzielle Unterstützung denkbar. Apropos Geld: Einen Tiny Forest anzulegen, sagt Paulusch, koste rund 15.000 Euro an Materialkosten inklusive Umzäunung. Müsse ein Boden aufbereitet, ja gar entsiegelt werden, kämen weitere Kosten hinzu.

>>> Verein stellt sich auf Nachhaltigkeitsforum vor

  • Interessierte, die den Verein „Stadtverwaldung“, sein Ziel und seine Verantwortlichen kennen lernen möchten, können das Herner Nachhaltigkeitsforum am Dienstag, 12. November, bei der VHS im Kulturzentrum (Willi-Pohlmann-Platz) besuchen. Es steht unter dem Motto „Mehr Grün in der Stadt!“ Geboten werden laut Veranstalter Informationen, Austausch und Handlungsperspektiven. Zeit: 18.30 bis 20 Uhr.
  • Kontakt zum Verein per E-Mail: stadtverwaldung@gmx.de.