Herne. Einmal im Monat am Samstag umsonst mit Bus und Bahn fahren? Eine Stadt macht das bereits vor. Ein Vorbild für Herne? Was das Rathaus dazu sagt.

Seit Juni gibt es in Mainz ein neues Angebot: An jedem ersten Samstag im Monat können Bürgerinnen und Bürger den kompletten Nahverkehr im Stadtgebiet kostenlos nutzen. Die Linkspartei fragt: Ist das ein Vorbild auch für Herne? Um die Stadt zu beleben, den ÖPNV attraktiver zu machen und etwas für den Umweltschutz zu tun? Das Rathaus hält nicht viel davon - sondern setzt auf ganz andere Punkte.

Auf den Tisch kam das Thema „0-Euro-Samstag“ jetzt im Ausschuss für Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität. Zum Vorreiter Mainz: Neben einer Belebung des Einzelhandels sei dort das vorrangige Ziel, die Nutzung des ÖPNV zu steigern, so die Fraktionsvorsitzende Veronika Buszewski in einer Anfrage an die Verwaltung. Insbesondere Menschen, die sonst nie Bus und Bahn nutzten und stattdessen die meisten Wege mit dem Auto führen, sollten durch den kostenlosen Samstag animiert werden, auch mal umweltfreundliche Verkehrsmittel auszuprobieren.

„Als positive Effekte werden auch erwartet, den Autoverkehr in der Innenstadt zu entlasten und den Parkdruck ebenda zu verringern“, so die Ratsfrau weiter. Um die Auswirkungen und den Nutzen dieses Modellprojekts zu prüfen, finde eine wissenschaftliche Begleitung statt. Buszewski wollte in dem Ausschuss wissen: Was hält die Verwaltung von dem Projekt? Und wie hoch wären die Einnahmeverluste der Verkehrsbetriebe, wenn auch Herne einen kostenfreien Samstag einführen würde?

Herne:

Hakte in Sachen 0-Euro-Samstag nach: Linken-Ratsfrau Veronika Buszewski.
Hakte in Sachen 0-Euro-Samstag nach: Linken-Ratsfrau Veronika Buszewski. © Die Linke

Aus Sicht der Stadt ist ein solcher 0-Euro-Samstag „weder vom Aufwand noch vom Nutzen sinnvoll“, heißt es in ihrer Antwort. Die Ticketpreise im Abobereich hätten sich durch die Einführung des Deutschlandtickets ohnehin deutlich verbessert. Dadurch könnten die Menschen den ÖPNV bereits zu einem günstigen Preis und für einen längeren Zeitraum testen. Um nachhaltig und langfristig Menschen für Bus und Bahn zu gewinnen, sei es allemal besser, die knappen Haushaltsmittel für ein dauerhaft gutes Angebot einzusetzen.

Wie hoch die Einnahmeverluste bei einem kostenlosen Samstag wären, wäre nur mit einem hohen Verwaltungsaufwand zu ermitteln, so die Stadt weiter. Da die Tarifhoheit beim Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR) liege, müssten die Kosten unter Beteiligung des VRR und den Verkehrsunternehmen HCR, Bogestra und Vestische, die vor Ort unterwegs seien, koordiniert werden. Dieser Aufwand sei von der Verwaltung nicht zu leisten.

Deutschlandticket: Dadurch könnten Menschen den ÖPNV kostengünstig testen, meint die Stadt.
Deutschlandticket: Dadurch könnten Menschen den ÖPNV kostengünstig testen, meint die Stadt. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Buszewski wollte noch wissen: Welche anderen Ideen hat die Verwaltung, um Bus und Bahn attraktiver zu machen? An einer Verbesserung des ÖPNV, so das Rathaus, werde „dauerhaft gearbeitet“. Um nur einige Beispiele zu nennen: Haltestellen würden barrierefrei ausgebaut, Linien optimiert, Mobilstationen eingerichtet. Und nicht zuletzt sei besagtes Deutschlandticket eingeführt worden. Darüber hinaus sei aber vor allem eine „umfassende Kommunikation zur Mobilitätswende“ der Schlüssel, um Menschen für den ÖPNV, aber auch für Fahrräder und Spaziergänge zu gewinnen. Ein solches Kommunikationskonzept werde gerade durch die Verwaltung erarbeitet.

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Durch dieses Kommunikationskonzept, so die Verwaltung, soll die Mobilitätswende positiv in den Köpfen der Menschen verankert werden. Und: Damit sollen die Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, ihre Gewohnheit, oft mit dem Auto zu fahren, abzulegen und neue Routinen, also umweltfreundliche, zu entwickeln.